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Remise

K.R.M. MOONEY Carrier
02.12.2017 – 11.02.2018
Eröffnung: 1. Dezember, 19 Uhr

In der Auseinandersetzung mit der Remise, einem ehemaligen Wirtschaftsraum, der als Stallung genutzt wurde, entwickeln K.r.m. Mooney eine das gesamte Gebäude umfassende Arbeit, die architektonische Details und die Lichtsituation betonen und das Depot in eine durchlässige Struktur verwandeln. Auf dem Boden liegend oder hüfthoch montiert, belagern die gezeigten Arbeiten Räume, die K.r.m. Mooney als Kontaktzonen, als Orte, die von eintretenden BesucherInnen aktiviert werden, verstehen. Im Wechselspiel zwischen der Materialität der Objekte, die auf engstem Raum unterschiedliche organische und synthetische Stoffe bündeln und der Umgebung wird der Körper als agierender, instabiler Akteur mitgedacht, wobei K.r.m. Mooneys Wurzeln im Handwerk des Schmuckdesigns, in dem Objekte in unmittelbarem Bezug zu TrägerInnen konzipiert werden, spürbar sind. Als „Rückrad“ der Ausstellung erstreckt sich Second Affordance I fast über die gesamte Länge der zehn Meter messenden Wand und definiert den Raum als operativen, potentiell erweiterbaren Bereich. In unmittelbarer Nachbarschaft platziert, besetzt Carrier I, ein kleines, mit verschiedenen getrockneten Materialien gefülltes Glasgefäß, einen Zwischenraum und markiert diesen als unsichere Zone des Übergangs zwischen Ausstellungs- und Versorgungsraum. In Anbetracht der wechselnden Lichtverhältnisse verändert die Arbeit beständig ihre Gestalt: die physisch konkrete Form verwandelt sich in einen lebendigen Organismus. In dem BesucherInnen gewöhnlich vorenthaltenen und als Lagerraum genutzten Obergeschoss verbirgt sich Carrier II, ein fragmentarischer Bronzeguss einer Glocke, die Spuren ihrer Fertigung aufweist. Bronze geht mit dem in der Atemluft enthaltenen Sauerstoff einen Oxidationsprozess ein, wobei sich die chemische Reaktion (Korrosion) auf der Oberfläche abzeichnet. Carrier II erhält auf diesem Weg eine indexikalische Funktion: Form und Farbgebung kommen einem Aufzeichnungs-verfahren gleich. Die in Erinnerung gerufenen Klänge zeugen zudem von K.r.m. Mooneys Interesse an Sounds, die in ihrer ephemeren, für das menschliche Auge unsichtbaren Ausprägung auf ein grundsätzliches Verständnis von Material als temporärer Zustand verweisen.

K.r.m. Mooney (*1990 in Seattle, USA) leben und arbeiten in Oakland, USA. Nach einem Studium am Central Saint Martins, London und am California College of the Arts, San Francisco wurden Mooneys Arbeiten in Einzelausstellungen im Rahmen der SECA Art Awards im San Francisco Museum of Modern Art (2017), im Pied-à-terre, Ottsville oder auch im Wattis Institute for Contemporary Art, San Francisco (beides 2015) vorgestellt. Mooneys Werke wurden unter anderem in Gruppenausstellungen in den Kunst-Werken Berlin – KW Institute for Contemporary Art (2017), in der White Flag Project Library, St. Louis, im Futura Centre for Contemporary Art, Prag, bei Altman Siegel, San Francisco (jeweils 2016), in der Essex Street, New York und bei Hester, New York (beides 2015) gezeigt. Die Präsentation im Kunstverein Braunschweig ist K.r.m. Mooneys erste Einzelausstellung in Europa. Begleitend zur Ausstellung erscheint 2018 eine Publikation bei Mousse Publishing mit einem Vorwort von Christina Lehnert und Texten von Susanne M. Winterling, K.r.m. Mooney, McIntyre Parker und Nele Kaczmarek.

Kuratorin: Nele Kaczmarek