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Eröffnung: Samstag, 3. November 2007, 18 Uhr

Sie sehen aus wie verbotene Kritzeleien, Über- und Weiterzeichnungen, Kommentierungen und Fantasiegebilde, die gelangweilte Schüler in ihren Physik- oder Biologiebüchern hinterlassen - oder auch wie die Aufzeichnungen eines genialen Forschers, der zu viel Comics gelesen hat. Und die Zeichnungen und Versuchsaufbauten von Katrin Leitner sind tatsächlich Forschungen auf künstlerischen Wegen. Jetzt zeigt der Kasseler Kunstverein in seinen temporären Räumen in der Oberen Karlsstraße 14 die Ergebnisse ihres einjährigen Arbeitsstipendiums, das sie im Sommer 2006 von der Walter-Heilwagen-Stiftung erhalten hat. Walter Heilwagen, Schulleiter, Stadtrat, Vorsitzender von Vereinen im Sozial- und Bildungsbereich, hat in seinem Testament verfügt, dass der größte Teil seines Vermögens in eine Stiftung eingebracht werden soll, die seinen Namen trägt. Aus der Rendite können jährlich „Preise oder Förderbeiträge ausgeworfen werden für wissenschaftliche, künstlerische, journalistische oder praktisch humanitäre Leistungen in Kassel oder von Kassel ausgehend.“ Die Stiftung soll seine Lebensarbeit fortsetzen und „Fortschritte in der Humanisierung des menschlichen und gesellschaftlichen Zusammenlebens erzeugen.“ In diesem Sinne wird der Preis der Walter-Heilwagen-Stiftung als ein einjähriges Arbeitsstipendium vergeben, dessen Ergebnis in einer Ausstellung und einem Katalog/Buch präsentiert werden. Katrin Leitner hat den Kommunikationsforscher und Medientheoretiker Vilem Flusser zu ihrem Mentor gewählt. Dieser „Anarch der Gelehrten“ scheint ihr eine ähnliche Mentalität zu haben, und seine Forschung eine wegweisende Grundlage ihrer Wahrnehmung, ihres Denkens und künstlerischen Arbeitens zu sein. Seine These vom Ende der als Text geschriebenen Geschichte, dem Ende der immer noch analogen Kunst und dem Beginn einer „Revolution der Bilder“, einem durch Technobilder programmierten Wertesystem, dessen Bedeutungsproduktionen wir noch nicht kennen, fasziniert sie. In ihrem Projekt „Flusser Under Construction“ geht es ihr allerdings nicht um die Illustration solcher Thesen, sondern um „paralleles Arbeiten“, um den Versuch also, im Sinne Flussers in digitalem Layout künstlerisch zu denken. Katrin Leitner fühlt sich als sein „Zauberlehrling“, der beim Ausprobieren auch manchmal Angst hat, ob er noch im Griff hat, was er in seinem Sinne in Gang gesetzt hat.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalogbuch, das Katrin Leitner nicht nur als Dokumentation, sondern wie die Weiterführung ihrer Forschung gestaltet hat.

Veranstaltungsort: Temporäre Räume des Kasseler Kunstvereins, Obere Karlsstraße 14, 34117 Kassel

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Katrin Leitner
Flusser Under Construction