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„Warum ich diese Bilder male?“ Konrad Klapheck wiederholt die an ihn gerichtete Frage und zieht ein biographisches Resümee: „… Mit Hilfe meiner Maschinenbilder konnte ich, ohne zu suchen, die Vergangenheit wiederfinden und die Lebensprobleme der Gegenwart bewältigen. Unter jedem gelungenen Bild lag ein anderes, nur zu ahnendes Bild, das dem Geschehen an der Oberfläche seine Bedeutung gab …“. 1955 entsteht sein erstes Objektbild, eine Schreibmaschine der Marke »Continental«, für sechs Mark die Woche als Modell entliehen. Ein Jahr zuvor tritt Konrad Klapheck in die Kunstakademie Düsseldorf ein, absolviert zunächst die dortige Zeichenklasse und wechselt anschließend zu Bruno Goller, den er als Maler bewundert, als Lehrer verehrt und den er, wie er später zugibt, „ausbeutet“: „Ich nahm seine Sicht der Dinge, fügte meine Neigung zur Perfektion und Brillanz hinzu und schob meine Bilder durch die Titel auf die Ebene der Selbstanalyse.“ Mit seinen malerisch präzise erfassten Schreib- und Nähmaschinen, Schuhspannern und Fahrradschellen ist Konrad Klapheck inmitten der alles beherrschenden abstrakten Malerei, zwischen Tachisten und Informellen ein Pionier der neuen Gegenständlichkeit. Doch als sich Anfang der 1960er Jahre die Pop-art in die deutsche Szene drängt und in ihrem Gefolge das Banale und der schöne Schein der Warenhausauslagen in die Kunst einzieht, kann er sich plötzlich bestätigt fühlen.

Die Dinge, die Maschinen, die Konrad Klapheck malt, sind keine handhabbaren Apparate; sie büßen ihren praktischen Sinn ein, sind funktionsuntüchtig und gefrieren in ihrer malerischen Brillanz zu rätselhaften Wesen, die einem vertraut erscheinen und doch abwesend fremd bleiben. In ihrer kalten Perfektion wirken sie tatsächlich so, „als wären sie nicht von Menschenhand gemacht“. Auf Grund ihrer idolhaften Ausstrahlung und einer sie entrückenden Monumentalität verwandeln sie sich in die abstrakte Idee einer Schreib- oder Nähmaschine, eines Motorrades oder Bügeleisens. Mit den Dingen und Maschinen, die er malt, erzählt Konrad Klapheck seine Biographie. Manchmal erscheinen sie geradezu vermenschlicht und bleiben dennoch seltsam distanziert; trotz ihrer aufdringlichen Nähe sind sie unserer Welt geheimnisvoll entrückt. Allein die Titel, die Klapheck seinen Bildern gibt, lassen die Dinge reden. In ihnen kulminiert gewissermaßen der Bildgedanke, ohne dass sie eine wirkliche Gebrauchsanweisung enthalten. Sie geben immer nur Scheinantworten und belassen so dem Bild seine Fragwürdigkeit.

Ende der 1990er Jahre hält die menschliche Figur Einzug in Klaphecks Malerei und seither bevölkern pubertierende Mädchen und Jünglinge, dralle Frauen und lüsterne Greise, Boxer und Jazzmusiker seine Bilder. Wieder spielen Erinnerung und Selbstanalyse die zentrale Rolle, verwebt Konrad Klapheck doch erneut seine Biographie in die dargestellten Szenen. Er nennt sie die „Bekenntnisse eines unartigen Sohnes“, der im prüden Klima der deutschen Nachkriegsgesellschaft aufwächst und hier seine sexuellen Phantasien kaum ausleben kann, der sich nach seinem Eintritt in die Kunstakademie hingebungsvoll dem Aktzeichen widmet und sich schließlich die „Welt der kleinen Technik des Haushalts“ malerisch erobert. Die (alp-) traumhafte Vitalisierung dieser Gegenstandswelt, ihre surreale Verlebendigung, „lebt“ in den neuen Bildern fort. Denn die dargestellten Personen gefrieren in ihrer kalten malerischen Perfektion erneut zu rätselhaften Wesen.

Ausstellungsleitung: Ferdinand Ullrich und Hans-Jürgen Schwalm

Pressetext

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Kunstausstellung der Ruhrfestspiele Recklinghausen 2006
Menschen und Maschinen
Bilder von Konrad Klapheck
Kuratoren: Ferdinand Ullrich, Hans-Jürgen Schwalm