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Der amerikanische Künstler Kerry James Marschall thematisiert in seinen figurativen, häufig als Historienmalerei angelegten Bildern die sozialen und kulturellen Erfahrungen von Afroamerikanern sowie – allgemeiner gefasst – die vielfältige Kodierung von Identitäten und ihre Marginalisierung innerhalb einer dominanten Kultur. Seine Darstellungen des täglichen Lebens in städtischen Sozialbauten (Garden Projects-Serie, 1994–95) und Mittelklassewohnzimmern mit Bildergalerien verehrter Bürgerrechtler (Souvenir-Serie, 1997–98) und seine historisch anmutenden Paarporträts (Vignettes, 2003–07) sind eine Hommage an die Utopien der Bürgerrechtsbewegung und definieren in einer selbstbewussten und reflektierten Art die sich verändernden Ideen von Integration und Geschichte, Selbstverwirklichung und Freiheit. Die Ambiguität seiner Szenen und ihre Darstellungsweise werfen dabei immer auch die Frage auf, wie wir die Bilder lesen und auf welcher Basis wir unsere Urteile fällen.

Der Logik der Collage folgend hat Marshall eine komplexe Bildsprache entwickelt, die kulturübergreifend Bezüge zur westlichen Kunstgeschichte mit den Stilelementen einer Schwarzen Ästhetik („black aesthetics“) verbindet. Zugleich ist sie geprägt von einem malerischen Interesse an den formalen Eigenschaften der Flachheit. Zum einen findet er für die Realität des Schwarz-Seins (Blackness) eine Umsetzung mit schwarzen Schattierungen, die das Figurative nahezu abstrakt erscheinen lassen, zum anderen durchbricht er mit Texturen aus Tropfen, Spritzern und Pinselspuren das klassische Konzept der räumlichen Tiefe und suggeriert einen Bruch mit der Realität und dem Naturalismus, der gemeinhin mit Historienmalerei assoziiert wird.

Kerry James Marshall, geboren 1955 in Birmingham, AL (USA), lebt und arbeitet in Chicago (USA).

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Kerry James Marshall