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Klaus Born und Gunter Frentzel verbindet nicht nur eine enge Freundschaft und ihre langjährige Ausstellungstätigkeit in der Galerie Bob Gysin. Für beide ist der Prozesscharakter von Kunst wesentlich. Vorgefasste Ideen erlauben lediglich den Einstieg in ein jeweiliges Projekt. Beide Künstler befassen sich eingehend mit den Grundlagen ihrer Medien und erforschen auf stets neue Weise das expressive Potential der eingesetzten Materialien und Gestaltungsprinzipien. Experiment ist diese Doppelausstellung insofern, als sich deren grossformatige Werke zum ersten Mal optisch durchdringen.

Gunter Frentzels neue Skulptur stellt einen Höhepunkt einer längeren Schaffensperiode dar. Nun ist ihm gelungen, mit filigranen Eisenstäben eine monumentale Plastik zu erstellen. In konsequenter Fortsetzung seiner Arbeitsweise verwendet Frentzel ein genormtes Industriefertigprodukt und setzt ein Konstruktionsprinzip ein, das keine technischen Hilfsmittel wie Dübel, Schrauben oder Leim erfordert. Frentzel errichtet einen Kubus, der einzustürzen droht. Bei der Schichtung der Stäbe werden diese in zwei gegenüberliegenden Ecken jeweils um ihren Durchmesser nach innen verschoben. Diese Vorkehrung erhöht die Stabilität der Skulptur, gleichzeitig evoziert sie den Eindruck, dass die Ecken zusammenstürzen beziehungsweise auseinanderklappen.

Klaus Borns Bilder sind nie wirklich fertig. Während einer gewissen Zeit verfügte Born über bloss 20 Leinwände, die er stets weiter überarbeitete. Auch heute „zerstört“ er gerne seine Bilder, wenn diese einen Zustand erreicht haben, der „stimmt“, um so den Prozess der Bildfindung auf einer komplexeren Ebene weiterführen zu können. Klaus Born schafft fortwährend Gegensätze, die er überhöht und auch auszugleichen sucht: den Kontrast von Farben, die Wechselwirkung zwischen diffusen Farbfeldern und strenger Struktur, die Durchbrechung der orthogonalen Bildstruktur mit chaotischen Pinselbewegungen und Farbtropfen. Der Künstler will seine Bildmöglichkeiten nicht im Voraus einschränken; er bewegt sich im gesamten Farbspektrum und stellt sich den Gesetzmässigkeiten der unterschiedlichen Bildformate.

Inwiefern widerspiegeln die Werke der Künstler gesellschaftliche Verhältnisse? Klaus Born äussert Vorbehalte gegenüber Interpretationsansätzen, die im Duktus seiner Bilder eine gesellschaftskritische Haltung reflektiert sehen. Seines Erachtens zeichnen sich die Bilder durch ihre „offene“ Form aus, die das Vorstellungsvermögen des Rezipienten anregen und unterschiedliche Assoziationen auslösen kann. Zum Teil versucht der Künstler in einem Werk, einer gewissen Stimmung Ausdruck zu verleihen. Einer einzigen Haltung will er sich aber nicht verpflichten und erachtet es gar als besondere Herausforderung, in einem Gemälde verschiedene Stimmungslagen aufeinanderprallen zu lassen. In einem übergreifenden Sinn kann Borns Arbeitsweise, seine stete Suche nach einer gültigen Ordnung, als Veranschaulichung für die Relativität eines jeden Ordnungssystems gelesen werden.

Gunter Frentzel konzipiert seine Arbeiten grundsätzlich als formale Gebilde. In ihrer spezifischen Beschaffenheit können seine Werke durchaus soziale Sachverhalte versinnbildlichen, was einzelne seiner Projekte im öffentlichen Raum belegen. Vordergründig ist aber auch bei diesen Plastiken, dass der Betrachter deren räumliche Beschaffenheit und deren Bezug zu dem sie umgebenden Raum erfährt. Denn nur in der unmittelbaren Auseinandersetzung lässt sich das expressive Potential erschliessen, das der Künstler genormten Metallstäben, einem einzelnen Konstruktionsprinzip und einer einfachen geometrischen Grundform abzugewinnen weiss. Auf überzeugende Weise bereichert Gunter Frentzel in seiner neue Skulptur die minimalistische Kunst um die Poesie der Konstruktion und überführt das Statische in eine sich stets neu entfaltende Dynamik.

Ruth Littman Pressetext

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Klaus Born & Gunter Frentzel