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Eröffnung Freitag, 23. November 2007, 19.30 Uhr im Rahmen der Innsbrucker Premierentage

Eröffnung durch Dr. Benedikt Erhard, Abteilung Kultur im Amt der Tiroler Landesregierung Zur Ausstellung spricht Dr. Walter Seidl, Kurator und Künstler, Wien

Das Prinzip von Kateřina Šedás Arbeitsweise besteht darin, dass sie sich selbst ins Spiel bringt, um zusammen mit anderen einen künstlerischen Prozess oder eine Aktion in Gang zu setzen, die sie dann in unterschiedlichen Medien umsetzt und festhält.

In dem umfassenden Projekt „Je to jedno“ („Es ist alles egal“, 2005 – 2007) widmet sich die Künstlerin ihrer Großmutter Jana Šedá, die nach einem arbeitsreichen Leben völlig inaktiv geworden war, die Lust an jeder Tätigkeit verloren hatte und auf jede Aufforderung oder Frage nur eine Antwort gab, „Es ist alles egal“. Šedá begann mit ihr zu arbeiten, mobilisierte ihre Erinnerung an ihre frühere Tätigkeit in einer großen Brünner Eisenwarenhandlung und brachte sie so weit, dass ihr 650 verschiedene dort geführte Artikel inklusive deren Preis wieder einfielen. Šedá animierte sie daraufhin, diese Artikel aufzuzeichnen und auch zu benennen. Auf diese Weise zeichnete die Großmutter mit ganz eigenem Strich und großem Gespür für die zeichenhafte Charakteristik der Dinge insgesamt 176 Gegenstände, viele davon seriell auf einem Blatt, gemäß deren unterschiedlichen Handelsgrößen. Es war eine Arbeit, die ihr Freude machte und sie aus ihrer Lethargie holte. Die Ausstellung zeigt eine Auswahl von 50 dieser Zeichnungen und ein dazu gehörendes langes Interview, das die Künstlerin mit ihrer Großmutter geführt hatte.

In der Arbeit mit dem Titel „Vnučka“ („Enkelin“, 2006 – 2007) setzte Šedá die Arbeit mit ihr mit neuen Aufgaben fort. So stellte sie drei verschiedene Serien von Fragebögen zusammen, die sie mit der Großmutter im Lauf eines Jahres durchging. „1 x denně před jídlem“ („1x täglich vor dem Essen“) ließ sie die Großmutter eine dieser Fragen schriftlich beantworten. Insgesamt zeigt die Ausstellung 50 solcher ausgefüllter Fragebögen. Die Zeichnungen und Fragebögen sind ein letztes und bleibendes Zeugnis von Jana Šedá, die Anfang 2007 starb.

In dem Projekt „Každej pes, jiná ves“ (wörtlich: „Jedem Hund ein anderes Dorf“, 2007) nahm sich Šedá einen ganzes Wohnviertel zum Objekt ihrer Aktion, die Plattenbausiedlung Nová Líšeň in ihrem Heimatort Brno-Líšeň, deren Häuser kurz zuvor in Pastellfarben neu gestrichen worden waren. Das Titel gebende tschechische Sprichwort sagt aus, dass die Menschen in dieser Siedlung sehr isoliert voneinander leben.

Šedá nimmt das abstrakte Moment der industriellen Uniformität der Bauten auf, um gerade über die Stereotypie einen Prozess zur Individualisierung in Gang zu setzen. Sie lässt für tausend dort wohnende Parteien tausend Hemden produzieren, für die sie ein Stoffmuster entwarf, das − in direkter Anlehnung an textile Karos − die bunten Plattenbauten im Rapport zeigt. Nach einem von ihr erstellten formalistischen Diagramm, das auf dem Grundriss der Siedlung basiert, ordnet sie jeweils zwei Parteien einander zu, um dann jeder ein Hemd mit der anderen Familie als Absender zuzuschicken. Eine mögliche Kontaktaufnahme ist damit in Gang gesetzt, in die Šedá aber nicht persönlich involviert ist. Sie führt die Regie, zieht sich aber selbst zurück und überlässt den Dingen ihren Lauf.

Die Arbeit ist als Rauminstallation konzipiert, zu der 40 Zeichnungen und Diagramme und auch eine Anzahl der Hemden gehören; weiters zu sehen sind Reaktionen auf das Projekt und eine Videodokumentation. Teile des Projekts wurden im Sommer 2007 auf der documenta 12 in Kassel gezeigt.

Kateřina Šedá wurde 1977 in Brünn geboren, sie lebt in Brünn und Prag.

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Katerina Seda