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Das Deutsch-Russische Museum Berlin-Karlshorst setzt mit den Arbeiten von Boris Ignatowitsch seine 1998 begonnene Ausstellungs- und Publikationsreihe über sowjetische Kriegsfotografen fort.

Boris Ignatowitsch gilt neben Alexander Rodtschenko und El Lissitzky als Wegbereiter des sowjetischen "fotografischen Konstruktivismus". Er gehörte zu jenen Künstlern, die sich aktiv beim Aufbau der neuen sozialistischen Gesellschaft einbringen wollten. Wie kaum ein anderer hat Ignatowitsch die sowjetische Reportagefotografie thematisch und stilistisch geprägt. Die selbst heute oft noch selbstverständlich gesetzte Grenze zwischen Fotojournalismus und Fotokunst erscheint beim Blick auf seine Fotoserien fragwürdig, etwa über industrielle Projekte, die als journalistische Auftragsarbeiten zugleich das Werk eines formgebenden Fotokünstlers zeigen. Die Qualität seiner fotografischen Arbeiten - ob im "fremden" Zeitungs- oder Armeeauftrag oder als selbst gestellte Aufgabe - zeugt von einer enormen künstlerischen Ausdruckskraft, deren Wirkung jenseits der Halbwertzeit von journalistischen Fotoillustrationen bis heute andauert.

Einige seiner in den zwanziger und dreißiger Jahren entstandenen Fotografien wie "Ermitage" (1930) oder "Dusche" (1935) gelten zu Recht als Ikonen der russischen Avantgarde. Dagegen sind seine Kriegsfotografien selbst in Russland bis heute weitgehend unbekannt, auch wenn sie unverkennbar Ignatowitschs Handschrift erkennen lassen. Das Deutsch-Russische Museum Berlin-Karlshorst zeigt daher neben wichtigen Arbeiten aus der Vorkriegszeit als Schwerpunkt Fotografien aus der Kriegszeit, die Ignatowitsch überwiegend als Fotokorrespondent der Armeezeitung Kampfbanner der 30. Armee der Kalininfront verbrachte.

Zur Publikation Im Chr. Links Verlag erscheint Anfang November ein Begleitband mit gleichnamigen Titel (mit Beiträgen des russischen Fotohistorikers Valeri Stignejew und der Kuratorin der Ausstellung Margot Blank, ca. 112 Seiten, 63 Abbildungen, Festeinband, ca. € 24,90 im Buchhandel und Broschur, € 12 im Museum)

Zum Fotografen Boris Ignatowitsch 1899-1976; seit 1918 Journalist, 1919 Eintritt in die Partei der Bolschewiki; Redakteur der Moskauer Bergarbeiterzeitung Gornjaks, Tätigkeit für Leningrader Zeitschriften, 1925-1927 stellvertretender Redakteur der Zeitschrift Arbeitswoche, 1927-1930 Fotoredakteur der Zeitung Bednota (Armut), eigene Fotoreportagen über das Landleben; als einer der ersten begann er mit der Kleinbildkamera Leica zu fotografieren, ab 1930 Arbeit bei der Sowjetischen Kinochronik als Kameramann, 1936-1937 Fotoreporter für die Komsomolskaja Prawda, 1937-1941 Fotoreporter bei Moskauer Zeitschriften, 1941-1943 Fotokorrespondent der Armeezeitung Kampfbanner, 1943-1944 Einsatz durch das Studio der Militärkünstler an der Westfront, porträtierte Marschall Shukow während der Kapitulation 1945; 1945-1950 Fotokünstler am Grekow-Studio, danach fotografisch-künstlerische Tätigkeit für mehrere Redaktionen und Verlage

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Kunst im Auftrag. Boris Ignatowitsch
Fotografien von 1927 bis 1946