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Der gebürtige Grazer Klaus Mosettig hat bei Bruno Gironcoli an der Akademie der bildenden Künste in Wien Bildhauerei studiert. Somit erscheint es als sinnvoll seine Arbeit unter dem Gesichtspunkt der Kategorisierung der Künste (Skulptur, Plastik) zu sehen. Die Moderne in ihrer radikalsten Ausformung - der Avantgarde - hat diese Einteilungen bekämpft und aufgelöst. Wesentliche Aspekte, wie das Zeitliche, die Bewegung und die Relation zu den andern Kategorien (Malerei, Zeichnung, Foto, Film, Video) sind für das Existieren und Verstehen von Kunstwerken damit hinzugekommen. Heute siedelt sich das Kunstwerk in den verschiedensten Sphären an und muss daher auch mittels unterschiedlichster Theoriezugänge, die oft sehr entlegen anmuten, erfasst und erklärt werden.

In Klaus Mosettigs Fall ist das ähnlich. Wir haben hier neben den üblichen kunsttheoretischen Erschließungsmöglichkeiten noch andere zur Verfügung wie bspw. das Gärtnereiwesen oder die Landwirtschaft. In seiner Ausstellung im Studio der Neuen Galerie Graz befinden sich Kübelpflanzen, die in Metallgestelle (Wachstumshilfen) gleichsam integriert sind. Dazu kommen diagrammartige Zeichnungen an den Wänden und ein spezielles Licht, das den Raum erfüllt, denn Pflanzen sind da anspruchsvoller als Menschen. Außerdem wird auch jedem klassischen Kunstwerk ein ideales Licht gewährt, um eine optimale Betrachtung zu ermöglichen. Bei derart im leeren Galerieraum aufgestellten Objekten - hier Pflanzen - kann man gar nicht anders, als sie als Kunstwerke, Skulpturen wahrzunehmen. Ein Stück äußerer Welt erscheint hier als hätte es die innere Artikuliertheit von Werken der bildenden Kunst. Eine Art Variation künstlerischer Deutung des Lebens, der Natur steht da vor uns. Man könnte auch von einem Abstraktionsvorgang der Natur sprechen. Land-Art-Künstler wie Tony Long oder Walter De Maria haben in den 1960er, 70er Jahren ebenfalls versucht diese abstrakte Wahrnehmung von Natur zu thematisieren, indem sie verrottetes Schwemmholz oder Tonnen von Erde in Galerieräumen verteilten. Auch im Alltag begegnen wir dieser Praxis ständig. Letztlich kommt das Anlegen von Balkongärtchen oder das Halten von Fischen in Aquarien - wo Natur zum kinetischen Nippes verkommt - aus der selben geistigen Richtung nur wesentlich weniger avanciert.

Mosettig bearbeitet das Material. Ein Künstler (Bildhauer) bearbeitet die verschiedensten Materialien, wie der Landwirt andere - oder vielleicht sogar die gleichen Materialien - verwendet. Nur die Kontexte sind grundverschieden. Mosettig verbindet die beiden Kontexte. Indem er Pflanzen veredelt (ein Vorgang der eine neue Sorte mit einer alten verbindet) erzeugt er ein neues Produkt, das durch die Veränderung eine gesteigerte Effizienz erfährt. Man hat es hier mit der Zurichtung der Natur im Dienst bestimmter Zwecke zu tun. Der technische Eingriff hängt von der menschlichen Zwecksetzung ab. Will ich ein Kunstwerk oder bessere Äpfel? Diese beiden Fragen führt Klaus Mosettig zu einer zusammen und zeigt damit ein grundsätzliches Verhalten des Menschen auf - der sich, unabhängig von der ethischen Komponente, immer kultiviert zu verhalten scheint. Somit ist es auch der Sinn technischen Handelns, die Natur zu beherrschen um sie nutzen zu können - gleichzeitig aber auch eine ästhetische Natur entstehen zu lassen.

Günther Holler-Schuster

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Klaus Mosettig - Holzplastik
Kurator: Günther Holler-Schuster