press release only in german

Eröffnung, 22. November, 16 Uhr

Eine Ausstellung und ein Veranstaltungsprogramm in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Schweden, dem Kunstfonds/Staatliche Kunstsammlungen Dresden und dem Kunstraum KONCENTRAT, Kiruna

Künstler/innen der Ausstellung:

Lara Almarcegui (Rotterdam), Agneta Andersson (Kiruna), Jürgen Bergbauer (Straubing), Dave Hullfish Bailey (Los Angeles), Haifische Dresden Süd-West (Susanne Hampe, Birgit Schuh, Lisa Stagge, Christoph Rodde), Klara Hobza (Berlin), Geir Tore Holm und Sossa Jørgensen (Skiptvet),Lina Issa (Amsterdam), Matthias Jackisch (Dresden), Ingela Johansson (Stockholm), Gerda Lepke (Gera/Dresden), Britta Marakatt-Labba (Övre Soppero), Jürgen Matschie (Bautzen), Heide Nord (Leipzig), Barbara Raetsch (Potsdam), Grit Ruhland (Dresden, Ronneburg), Götz Schlötke (Dresden, †) ,Boris Sieverts(Köln), Ingo Vetter (Bremen), Liselotte Wajstedt (Kiruna), Marion Wenzel (Leipzig), Florian Zeyfang (Berlin)

Wie kaum ein anderes Genre bestimmt die historische Landschaftsmalerei mit ihren formalen visuellen Entscheidungen bis heute den Begriff der Landschaft in verschiedenen Disziplinen, sei es in der Literatur, in der Geografie, der Landschaftsplanung oder den jüngeren Umweltwissenschaften. Wie gehen heutige Künstler mit diesem Sujet um, und wie kann die Kunst auf heutige industrielle oder postindustrielle Landschaften reagieren?

Kiruna, eine im Zuge der Eisenerzförderung im hohen Norden von Schweden gegründete Stadt, bildet den Ausgangspunkt dieses künstlerischen Recherche- und Ausstellungsprojektes. Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Bergbausiedlung auf dem historischen Gebiet der Samen, den halbnomadischen ersten Bewohnern dieser Region, errichtet. Die Stadt und ihre landschaftliche Umgebung sind ein exemplarischer Schauplatz der Auswirkungen von Industrialisierung, nationalen wirtschaftlichen Interessen und der frühen Globalisierung durch die weltweite Nachfrage nach Eisenerz. Heute ist die Mine so weit unter die Stadt vorgedrungen, dass sich Risse im Boden bilden und der Untergrund instabil wird. Wegen dieser Instabilität – und wegen der anhaltend hohen Eisenerzpreise auf den Weltmärkten – wird seit diesem Sommer die südöstliche Stadthälfte samt dem Zentrum um fünf Kilometer verschoben. Mit den einschneidenden und langfristigen Veränderungen im Landschaftsbild gehen Abwägungen einher wie die zwischen Rohstoffgewinnung einerseits und langfristiger Absicherung von Lebensqualität andererseits, aber auch Fragen nach Demokratie und Partizipation der betroffenen Bevölkerung. Solche Fragen verbinden die Eisenerzregion von Kiruna mit zahlreichen noch aktiven oder schon stillgelegten Industrielandschaften weltweit, so auch mit den seit den siebziger Jahren kontrovers verhandelten Braunkohlerevieren in der Lausitz.

Welche künstlerischen, kulturellen und politischen Bedeutungen hat der Begriff ‚Landschaft‘ heute für uns? Das Goethe-Institut Schweden initiierte 2011 in Zusammenarbeit mit dem Kulturreferat der Stadt Kiruna, dem Museum Bildmuseet Umeå, der Universität Umeå und der Konsthall C/Stockholm ein internationales Artist-in-residence-Programm, um die sozialen, stadträumlichen und landschaftlichen Veränderungen in Kiruna vor Ort von Künstler/innen beobachten und reflektieren zu lassen. In Kooperation mit dem Kunsthaus Dresden wird diese künstlerische Recherche weitergeführt.

Die erweiterte Ausstellung Kirunatopia im Kunsthaus Dresden nimmt mit neu entstandenen künstlerischen Werken und Leihgaben aus der Sammlung des Kunstfonds/Staatliche Kunstsammlungen Dresden erneut Bezug auf die oftmals kontrovers diskutierte Frage nach dem Verhältnis von Kunst, (post-)industrieller Landschaft, Ressourcen und Demokratie; ebenso geht es um das historische Verhältnis zu betroffenen kulturellen Minderheiten – in diesem Fall zu den Sorben in der Lausitz. Die Materialsammlung LAKOMA – Archiv der Lausitz mit dokumentarischem Material zum Tagebau, den verschwundenen Orten in der Lausitz und historischen Protesten, zusammengestellt von Torsten Birne und Claudia Reichardt, ergänzt die Ausstellung.

Das Mobile Landschaftsatelier ist ein Workshop für Schulen in der Region zu Kunst, Landschaft und Ressourcen und wurde anlässlich des Projektes Kirunatopia in Zusammenarbeit mit dem BildungsCent e. V. im Rahmen des Vermittlungsprogramms KlimaKunstSchule! entwickelt. Die Künstler/innen Susanne Keichel, Ina Kwon, Christoph Rodde, Grit Ruhland und Birgit Schuh bieten im Rahmen eines von Lucio Auri entworfenen künstlerischen Arbeitsmoduls Projekttage für Schulen an. Für weitere Informationen hierzu Robert Thiele (rthiele@dresden.de).

Die Ausstellung und Veranstaltungsprogramm Kirunatopia in Dresden wurden kuratiert von Christiane Mennicke-Schwarz (Kunsthaus Dresden), Silke Wagler (Kunstfonds/Staatliche Kunstsammlungen Dresden)

Die Ausstellung Kirunatopia im Bildmuseet Umeå wurde kuratiert von Kim Einarsson (freie Kuratorin) und Brita Täljedal (Bildmuseet Umeå).

Referenzgruppe Kirunatopia: Rainer Hauswirth (Goethe-Institut Schweden), Ingo Vetter (freier Künstler, Bremen) und Florian Zeyfang (freier Künstler, Berlin)