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Katia Liebmann, 1965 in Halle an der Saale geboren, arbeitete 1985-1988 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Von 1989 bis 1995 Kunststudium in Nürnberg und Berlin. 1995 DAAD Stipendium für London, dort Studium am Royal College of Art und 1997-1998 Studien- und Lehraufenthalt an der State University New York, anschließend Lehrtätigkeit am London College of Printing. 1998 Ankauf der Werkgruppe „Gotham City“ durch die Saatchi Collection, London, im gleichen Jahr Nominierung für den Citibank Photography Prize, London (neben Thomas Gursky, Hiroshi Sugimoto, Thomas Demand). 2000 Stipendium der Hasselblad Foundation Göteborg, Schweden mit Ausstellung. Im Jahr danach Ausstellung im Goethe-Institut in London. Seit 2003 Dozentin für Künstlerische Druckgrafik an der Universität Oldenburg.

Die fotografischen Arbeiten Katia Liebmanns reflektieren die Geschichte des Mediums der Fotografie und seine ursprünglichen einfachen Praktiken. Grenzüberschreitend können auch die graphischen Techniken Teil des Prozesses sein. So werden mit den elementaren Mitteln neue Möglichkeiten erschlossen. Die Realität erscheint gefiltert, in anderer Perspektivik oder in eine eigene Bildqualität überführt – durch die verwen-deten Papiere, den Belichtungsvorgang, die Farbwerte, durch Überblendung, Reali-tätsverdoppelungen, das Arbeiten in Sequenzen. Zeit ist in doppelter Hinsicht gegen-wärtig, als Abfolge, die Bewegung und Abläufe enthält, und in der Verdichtung als aufgehobene Zeit.

Die beiden neuen in dieser Ausstellung vorgestellten Werkgruppen zeigen diese Spannweite. Die Blauen Blätter erweisen ihre Vielschichtigkeit in der Verbindung mehrerer Realitätsebenen. Wie oft in ihrer Arbeit, ist die Künstlerin Teil der Bildkon-zeption. Sie begreift sich als Medium, beim Blättern in Magazinen sind ihr Halbprofil und ihre Hände sichtbar oder erahnbar. Das Verhältnis zu den in den Magazinen dargestellten Personen verwischt sich, diese können sich wiederum spiegeln, oder es öffnen sich landschaftliche, räumliche Tiefen. Es handelt sich um Bilder von Bildern; tatsächliche oder illusionäre Wirklichkeiten werden ununterscheidbar, überlappen sich. Fiktive Welten, Stimmungen, Projektionen, werden zu realen. Dem dient die blaue Farbe, die das Schwebende, das unbestimmte Moment unterstreicht.

Das verbindet diese Gruppe mit den Winterlandschaften, die Teil der Naturdarstellun-gen oder Städtebilder der Künstlerin sind. Es sind unspektakuläre Motive, wie bei-läufig aufgenommen. Aber die Art der Umsetzung, die Belichtung von Großnegativen auf die großformatigen Büttenpapiere, erzeugt einen eigenen Ausdruckswert. Die blaue Farbe erhöht das Stimmungselement und das Gefühl der Zeitenthobenheit, erlaubt eine Reminiszenz an die große romantische Landschaftsmalerei. Sie hebt die Bilder aber auch auf eine andere Ebene, erzeugt eine Distanzierung und Abstrahie-rung und neutralisiert die atmosphärischen Verhältnisse. In allem schwingt auch ein Gefühl des Verlustes mit. So führen diese Arbeiten mit den ursprünglichen, einfachen fotografischen Mitteln zum Kern der Realität zurück, zu einem unmittelbaren Sehen.

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Katia Liebmann
Die blauen Blätter