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Kim Jones, Galerie 1

Kim Jones wurde im kalifornischen San Bernardino geboren. Die Ursprünge seiner künstlerischen Arbeiten liegen in der Performancekunstszene Südkaliforniens der 70er Jahre. Weggefährten dieser Tage waren unter anderem Paul McCarthy und Chris Burden, beeinflußt haben ihn Künstler wie zum Beispiel Bruce Naumann und Eva Hesse. In dieser Ausstellung wird eine Auswahl von Jones' Kriegszeichnungen, Kriegsjacken und andere auf Papier entstandene Arbeiten zu sehen sein.

Jones bedient sich Performance, Skulptur, Zeichnung sowie der Malerei. Schon früh wurde er durch seinen Performance-Charakter „Mudman“ bekannt, den man, von Kopf bis Fuß mit Schlamm bedeckt, auf dem Rücken ein simpel zusammengebasteltes Gebilde aus Stöcken, Klebeband und Bindfaden tragend und das Gesicht unter einem Nylonstrupf versteckt, in den 70er Jahren durch die Straßen von Los Angeles und Venice und während der 80er Jahre durch New York City und dessen Untergrundbahnsystem laufen sehen konnte. Während all dieser Jahre produzierte Jones gleichermaßen Zeichnungen und Malereien auf Papier. Seine Papierarbeiten reichen dabei von komplexen Graphitzeichnungen, den sogenannten „Kriegszeichnungen“, bestehend aus Markierungen, Punkten und Leerstellen, die insgesamt die Bewegung einzelner Kampfeinheiten verdeutlichen sollen, bis hin zu seinen aus mehreren Farbschichten aufgebauten Strichzeichnungen mit Acrylfarbe oder Collagen, an denen Jones mitunter über 30 Jahre lang gearbeitet hat. Mit der Zeit hat der Künstler eine eigene Material- und Zeichensprache entwickelt: Stöcke, Schlamm, Bindfaden, Nylon, Feinstrumpfhosen, Ratten sowie „X“- und „O“-Symbole. Der Mudman und andere ihm ähnliche Performance-Charaktere bewegen sich auch in Jones' eleganten wie grotesken Zeichnungen und Malereien. Die Eleganz der Tuschezeichnungen aus den 80er Jahren täuscht nicht darüber hinweg, dass deren Inhalt eine außerordentliche Dichte besitzt.

Robert Storr bemerkt zu Kim Jones Kriegszeichnungen: „Es tritt darin eine Art umgekehrte Alchemie zum Vorschein, als ob das erträumte Gold sich plötzlich in Blei verwandeln würde. Die methodische, doch frei von Gewissensbissen agierende Hand des Künstlers gibt dem Betrachter zu verstehen, dass die Unschuld für immer verloren sei, so dass jeder ausgelöschte X- oder Punkt-Panzer gleichzeitig eine getilgte Erinnerung für sorgloses Chaos und ein Restbestand von Dezimierung und Zerstörung ist. Dadurch dass die selbe Hand beide Armeen kontrolliert, bedeutet ein Sieg einer der dargestellten armseligen Identitäten notwendigerweise den Niedergang der anderen. Auf diese Weise jagt die Niederlage den Sieg und begibt sich in einen Teufelskreislauf hinein, von dem kein eindeutiger Sieger oder eine geschlossene Einheit hervorgehen kann.“ (Robert Storr, 2007)

Zu den Kriegsjacken bemerkt Jones: „Sobald ich eins dieser Gebilde als Mudman trage, denke ich, dass ich eine lebende Skulptur bin. Die Hemden und Jacken tragen die Idee weiter – sie sind Skulpturen, die man am Körper tragen kann, die aber gleichzeitig auch die Kriegszeichnungen abbilden, so dass sie zu einer sich fortbewegenden Skulptur werden ... Die Kriegszeichnungen ähneln einem primitiven Computerspiel ... einem von Hand gezeichneten Computerspiel. Indem ich diese Jacken trage, trage ich meine Gedanken auf meinem Rücken, wie ein Affe, der mir auf der Schulter sitzt. Es ist wie ein Spiel, das auf meinem Rücken ausgetragen wird. Oder aber, als würde man jemanden anhand seiner Kleidung verstehen. Es ist wie eine äußere Oberfläche, die zur Skulptur wird, ein sich bewegendes Kriegsspiel“ (Kim Jones, 2005)

Eine Rauminstallation mit Arbeiten von Kim Jones, kuratiert von Robert Storr, wird ab dem 7. Juni auf der 52. Internationalen Kunstbiennale in Venedig 2007 zu sehen sein. Eine in mehreren Orten geplante Retrospektive von Kim Jones ist gegenwärtig bis zum 19. Mai in der Luckmann Gallery in Los Angeles zu sehen. Jones machte einen Bachelor in Bildender Kunst am California Institute of Arts in Los Angeles und einen Master-Abschluß in Kunst am Otis Art Institute in Los Angeles. Er hatte Künstleraufenthalte bei ArtPace, San Antonio, Texas (2003); im Sirius Art Center, County Cork, Irland (2003); bei der American Academy in Rom (2002) und der Mattress Factory in Pittsburgh , PA (1990). Er war mit Arbeiten bei folgenden wichtigen Ausstellungen vertreten: Disparities & Deformations: Our Grotesque, Site Santa Fe (2004); Out of Actions: Between Performance and the Object im Museum of Contemporary Art, Los Angeles (1998) sowie Choices im New Museum of Contemporary Art, New York (1986).

Jane Fine: Skirmish, Galerie 2

Die aus New York stammende Künstlerin Jane Fine präsentiert in ihrer ersten Einzelausstellung in Deutschland Arbeiten mit auf Holztafeln gegossener Acrylfarbe und Filzstift. Der Titel der Ausstellung bezieht sich im wörtlichen Sinn auf bewaffneten Konflik einerseits, sowie im übertragenenen Sinn auf die maltechnischen Auseinandersetzungen, die sich auf der Oberfläche der Arbeiten widerspiegeln.

In Fines Arbeiten gleicht die gemalte Fläche einem Schlachtfeld an der Grenze zwischen Figuration und Abstraktion. Hier scheint es, als hätte das Hard-Edge Painting der biomorphen Abstraktion einen überraschenden Schlag versetzt; Bild und Hintergrund, Zeichnung wie Malerei, bekämpfen sich gegenseitig. Jede dieser Darstellungsformen läuft dabei Gefahr, in der leuchtend klebrigen Masse der tropfenden Acrylfarbe zu verschmelzen.

Zum vierten Jahrestag des Beginns eines scheinbar endlosen Irakkriegs hat sich auch in Fines Arbeiten eine Dosis Absurdität breitgemacht. In den Konflikten, die sie in ihren Bildern darstellt, gibt es nichts Endgültiges, weil ein jeder der bis an die Zähne bewaffneten Kämpfer, irritiert durch Rauch und Schlamm, sein Ziel verfehlt. In ihren neuesten Bildern „My Space“ und „Checkpoint“ nimmt sich Jane Fine eine „Auszeit“ von Krieg und Schlachtfeld. Die Auseinandersetzung von Darstellung und Hintergrund ist eins geworden mit der der Panzer und Kriegsschiffe. Was bleibt sind Überreste kleinerer Waffen und Stacheldraht, die frei im Bildraum schweben. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt trägt bei Jane Fine die Abstraktion den vorübergehenden Sieg davon.

Jane Fine erhielt einen Bachelor of Arts der Harvard Universität (Cambridge, MA) und besuchte die Skowhegan School of Painting and Sculpture (Skowhegan, ME). Sie ist Stipendiatin der Pollock-Krasner Foundation, einer kunstfördernden New Yorker Stiftung sowie der US Kunstförderung. Sie erhielt Künstleraufenthalte in Yaddo (Saratoga Springs, NY), der Cité Internationale des Arts in Paris und in der Millay Colony for the Arts (Austerlitz, New York).

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Kim Jones // Jane Fine