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Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder freut sich, die fünfte Einzelausstellung von Katharina Grosse mit der Galerie zu präsentieren.

Die Künstlerin besetzt mit ihrem Werk seit den frühen 1990er Jahren eine der relevantesten internationalen Malereipositionen. Ihr Werk und Denken kennzeichnen ständige Erneuerung und variable Perspektivierung, sie zielt auf eine systematische Befragung und Erweiterung des Malereibegriffs ab. „Malerei ist die direkteste Übertragung von Denken in Handlung“, sagt Katharina Grosse unlängst in einem Interview mit Louise Neri, „meine Bilder sind der direkte physische Niederschlag meines Denkens.“ Zunächst mit Pinsel und breiten Bürsten, seit 1998 vorwiegend mit der Spraypistole, arbeitet sie daran, Malerei als relationale, raumbezogene, performativ grundierte Erscheinung auf Grundlage radikaler Subjektivität kenntlich zu machen.

Vor allem die offensive Eroberung von Raum und Architektur mit ihrer Spraymalerei hat dem Werk der Künstlerin eine Flexibilität und Unverwechselbarkeit gleichermaßen gegeben. Es geht ihr nicht darum, Malerei durch eine Überschreitung des Leinwandformats zu erweitern, vielmehr „poppen“ Bilder überall auf. Im oben erwähnten Interview formuliert Grosse: „Das gemalte Bild ist ein Realitätsbeitrag, der dem Netzwerk anderer Bilder zugeführt wird. (...) Farbe ist nicht an Raum gebunden, sie ist von Ort, Oberfläche oder Gegenstand völlig unabhängig. Das sind die springenden Punkte meiner Arbeit: Wie ich es fertigbringe, Malerei als komplexe Muster emotionaler Information zu entwickeln, als Malerei, die überall auftauchen kann.“ So zuletzt u. a. raumgreifend im Arsenale der Biennale Venedig 2015 oder ihrer ortsspezifischen Intervention Rockaway! 2016 am Fort Tilden, New York, auf Einladung des MoMA PS1.

Der Ausgangspunkt von Grosses Arbeiten – seien sie ortspezifisch oder Studioarbeiten – ist referenzlos. Fasziniert von einem Bild, das keinerlei Identität anbietet, von einem Vorzustand, der gerade genug hervorbringt, um zu verstehen, dass ein Muster oder eine informative Struktur entsteht, wird hier die Erfahrung mit einer Art „vorsprachlichen“ Denkens erforscht. Die Malerei ist an der Oberfläche bzw. im Raum offen und aufnahmefähig für unzählige Ereignisse, die während des Malprozesses auftauchen. In gezielter Konzentration bringt Grosse mit ungemischter Acrylfarbe immer wieder neue Strukturen und Verfahren, die aus der Malaktion herrühren, auf die Leinwand, deren Potenzial mit Schablonen verdeutlicht und perspektivisch dimensioniert wird. Das Ergebnis ist eine betörende, überwältigende Malerei, die der Betrachtung unzählige Möglichkeiten der Anschauung bietet.

Katharina Grosse geboren 1961 in Freiburg, Breisgau, lebt und arbeitet in Berlin. Sie gewann 2003 den Fred-Thieler- Preis, im Jahr 2014 wurde ihr der Oskar-Schlemmer-Preis, Großer Staatspreis für Bildende Kunst Baden-Württemberg verliehen. Neben Einzelausstellungen im MoMA PS1, Long Island, dem Museum Frieder Burda, Baden-Baden, dem Nasher Sculpture Center, Dallas, dem Museum Kunstpalast, Düsseldorf, dem MASS MoCA, Massachusetts, dem Kunstmuseum Bonn, dem Palais de Tokyo, Paris und anderen, nahm Grosse an den Biennalen von Sydney, Taipeh, New Orleans und zuletzt 2015 an der Biennale Venedig teil.