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Orte:
- Museum Folkwang, Essen
- Villa Hügel, Essen

Die Künstlerin Katharina Fritsch ist weltbekannt. Unvergesslich sind ihre einfarbigen, meist überlebensgroßen, stilisierten Figuren. Für ihren berühmten Rattenkönig hat sie beispielsweise zwei Dutzend meterhohe schwarze Ratten in einen Kreis gestellt und hinten am Schwanz zusammengebunden. Konkrete (Kindheits-)Erinnerungen verwebt sie in ihren Arbeiten mit universellen Ängsten und archetypischen Bildern.

In einer zwischen 2005 und 2007 entstandenen Serie thematisiert Katharina Fritsch ihren Geburtsort Essen. Erstmals sind diese wichtigen Arbeiten nun in Essen zu sehen. Fritsch zeigt ihre beeindruckenden Siebdrucke mit Plastiken im Museum Folkwang, ergänzt durch eine Präsentation in der Villa Hügel. Damit ist die vollständige Serie in Essen ausgestellt.

Im Museum Folkwang sind Postkarten aus Essen und der Umgebung zu sehen, die Fritsch stark vergrößert und im Siebdruckverfahren farblich verfremdet hat. Sie stammen von ihrem Großvater, der seiner Enkelin auf diesem Wege Grüße aus der Heimat ins benachbarte Düsseldorf schickte, wo Fritsch heute als Professorin an der Kunstakademie unterrichtet. Die historischen Postkarten aus den 1970er und 80er Jahren zeigen unter anderem den Baldeneysee mit Segelschiff en und Aufnahmen des Grugaparks mit seinen Wasserfontänen. Fritsch arrangiert sie mit der 1. Gartenskulptur (Torso) und der 2. Gartenskulptur (Vase) zu präzisen Rauminstallationen.

Die im Museum Folkwang ausgestellte 1. Gartenskulptur (Torso) ist nach einer Skulptur des Bildhauers Ernst Conze gefertigt, dessen Plastik Katharina Fritsch als Kind immer wieder im Garten der Nachbarn gesehen hatte. Die Arbeit von Ernst Conze weist Ähnlichkeiten mit einem Torso von Wilhelm Lehmbruck auf, den er vermutlich im Museum Folkwang sah, das seit 1912 einen Abguss besitzt. Die Postkarten ergänzt die Künstlerin in der Serie durch eigene Fotografien von Gärten und Seen. Mit diesen bespielt sie den Ausstellungsraum in der Villa Hügel. Im Zentrum steht hier das 1. Foto (Rosengarten), welches sie in Beziehung zur 3. Gartenskulptur (Skelettfüße) setzt.

Einmal mehr vermischt Katharina Fritsch das Persönliche mit dem Kollektiven. Die Werke berichten in ihrer Leichtigkeit auch vom deutschen Wirtschaftswunder. Geheimnisvoll changieren sie zwischen Melancholie, Unbeschwertheit, Eskapismus und Scheinhaftigkeit. Ihre reproduzierten Abbilder von Abbildern knüpfen an den Umgang mit Bildern in der Pop-Art an, gehen aber mit ihrer poetischen Kraft inhaltlich in eine ganz andere Richtung, erscheinen sie doch wie einander überlagernde Erinnerungsbilder, die mit jeder Erinnerung an die Erinnerung verblassen, sich verändern und neu formieren.