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Keltie Ferris “U_N_D_E_R_S_C_O_R_E”
06.09.2019 - 26.10.2019

Keltie Ferris gehört zu den spannendsten Malerinnen, der in den 1970er Jahren geborenen Generation. Keltie Ferris Malerei verkörpert Aspekte von Performance Art, Abstrakter Moderne und den „Bildersturm“ digitaler Bildwelten. Dabei verbinden ihre Arbeiten die Illusion von Raum mit einer direkten Referenz zum Körper. Für ihre Serie „Body Prints“ benutzt sie faktisch ihren eigenen Körper als Malwerkzeug, während ihre großformatige Malerei durch die Verbindung gesprayter, handgemalter und reliefartiger Partien das komplexe Zusammenspiel von Körper, Raum und Identität auf eine abstrakte Ebene heben. Malerei versteht Keltie Ferris als persönlichen Index, der von performativen Geschlechter- und Körperidentitäten gekennzeichnet ist. Von Anfang an entstehen Keltie Ferris‘ Arbeiten in Referenz zu ihrem Körper. Frühere Arbeiten sind durch über- und nebeneinander gelagerte gesprayte und gemalte Farbflächen gekennzeichnet und lösen Assoziationen zu urbanen und digitalen Landschaf- ten aus. Ferris bezeichnet bereits diese Arbeiten als „Bühne für ihren Körper“. Ihre neusten Arbeiten erzeugen sprichwörtlich einen körperlichen Kontrast zwischen gesprayten, gemalten, mit Terpentin wieder unkenntlich gemachter Malerei und reliefartigen Elementen, die aus mit Marmorstaub vermischter Farbe bestehen. Leinwände werden collageartig übereinander als Objekt montiert und die Malerei expandiert von Leinwand über die Rahmen hinweg. Der Einsatz der Sprühpistole, mit der Ferris die teilweise mit Graphitstaub versetzte Ölfarbe als fließende Linie aufträgt, ist zentral. Die notwendige körperliche Geschwindigkeit beim Einsatz der Sprühpistole impliziert einen aktiven „tanzenden“ Körper. Der Werkprozess ist dem Action Painting ähnlich, hat allerdings mehr emotionale und faktische Distanz, da eben nicht der klassische Pinsel die Leinwand berührt. Der Geschwindigkeit der gesprayten Partien steht der langsame Werkprozess der pastosen Flächen gegenüber. Die jeweiligen Reliefs basieren auf dem paradoxen Konzept eine „Zeichnung als farbige Form zu modellieren“ und spielen augenzwinkernd mit der Vorstellung eine „Zeichnung auszumalen“, entgegen dem aufwen- digen realen Produktionsprozess dieser pastosen Flächen in Ferris‘ Malerei.

Der Kontrast zwischen illusionistischem Raum und realer Objekthaftigkeit bildet eine Spannung, die den Körper des Betrachters faktisch einbindet. In diesem Sinn sieht Ferris ihre neuen Arbeiten als ein „Gegenüber“: „More and more now I’m sort of thinking of the painting as the actor. I would even go so far as to say if the painting doesn’t feel active and alive, if it feels passive, then it’s probably just not a good painting.“ Keltie Ferris‘ Serie der Body Prints entsteht seit 2015 und unweigerlich denkt man an die Performances von Yves Klein in den 1960er Jahren und der Darstellung des weiblichen Körpers in der Kunstgeschichte. Ferris‘ Körper ist immer mit einem Jeanshemd und Jeanshose bekleidetet, wird von ihr selbst mit Ölfarbe und Pigmentstaub überzogen und dann gegen das Papier gepresst. Als Abdruck von Keltie Ferris‘ Körper sind die Body Prints sprichwörtlich „Index“ ihrer subjektiven Identität und verkörpern gleichzeitig eine Vielzahl möglicher Geschlechteridentitäten. Serialität und Wiederholung als Teil des Werkprozesses der Body Prints rücken die Darstellung des Körpers in eine politische Sphäre, so Ferris: „I want the work to be re ective of myself as a being in general, as well as a political actor. I wanted it to refer to the accumulation of those individuals as well — my multiple selves together, imagined armies of citizens.“

Keltie Ferris’ (US 1977) Arbeiten sind Teil wichtiger Museumssammlungen wie The Kemper Museum of Contemporary Art in Kansas City und dem Nerman Museum of Contemporary Art (Oppenheimer Collection), Overland Park. Im Jahr 2018 widmete das Speed Art Museum in Kentucky Keltie Ferris eine Einzelausstellung. Weitere Einzelausstellungen waren u.a.: „Body Prints and Paintings“, University Art Museum at SUNY Albany, New York (2016); „Paintings and Body Prints“, Mitchell-Innes & Nash, New York (2015); „Keltie Ferris: Doomsday Boogie“, Santa Monica Museum of Art, Los Angeles (2014).