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Die Ausstellung „Klang im Bild“ fokussiert den Einfluss und die Wechselwirkungen der Musik auf die Bildende Kunst. Beginnend bei der Musikalisierung der Malerei in der frühen Moderne, über die Grenzüberschreitungen der Avantgarden bis zu aktuellen Positionen werden die Bezüge anhand von Einzelarbeiten, Serien, Installationen und Klangobjekten veranschaulicht. Wie Akkorde scheinen Farbflecken rhythmisiert, Papiere beginnen zu pulsieren und Bildträger werden zu tönenden Quellen.

Gezeigt werden Werke von 28 Künstlerinnen und Künstlern, darunter Josef Albers, Angela Bulloch, John Cage, Hanne Darboven, Lyonel Feininger, Günter Fruhtrunk, Walter Giers, Wassily Kandinsky, Paul Klee, Carsten Nicolai, Gerwald Rockenschaub und Günther Uecker.

Bei den Recherchen gab es eine besondere Entdeckung: „Wir sind in Weimar auf eine über vier Meter lange Partiturenrolle des Bauhauskünstlers Karl Peter Röhl gestoßen, die erst kürzlich im Nachlass des Künstlers auftauchte. In den Opelvillen in Rüsselsheim wird diese Bauhausrarität aus den 20er Jahren zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellt“, sagt Dr. Beate Kemfert, die Kuratorin der Opelvillen.

Zu den Leihgebern zählen institutionelle Sammlungen wie Bauhaus-Archiv, Berlin, Stiftung Bauhaus, Dessau, Karl Peter Röhl Stiftung, Weimar, Angermuseum, Erfurt und Sammlung Deutsche Bank.

Die Ausstellung richtet sich in ihrer Lesbarkeit und Verständlichkeit an Besucherinnen und Besucher aller Altersgruppen.

Die Grenzen von Musik und Bildender Kunst lösten sich im 20. Jahrhundert zunehmend auf: Künstlerinnen und Künstler beider Gattungen bewegten sich aufeinander zu, entdeckten Gemeinsamkeiten und regten sich gegenseitig zu Neuerungen an. Der erste einschneidende Impuls dieses Prozesses ging von der Malerei aus, die nach der Einführung der Photographie ihre Abbildfunktion verloren hatte und nach neuen Aufgaben suchte. Künstler der frühen Moderne waren fasziniert von dem akustischen Medium, das Zeit und Raum tatsächlich formuliert, während die Malerei zeitliche Folgen nur als Illusion darzustellen vermochte. Im Bild ist alles gleichzeitig, die Elemente sind zeitlich nicht voneinander getrennt oder hintereinander aufgereiht. Die Malerei zu Beginn des 20. Jahrhunderts konnte lediglich drei Dimensionen und nur einen bestimmten Augenblick erfassen: Sie wurde als statisch empfunden, unfähig, Bildelemente bewegt darzustellen. Folglich sollten die Grenzen des Mediums überwunden werden. Mit der Durchsetzung der kinetischen Kunst in den 60er Jahren wurden zahlreiche Apparaturen realisiert, die visuell und akustisch in der Jetztzeit operieren. Der zunehmende Wunsch nach einer Dynamisierung des Bildraums hatte auch zur Folge, dass dem Bildbetrachter eine aktive Rolle zugeschrieben wurde.

Die Rezeption musikalischer Phänomene in der Bildenden Kunst lässt sich bis in die Gegenwart durch die häufige Verwendung zeitlicher Begriffe wie Rhythmus, Dynamik, Geschwindigkeit, Gleichzeitigkeit oder musikalischer Begriffe wie Fuge, Orgelpunkt, Polyphonie, Dissonanz erkennen. Bahnbrechend hat 1967 der Philosoph, Musiktheoretiker und Komponist Theodor W. Adorno die Relationen von Musik und Malerei aufgezeigt, die Kunsthistorikerin Karin von Maur entwickelte 1985 eine umfassende Überblicksausstellung zu den musikalischen Strukturen in der Kunst des 20. Jahrhunderts für die Staatsgalerie in Stuttgart.

Die Opelvillenausstellung „Klang im Bild“ stellt den bisherigen Kenntnisstand exemplarisch an Schlüsselwerken der ungegenständlichen, der kinetischen und der konzeptionell angelegten Kunst vor und gibt einen Ausblick auf das 21. Jahrhundert, an dessen Schwelle sich Künstlerinnen und Künstler verstärkt mit Sprachsystemen von Musik und Bildender Kunst beschäftigen. Hierzu liefert auch SOUNDS einen wichtigen Beitrag. Ausgestellt werden in der Schleuse der Opelvillen die jüngsten Arbeiten von Akademiestudentinnen und –studenten deutscher Kunsthochschulen, die sich mit der Wechselwirkung von Bildender Kunst und Musik auseinandergesetzt haben.

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Klang im Bild
Kurator: Beate Kemfert

Künstler: Josef Albers, Herbert Bayer, KP Brehmer, Angela Bulloch, John Cage, Philip Corner, Hanne Darboven, Johannes Deutsch, Lyonel Feininger, Günter Fruhtrunk, Walter Giers, Hermann Goepfert, Gerhard von Graevenitz, Gerhard Hoehme, Wassily Kandinsky, Paul Klee, Takehito Koganezawa, Jirí Kolár, Peter Loewy, Heinz Mack, Ernst Wilhelm Nay, Heinrich Neugeboren, Carsten Nicolai, Gerwald Rockenschaub, Karl Peter Röhl, Kurt Schmidt, Günther Uecker, Jorinde Voigt