press release only in german

TONSPUR_interruption
Kollektiv Raumstation
Zu Ihrer eigenen Sicherheit
TONSPUR für einen öffentlichen raum 2021

1 Feb 2021—29 May 2021
TONSPUR_passage / MQ Wien • Museumsplatz 1 • 1070 Vienna
daily 10:00—20:00
Preview Sun 28 Feb 17—18:00

Zu Ihrer eigenen Sicherheit • For Your Own Safety
A project by Kollektiv Raumstation • 2018/2021
voice Angela Schneider • A1 images Marielle Plößl

Kollektiv Raumstation, founded in Weimar, Germany in 2013, has currently independent platforms also in Berlin, Vienna and Zurich • Helena Bernhardt, Gunnar Grandel, Silvan Hagenbrock, Hannah Niemand, Alice Reinhard, Sarah Zelt and Kristina Hinrichsen, 77. TONSPUR-Artist-in-Residence at Q21/MQ, worked on this project.

2018
Das Projekt Oskar nimmt Platz (Universität für angewandte Kunst Wien) lädt uns zur Auseinandersetzung mit normgerechtem Verhalten im öffentlichen Raum ein. In einer kritisch-künstlerischen Auseinandersetzung entsteht die Audioinstallation „Zu Ihrer eigenen Sicherheit“: Die Stimme der Wiener Linien, Angela Schneider, verliest Verhaltensregeln, die teilweise direkt dem Gesetzbuch entnommen, teilweise von uns formuliert wurden.

2021
TONSPUR Kunstverein Wien lädt uns ein, „Zu Ihrer eigenen Sicherheit“ in der TONSPUR_passage im MuseumsQuartier Wien wieder aufzuführen. Inzwischen wird das öffentliche Leben aber seit einem Jahr von einer Pandemie beherrscht und wir stellen fest: Was 2018 aus einer Kritik an paternalistischer Überfürsorge, der Bürokratisierung und somit Entpolitisierung möglicher Konflikte im öffentlichen Raum entstand, erscheint nun in einem neuen Kontext. Denn die Problematik ‚sicheren‘ Verhaltens in der Öffentlichkeit wurde durch die Pandemie verschärft. Begriffsdeutungen wie Sicherheit und Gesundheit haben sich verschoben: Ging es 2018 vorrangig um die subjektive Sicherheit Privilegierter gegenüber Belästigung und Schmutz oder die ‚Wahrung der öffentlichen Ordnung‘, fokussiert Sicherheit heute Regelungen für alle, um ein Ansteckungsrisiko im geteilten Stadtraum zu minimieren. Gesundheit bezeichnet nicht mehr vorrangig die neoliberale Verantwortungsübergabe von Leistungsfähigkeit auf das Individuum, sondern das Ringen um die Eindämmung einer unmittelbaren gesundheitlichen Gefahr. Schien das Bewusstsein für allgegenwärtige Regelungen gezwungenermaßen vor allem bei aufgrund von Staatsangehörigkeit, Ethnie oder Geschlecht marginalisierten Gruppen vorhanden, wird es nun Teil kollektiver Auseinandersetzung.

Verhandelbar bleibt für uns die Kommunikationsweise eines notwendigen Regelwerks: Wie kann und darf in diesem Sinne „Erziehung“ funktionieren? Noch immer kritisch sehen wir eine Kommunikation, die dem Gegenüber im Tonfall falscher Höflichkeit ungefragt moralische Ratschläge gibt. Denn die klare Äußerung von Regeln für alle im Sinne eines solidarischen Miteinanders ist gerade jetzt wichtig, um öffentliches Leben in einer Pandemie aufrecht erhalten zu können.