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Zwei namhafte Kenner der internationalen Kunst- und Musikszene, Max Hollein, der Direktor der Schirn Kunsthalle Frankfurt, und Tomas Zierhofer-Kin, Intendant des Donaufestivals Krems, sind für das kuenstlerische Konzept und die Kuenstlerauswahl des neuen Festivals Kontracom zustaendig.

Für Max Hollein ist es von besonderer Bedeutung, dass sich die Kuenstler bewusst mit der Identität des jeweiligen Ortes ihrer Intervention auseinandersetzen. Der Bogen der Statements reicht von innovativer Klangkunst zu Installationen im Stadtraum bis hin zu Environments an markanten Orten der Altstadt. Herausragende Exponenten der Szene wurden eingeladen, Projekte für Salzburg im Mozart-Jahr zu entwickeln. Die Konzepte machen neugierig und sind nicht nur für eine Stadt wie Salzburg ungewoehnlich.

Tomas Zierhofers musikalische Parallelschiene wiederum setzt ein kraeftiges Zeichen gegen die gewohnte „museale“ Kultur der Musikpraesentation. In den Produktionen, die für das Festival in Auftrag gegeben wurden, soll Salzburg als Zentrum für Innovation und Aufbruch wahrgenommen werden. Spielort ist wie bei Holleins Projekten der bildenden Kunst die Altstadt.

INSTALLATIONEN / INSTALLATIONS 12.05 - 16.07.2006

Knut ASDAM FINALLY Ort/location: Franziskanergasse Das Thema der Installation und des Films »Finally«, der in Salzburg produziert wurde und hier seine Weltpremiere erlebt, ist das Treffen unterschiedlicher Menschen, das von gewalttätigen Ausbrüchen unterbrochen wird. »Finally« zeigt kulturelle Identitäten in Bewegung: Die drei Salzburg-BesucherInnen bewegen sich am Rande einer prekären Auflösung, die sich in der historisch gewachsenen Stadt verstärkt. Das soziale Ungleichgewicht und die strukturelle Gewalt, mit der über Jahrhunderte die Pachtverdienste von Untertanen in die Schönheit der Architektur, von Palais und Lustgärten verwandelt wurden, scheinen sich nun an und in diesen ProtagonistInnen zu entladen. Der Film wird in zwei Teilen präsentiert: Sowohl auf dem Domplatz, in den Dombögen, wie auch im Laubengang des Mirabellgartens werden jeweils unterschiedliche Perspektiven der Geschichte gezeigt.

The movie »Finally« was produced and has its premiere in Salzburg. Installation and film focus on the casual encounter of different characters. »Finally« shows cultural identities in motion. The three female protagonists, who visit Salzburg, find themselves always at the edge of a violent conflict. The history of the city aggravates the situation. The movie is shown in different perspectives at two locations: at the Domplatz (Dombögen) and at the Mirabell Garden.

Christoph BUECHEL SALZBURG BLEIB FREI Ort/location: Staatsbrücke ARS - AKTION REALES SALZBURG: Der Antrag auf das Bürgerbegehren »SALZBURG BLEIB FREI!« wird von Christoph Büchel initiiert und von Salzburger BürgerInnen und Bürgern gestellt. Unterschriftensammlungen werden auf öffentlichen Plätzen und Straßen in der Salzburger Innenstadt durchgeführt. Infostand: Fußgängerunterführung der Staatsbrücke. ARS - AKTION REALES SALZBURG: The Petition for the referendum »SALZBURG BLEIB FREI!« is initiated by Christoph Büchel and filed by the citizens of Salzburg. Signatures will be gathered in public spaces in the Old City of Salzburg. Information: Pedestrian subway of Staatsbrücke.

Michael ELMGREEN / Ingar DRAGSET WARM REGARDS Ort/location: Hanuschplatz Michael Elmgreen und Ingar Dragset haben sich in den letzten Jahren mit dem Thema Sozialstaat und öffentliche Räume auseinandergesetzt und dabei Position für den im Verschwinden begriffenen öffentlichen Sektor - Schulen, Krankenversicherung, soziale Sicherheit - bezogen. Als Gegenstück dazu zeigen sie in Salzburg den Postkartenkiosk mit dem ironischen Titel »Warm Regards«, der die Prinzipien des freien Marktes beleuchtet: Der Souvenir-Stand wirkt wie ein Reststück moderner Glas-und-Stahl- Architektur und damit selbst ein wenig wie eine Sehenswürdigkeit. Folgerichtig gibt es dort auch nur Postkarten des Standes selbst zu kaufen. »Warm Regards« überzeichnet damit ironisch den Prozess von übersteigertem Selbstmarketing, in dem nur mehr der eigene Ausverkauf zum Kauf angeboten wird. Die Künstler wünschen uns: Warm regards from anywhere. In the last few years Michael Elmgreen and Ingar Dragset have dealt with the issue of the welfare state. A concentrated fragment of this ongoing debate is the presentation of a postcard kiosk, ironically called »Warm Regards«. The kiosk appears to be a relic of modern glass-andsteel architecture and therefore, a sightseeing object. Hence, the kiosk just sells postcards showing the kiosk. »Warm Regards« draws an ironic picture of exaggerated selfmarketing, offering only one´s own sale. Warm regards from anywhere.

Ayse ERKMEN THE GAP Ort/location: Alter Markt Ayse Erkmens Installationen und Objekte sind vorwiegend als temporäre Interventionen gedacht. Sie ist für Installationen bekannt, in denen poetische und humorvolle und vor allem minimale Eingriffe große Wirkung auslösen. Mit der Installation »The Gap« erwirkt Erkmen auf dem traditionsreichen »Alten Markt« eine solche Veränderung. Sie platziert über dem legendären kleinsten Haus der Stadt, drei bunte Kugeln. »Der Spalt«, sagt Ayse Erkmen, »zwischen den Gebäuden und das kleine Engel-Geschäft, das keines mehr ist, das in diesen Spalt gezwängt ist, haben mich dazu inspiriert, mir vorzustellen, dass auch andere Gegenstände diesem Geschäft Gesellschaft leisten wollten. Es sieht aus, als ob die Kugeln vom Himmel gefallen seien und hier stecken geblieben wären, um den Zwischenraum auszufüllen.« Ayse Erkmen is known for installations where minimal actions cause huge effects. Her installation »The Gap« at the historic significant Alter Markt shows her sensibility for both sitespecific and subtle alterations: She places three coloured balls on top of Salzburg´s legendary smallest house. »The gap between the buildings and the tiny angel shop (not an angel shop anymore) stuck in between this gap made me do the work as if other things as well should have accompanied this shop and get stuck in the gap and that the empty space needed to be occupied. The Angel idea brought the idea that this thing had to come from the sky, fall from above.« says Ayse Erkmen.

Jonathan MEESE DER ERZTUNNEL AUS SAALGOLD Ort/location: Siegmundstor Jonathan Meese mischt für seine Mythencollagen aus deutscher Geschichte, Sagenwelt und Popkultur unterschiedliche Medien: Malerei, Schauspiel, Literatur, Skulptur und Installation. Daraus schafft er intensive, provozierende Rauminstallationen und Performances. Meese ist damit auf der Suche nach einem radikalen künstlerischen Ausdruck, der sich gegen verklemmte Selbstkontrolle und Alltagskonventionen richtet. Denen gegenüber richtet er Freiräume auf, in seiner Literatur wie in seinen Rauminstallationen, in denen hochemotionale Psychogramme nach außen projiziert werden und dem Betrachter regelrecht entgegen stürzen. Der Künstler wird den Tunnel des Neutors als Durchgangsort zu einer möglichen Utopie, als metaphorische Passage inszenieren, mit »1000 LICHTNUGGETS aus der Hand des SAINT JUST genommen«, wie er den Effekt beschreibt. Jonathan Meese creates collages of myths. He uses a mixture of all media and sources: German history, legends, as well as pop culture, and produces intense and provoking installations and performances. He is on a quest for the radical artistic expression contra any uptight selfcontrol or conventions of everyday life. Jonathan Meese will stage the Neutortunnel as a dark gateway, as a metaphorical passage to a possible utopia.

Olaf NICOLAI OHNE TITEL Ort/location: Gassen in der Altstadt Olaf Nicolais medial vielfältige Arbeiten sind differenzierte kulturund gesellschaftspolitische Analysen, die sich zugleich unmittelbar dem Betrachter erschließen und diesen zum Akteur im Kunstwerk machen. Er legt zusammen mit einem Team von StraßenmalerInnen eine Bilderstraße durch die Gassen und Plätze der Altstadt an. Ausgehend vom Domplatz, über den Alten Markt bis hin zur Linzergasse konfrontiert er uns mit ungewohnten Bildwelten. Nicht Trickfiguren oder Motive bekannter Gemälde, sondern Bilder aus Nachrichten zieren das Pflaster und können von den BesucherInnen betrachtet oder mit Füßen getreten werden. Olaf Nicolai uses a variety of media in his works. His pieces are distinct politico-cultural and socio-political analyses, directly communicating with the spectator by turning him into the actor. Together with a team of street painters he creates a path of images through the old city centre and its narrow lanes and squares. Departing from Domplatz, via Alter Markt, till Linzergasse he confronts us with his unusual world of images. It is not cartoons or motifs from well-known paintings adorning the pavement, but images from the news. The audience has the opportunity to either look or step on them.

Paola PIVI A HELICOPTER UPSIDE DOWN IN A PUBLIC PLACE Ort/location: Residenzplatz In der Regel macht Paola Pivi das Unvorstellbare möglich, führt das Inkompatible zusammen und konfrontiert uns mit dem Unerwarteten. Der Hubschrauber Wessex 558, der auf dem Rücken liegt, fordert die Phantasie der Betrachter heraus: Mit einem Mal erscheint es unwahrscheinlich, dass der blecherne Koloss jemals fliegen könnte und dass der Senkrechtstart, für den die Maschine sinnbildlich steht, eine passende Lösung für die Hektik des Alltags darstellt. Paola Pivi beschäftigt sich mit dem Wunder des Fliegens und der Kraft, Ausstrahlung und Faszination, die Flugobjekte haben, die hilflos und wie gescheitert erscheinen, wenn sie aus ihrer »normalen« Rolle fallen. So entlarvt sie den hochtourigen Leerlauf dieser Maschinerie. Usually, Paola Pivi does the impossible, combines the incompatible, and confronts us with the unexpected. The helicopter Wessex 558 – placed upside down - challenges the audience ´s imagination: All of a sudden it appears impossible that this tinny jumbo could ever fly: an allegory to the fast-rising careerist looking for a solution to the hectic daily routine. Paola Pivi´s concern is the miracle of flight, the force, appeal, and fascination of flying objects, but also how helpless and devastated they appear when they fail to serve their obvious purpose.

Michael SAILSTORFER HOHER BESUCH - SALZBURG Ort/location: Mirabellplatz Michael Sailstorfers Installationen verwenden Objekte aus dem Alltag, Autos, Straßenlaternen, Buswartehäuschen, um sie in neue poetische Zusammenhänge zu bringen und zu verwandeln. »Hoher Besuch - Salzburg«, schließt an eine Arbeit an, die Michael Sailstorfer im Museum für zeitgenössische Kunst MARTa in Herford 2005 realisiert hat. »Hoher Besuch« ist ein Spiel mit unserer Erwartungshaltung: Auf dem Dach des Ticketcenters der Mirabellgarage steht eine verspiegelte Skulptur. Ein Flughafen-Tower? Ein Ufo? Die Seiten sind verspiegelt, wodurch der Eindruck des Unheimlichen entsteht: Befindet sich hinter den Spiegeln etwas, das wir nicht sehen sollen - eine Überwachungsanlage, die uns mit Spiegeln zu sich lockt? Dieser unheimliche Eindruck verstärkt sich nachts, wenn zwei starke Lichtstrahler »eine Verbindung zum Himmel herstellen«. »Hoher Besuch - Salzburg«, goes along with one of the works Michael Sailstorfer realised in MARTa, the museum of contemporary art and design, in Herford in 2005. »Hoher Besuch« plays with our expectations: a sculpture with reflective coating on top of the ticketcentre of the Mirabell parking garage. An airport tower? An UFO? All sides reflect, creating a weird effect: Is there something behind the mirrors we are not allowed to see - a surveillance camera luring us with mirrors? Michael Sailstorfer was born in Velden/Vils (D) in 1979. He lives and works in Berlin and London.

Hans SCHABUS DEMOLIRER POLKA Ort/location: Makartplatz - Eingang Mirabellgarten Hans Schabus hat für die Biennale Venedig den österreichischen Ausstellungspavillon mit einem Berg überbaut und den Eingang zur Secession in Wien vermauert: Er findet neue Ein- und Zugänge für bekannte Räume und macht dort Geschichte mit genützten und ungenützten, realen und fantastischen Optionen sichtbar. Der temporäre Sichtschutz, den Schabus vor dem Mirabellgarten erbaut, verändert die Sehgewohnheiten: Er zeigt ein mögliches Salzburg, in dem die Geschlossenheit des barocken Ensembles aufgebrochen und eine Erneuerung vorstellbar wird. »Demolirer Polka« hat seinen Titel von der gleichnamigen Polka von Johann Strauss Sohn, der anlässlich des Abrisses der Wiener Stadtmauer, die aus Wien Ende des 19. Jhdt. eine moderne Stadt machte, dieses Musikstück schrieb. Die Holzbretter des Zauns sind in ihrer Länge den Tonhöhen der Melodiefolge der Polka angepasst.

In his works Hans Schabus uncovers in situ used and missed opportunities of history. He builds a fence in front of Mirabell Garden, symbolizing a temporary shield from view. The fence refers to upcoming changes in the future: The city of Salzburg as a renewable and open space without any cultural baroque imprint is visible. »Demolirer Polka« received its title from the same polka by Johann Strauss Jr. written on a very special occasion: the demolition of Vienna´s citywalls, which made Vienna a modern city at the end of the 19th century. Markus SCHINWALD ´11 Ort/location: Rathaus Die Ausgangspunkte von Markus Schinwald sind oft einfach und betreffen uns unmittelbar, die fertigen Objekte, Filme, Rauminstallationen eröffnen geheimnisvoll ein breites Feld von Anspielungen und Deutungsmöglichkeiten. Was auf den ersten Blick vertraut wirkte, mutet plötzlich fremd an. Auf dem Ziffernblatt der Turmuhr des Salzburger Rathauses macht Schinwald aus zwölf Einheiten nunmehr elf. Während das Uhrwerk weiterhin im Takt der zwölf Stunden schlägt, werden die Stunden vordergründig neu eingeteilt - die einzelnen Stunden länger, der Tag jedoch um zwei ganze Stunden kürzer. So kann »´11« wie ein Kurzlehrgang in Relativitätstheorie wirken: Je nach persönlichem Zeitempfinden und Wunsch, kann sich der Betrachter aufgrund der fehlenden Stunde gestresst fühlen, oder die gewonnenen Minuten genießen. Markus Schinwald´s sources are very often simple and affect us directly, whereas his finished installations appear mysterious. He changes the units on the clock face of the city hall from 12 hours to 11. While the clockwork is still beating in time, the hours are newly arranged: every single hour lasts longer, but the day has lost two full hours. »11« may act like a crashcourse on the theory of relativity. According to the spectator´s individual sense of time, the audience feels either stressed by the loss of an hour or enjoys the gained minutes.

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