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Kirsten Kaiser, geboren 1961 in Hamm, lebt und arbeitet in Münster Zur Arbeit "Warmer Abriß": Kirsten Kaiser greift in ihrer Arbeit "Warmer Abriß" auf konkrete historische Vorkommnisse in der Stadt Ahlen zurück. In den Jahren 1480, 1686 und 1744 wurde die Stadt Ahlen von schweren Brandkatastrophen heimgesucht, die jedesmal ein Viertel bis hin zur Hälfte aller damalig zur Stadt gehörenden Gebäude vernichteten, 1744 brannte sogar das alte Rathaus nieder. Mit einer Installation aus Computerbildern, Plexiglas und Leuchtmitteln läßt Kirsten Kaiser in den Fenstern von zwei leerstehenden Gebäuden in der Altstadt von Ahlen wieder ein "Feuer" entstehen. Kirsten Kaiser spürte bei ihren Vorbereitungen für die "Kunstspur" historische Ereignisse in der Geschichte der Stadt auf, wobei sie die einschneidenden Brandkatastrophen ganz besonders interessierten. In ihrer Arbeit "Warmer Abriss", die sich über zwei Gebäude in der Ahlener Altstadt erstreckt, spiegelt sie diesen Teil Ahlener Geschichte an heute real existierenden Gebäuden wider. Das "Feuer" existiert in der Installation von Kirsten Kaiser nur mit dem Wissen um das historisch Geschehene, in der kognitiven Verarbeitung des Sichtbaren mit dem Gewußten. So läßt die Künstlerin diesen Teil Ahlener Stadtgeschichte nicht einfach nur aufflackern, sondern paßt diesen schlüssig in die Gegenwart ein. Kirsten Kaiser verbindet Vergangenheit und Gegenwart außerhalb der rein faktischen Ebene, sie installiert ein Verbindungsstück zwischen den Zeiten. Damit ist keine schlichte Aktualisierung gemeint, oder gar die Aufhebung von geschichtlicher Distanz, sondern vielmehr die Sensibilisierung des im Bewußtsein bereits als vergessen Geglaubten. Die kontinuierliche Einbindung in die Prozesse der Lebenswelt werden sinnlich präsentiert: Geschichte bedeutet in diesem Fall nicht nur Vergangenheit; Gegenwart läßt sich nicht nur als aktuelle Präsenz behandeln.

Diethelm Koch, geboren 1943 in Bochum, lebt und arbeitet in Bochum und Potsdam Zur Arbeit "Landschaftsmarke": Der Rasenplatz neben der alten Lateinschule auf dem Vorplatz der Bartholomäuskirche macht neugierig. Es handelte sich um eine freie Rasenfläche, die von einer kleinen Mauer aus Naturstein begrenzt wird. Diese Mauer beschreibt eine kurvige Form, die an dieser Stelle unbegründet scheint. Die Beachtung dieser Mauer erreicht der Künstler durch die Installation einer Arbeit, die aus zwei Reihen Holzbalken besteht, die auf und entlang der Mauer angebracht wurden. Diethelm Koch hebt den Verlauf der Mauer auf unsere Augenhöhe, bringt sie unseren Sehgewohnheiten näher. Etwas lang Übersehenes, Unscheinbares gewinnt an Aufmerksamkeit. Diethelm Koch arbeitet mit vollkommen unprätentiösen Hölzern, die eine ursprünglich bautechnische Verwendung vermuten lassen. Für ihn ist das Material Holz als ein grundsätzlich lebendiges Material von Bedeutung, das seiner Lebendigkeit auch in der künstlerischen Verarbeitung nicht beraubt wird. Im Laufe der Zeit wird das Holz reißen, Spalten werden sich auftun. All dies wurde vom Künstler einkalkuliert und geschieht bewußt. Durch die Plazierung der Arbeit, die sich unmittelbar auf die vorgefundene Situation bezieht, wird der minimale, zarte Anstieg bzw. Abfall der Rasenfläche verdeutlicht. Die vertikalen Abstufungen innerhalb der Arbeit, die durch die Aneinanderreihung der Vierkanthölzer entstehen, prononcieren diesen sachten Verlauf nochmals. Das künstlerische Interesse Diethelm Kochs an dieser städtischen Situation fußt auf einem formalen Interesse. Seine Aufmerksamkeit richtet sich in erster Linie auf das Verhältnis zweier materieller Komponenten zu einer Sachlage, in diesem Falle bearbeitet er die Beziehung zwischen Steinmauer und Holzkonstruktion und das jeweilige Verhältnis zum Kirchplatz. Diethelm Koch setzt in das Vorhandene seine "Marken" des Ausgleichs. Er bringt das Gegebene in formale Harmonie, in Balance. Diese Dimension seines Schaffens basiert auf der Annahme einer verschiedene Gewichte und Strömungen ausgleichenden Grundstruktur; alles steht und bewegt sich im Ausgleich und letztlich in Harmonie zueinander. Eine Vertikale benötigt immer auch eine Horizontale, dies machte Piet Mondrian am Deutlichsten erfahrbar. An geometrischen Strukturen orientiert, die auf den natürlichen Relationen beruhen, arbeitet Diethelm Koch an den Verhältnissen, die einzelne Elemente unserer belebten und nicht belebten Umwelt zueinander haben.

Erich Krian, geboren 1948 in Dortmund, lebt und arbeitet in Dortmund und Pompeiana (Italien) Der fast 75 Meter hohe Westturm der Kirche St. Marien ist sichtbarer Mittelpunkt der Stadt Ahlen, er besitzt eine betont breite Auslegung und bietet einen imposanten Eingangsbereich. Spontan interessierte sich Erich Krian für den Turm der neugotischen Marienkirche und insbesondere für die Mittelrosette. Die Rosette der Marienkirche ist sein Ansprechpartner in der spezifischen städtebaulichen Situation in der Altstadt von Ahlen. Die Fensterrosette, der stilisierte Blütenstern über dem westlichen Hauptportal besitzt eine architektonische wie geistliche Intention. Die Kirchenrosette ist eine Schnittstelle, ein Berührungspunkt der rein räumlich aber auch geistlich betrachtet werden sollte. Diese Schnittstelle, dieser Übergang interessiert Erich Krian. Mit der Spiegelung der Form der stilisierten Rose auf den Vorplatz von St. Marien durch massive Betonringe, akzentuiert er die individuelle wie kanonisierte Form der Kirchenrosette St. Mariens in Ahlen. Mit der bewußten Integration der formalen Struktur der Rosette spielt er gleichsam auf die Übergangsstelle von innen nach außen an. Mit den Betonringen, die man normalerweise nicht zu Gesicht bekommt, greift Erich Krian auf ein extrem unprätentiöses, unedles Material zurück. Um ein jahrhundertelang tradiertes und christlich konnotiertes architektonisches Element nachzubilden, verwendet der Künstler einen industriellen Werkstoff. Nicht nur allein durch das Material, sondern auch durch die flache, begehbare Installation auf dem Kirchplatz, in unmittelbarer Nähe zur Oststraße, der Fußgängerzone in Ahlen, nähert er die christlich konnotierte Rosettenform dem alltäglichen Leben an. Durch die Nutzung von Betonringen aus dem Kanalisationsbau bringt er die Dekoration des Westturms nicht nur den Passanten näher, sondern hebt gleichzeitig auf die "tiefere" Bedeutungsebene ab. Nun verbindet Erich Krian nicht nur den christlichen Inhalt der Rosette mit der Tagwerk, er stellt durch die strenge Form der Betonringe auch die Form des Kreises zur Debatte. Der Kreis als ruhendes geometrisches Grundelement, in sich geschlossen, sich ständig selbst wiederholend, ist das vollkommenste aller geometrischen Elemente. Es ist eine sich in sich selbst und seine eigene Tiefe zurückziehende Form. Durch die flächige Bodenskulptur holt er gleichsam den vertikalen Ausdruck, die emporstrebende Richtung auf die horizontale Ausdehnung des Vorplatzes herab. Die Kirchenrosette von St. Marien in Ahlen mit ihren charakteristischen sich wiederholenden Kreisformen liefert in der Arbeit von Erich Krian die Grundlage für die weitreichende Assoziation, der Spiegelung christlicher Inspirationen in ihrer weltlichen Dimension.

Maik Löbbert, geboren 1958 in Gelsenkirchen Dirk Löbbert, geboren 1960 in Wattenscheid "Als wäre er schon immer dort gewesen", so hieß es bei der ersten Präsentation des Projekts der Brüder Maik und Dirk Löbbert. Der "Ring", den die beiden für die Seitenfassade des Hauses Wandmacherstiege 8 konzipiert haben, paßt sich exakt in die Fläche auf der vorgefundenen Gebäudewand ein und erscheint an dieser Stelle vollkommen sinnfällig. In der rein formalen Betrachtung aber erscheint diese Fassade durch das links eingefügte Fenster aus Glasbausteinen und die Aussparung einer Terrasse, ebenfalls an der linken Seite, in der Gesamtanlage zuerst einmal unregelmäßig und unproportional. Die Arbeit Ring", die Maik und Dirk Löbbert für die Wand in der Wandmacherstiege entworfen haben, eröffnet eine neue Sicht auf die vorliegende Struktur der Architektur. Durch die Einpassung eines geöffneten Kreises offenbart sich die Grundstruktur, die durch die Einfügung privat gewünschter oder notweniger Baumaßnahmen unsichtbar geworden ist, gemeint ist das Fenster aus Glasbausteinen und die Terrasse. Die Kreisform wurde in der Art in die Fassade eingepaßt, daß neben einem regelmäßig verlaufenden Kreis auch wieder ein Rechteck sichtbar wird. Beide Formen werden aber nur angedeutet und erst in der Betrachtung und der kognitiven Verarbeitung des zu Sehenden durch das Publikum existent. Gleichzeitig vervollständigt der Passant durch die beträchtliche Breite und die damit verbundene Präsenz der Kreisform in der Betrachtung der Arbeit, den zu sehenden offenen Kreis zu seiner Gänze. Die Fehlstelle in der real sichtbaren Form wird durch die unbewußte Orientierung an geschlossenen vollkommenen Formen überbrückt. Mit auf den ersten Blick einfachsten und minimalsten Mitteln verweisen Maik und Dirk Löbbert in ihrer "Fassadenmalerei" auf die ausgeglichene Grundstruktur innerhalb der dieser in der Realität zugegenlaufenden Erscheinung der Hauswand. Die komprimierte Aussage "reine Geometrie stößt auf die Realität" von Manfred Schneckenburger erläutert die Arbeitsweise der Brüder auch in der Arbeit "Ring" besonders trefflich. Durch das Aufeinandertreffen von Geometrie und Realität gewinnen beide Gesichtspunkte. Beide Aspekte werden erst in ihrer Kombination zu lebendigen und menschlichen Gegebenheiten der Umwelt. Maik und Dirk Löbbert akzentuieren architektonische Strukturen in Bezug auf die menschlichen Bedürfnisse an der Architektur.

Shiro Matsui, geboren 1960 in Nara (Japan), lebt und arbeitet in Kempen und Nara Zur Arbeit "What's behind the wall in Südstraße?": Die Frage, die Shiro Matsui stellt, wird nicht beantwortet. Aber die menschliche Neugierde ist oder bleibt geweckt. Bei den Wegen durch die Stadt fallen Örtlichkeiten auf, die zum Stadtbild gehören und dennoch nicht einsehbar sind. In der modernen Stadt wird zwischen öffentlich zugänglichen Räumen und Privatgeländen streng getrennt. Diese Trennung von privatem Eigentum und städtischem Besitz bearbeitet Shiro Matsui in seinem Beitrag zur Jubiläumsausstellung des Kunstvereins Ahlen. In der Betrachtung erscheint die Arbeit des Japaners fast inexistent, denn was man sieht, ist lediglich eine Öffnung und ein Trichter, der vom städtischen in den privaten Raum zu führen scheint. Diese Öffnung, die sich an einer sonst rigoros geschlossenen Mauerzeile befindet, weckt den Erkundungstrieb des Passanten. In der Nutzung der Arbeit bleibt die vermeintlich aufgehobene Trennung aber weiterhin gewahrt, denn ein Rohr führt den Blick von der Südstraße auf die andere Seite der vorspringenden Mauer wieder in eine öffentlich zu betretende Passage. Bewußt setzt der Künstler sein Verbindungsstück von öffentlichem zu öffentlichem Raum durch einen Kupfertrichter. Die goldbraune Farbigkeit des Materials wird mit der Zeit an der Luft zu einer rötlichen bis grünlichen Oberfläche oxidieren und somit in der Farbigkeit direkte Verbindung zu der rötlichen mit Moos bewachsenen Steinmauer aufnehmen und sich dieser anpassen. Damit wird das Kupfer durch seine metallische Materialität zwar immer ein Gegenstück zum Stein der Mauer bilden, aber keinesfalls als Fremdkörper erfahrbar sein. Neben der Lust am Spiel mit den Seherwartungen offenbart sich in der Arbeit von Shiro Matsui ein tieferer Sinn: die Thematisierung der uneinsichtigen Verbindungen bzw. Vernetzungen von privatem und gesellschaftlichem Leben und die schwerlich nachvollziehbaren Beeinflussungen beider Lebensbereiche aufeinander.

Ulrich Möckel, geboren 1949 in Hemer, lebt und arbeitet in Beckum Zur Arbeit "Eisensteine": Holz als lebendiger, gewachsener, natürlicher Rohstoff ist das wichtigste künstlerische Ausdrucksmittel von Ulrich Möckel. Das Interesse an der Oberflächenstruktur, der Beschaffenheit, der Konsistenz des Materials sind Ausgangspunkte für seine Arbeiten. Mit der Nutzung dieses Materials tritt Ulrich Möckel in den Dialog zwischen Naturform und Kunstform ein. Bei all seinen Objekten bleibt das Holz als natürliches Material erkennbar, wenngleich es künstlerisch bearbeitet wurde und aus dem natürlich Gewachsenem etwas Geformtes entsteht. Seine Arbeiten spiegeln den Dualismus von Natur und Kunst ursprünglich. In der Passage von der Oststraße zur Königstraße bearbeitete Ulrich Möckel einen vernachläßigten städtischen Raum. Die Passage, von Walter Benjamin als Flaniermeile der Bürgerlichkeit festgesetzt, ist an dieser Stelle ein Umfeld des schnellen, hastigen Durcheilens, eher denn des Müßiggangs. Der durch Häuserwände beengte Gang ist ein durch das städtische Leben rein pragmatisch genutzter Bereich, der jegliche Natürlichkeit hinter sich gelassen hat. Nach der Installation der Arbeit von Ulrich Möckel verändert sich dieser reizlose Weg zu einem "Erlebnispfad". Das Hindurcheilen wird durch eine ungewöhnliche Bodenstruktur gebremst. Ulrich Möckel hat 7 verschiedene Holzstücke in der Größe der Pflastersteine entworfen, um diese als Eisengußstücke unserem Laufen entgegenzusetzen. Die Holzstücke und auch die Eisenstücke weisen alle eine individuelle Oberflächenstruktur auf, die den Wuchs eines Baumes in Erinnerung halten. Der Untergrund wird an manchen Stellen uneben, scheinbar wackelig. Die auf den ersten Blick in loser Streuung plazierten "Eisensteine" ergeben auf den zweiten Blick eine lanzettförmige Struktur, die auf eine Blatt- oder Bottform, auf eine Naturform verweist. Mit der Assoziation an eine Wunde, ein Stigma greift die Arbeit von Ulrich Möckel tiefer. In Verbindung von Naturformen in rein zivilisatorisch geprägten Zusammenhängen blättert Ulrich Möckel das große Buch unserer Verlassenheit von der Natur neu auf. Zu der Arbeit ist beim KunstVerein Ahlen eine Jahresgabe erschienen.

Olivia Seiling, geboren 1972 in Beckum, lebt und arbeitet in Münster Zur Arbeit "unter Sand": Im Stadtpark von Ahlen vis à vis des Bahnhofs steht die Bronzeskulptur von Robert Paulmichel. Die Figur stellt einen männlichen Arbeiter mit eine Schaufel dar. Die Skulptur soll an Ahlen als Stadt des Bergbaus erinnern und an die Zeche Glückauf. Die Figur verweist in ihrer naturalistischen Formulierung auf heute nicht mehr beziehungsweise nur noch marginal zur Geschichte der Stadt Ahlen gehörende Arbeitsbereiche. Die Arbeit von Robert Paulmichel will auf diesen vergangenen Teil der Realität Ahlens aufmerksam machen und tut dies mit der künstlerischen Formsprache aus der Zeit, in der der "Kohlenschüpper" zur täglichen Gegenwart gehörte. Olivia Seiling gibt sich mit dem Verweis auf die Vergangenheit der Stadt nicht zufrieden und verleiht in ihrem Projekt für die "Kunstspur" der Skulptur von Robert Paulmichel einen zeitgenössisch relevanten Aussagewert. Mit ihrer Installation erweitert sie die Intention des "Kohlenschüppers". Mit einem Kegel aus Sand läßt sie den "arbeitslos Gewordenen" verschwinden und entzieht ihn des Anblicks. Was zunächst wie eine Provokation verstanden werden könnte, erfährt bei einer intensiveren Auseinandersetzung eine weitreichende Perspektive. Die Figur von Robert Paulmichel ist der Bevölkerung längst bekannt, doch ist sie zu einem "stillen Denkmal" geworden, denn Aufmerksamkeit erfährt sie kaum noch. In der Installation der Ahlenerin verschwindet die Figur zunächst tatsächlich, so wie sie aus dem öffentlichen Bewußtsein verschwunden ist, so wie der Bergarbeiter aus dem Arbeitsprozeß verschwindet. Die Künstlerin stellt die Figur in ihren realen Kontext, in den Kontext des Verschwindens, in den Kontext des Unsichtbarseins. Durch das Unsichtbarmachen des Unsichtbaren, des zur Geschichte gewordenen, erlebt die Figur eine neue Aufmerksamkeit und rückt wieder ins Bewußtsein der Bevölkerung. Der Sandkegel wird im Laufe der Ausstellung durch Witterungseinwirkungen die Figur langsam wieder preis geben. Die Geschichte, mag sie zeitweise noch so unsichtbar und vergessen erscheinen, bleibt doch Teil des täglichen Lebens.

Günther Zins, geboren 1951 in Butzbach/Oberhessen, lebt und arbeitet in Kleve Zur Arbeit "Schwebender Raum": Zwischen den Bäumen auf dem Kirchplatz von St. Bartholomäus hat sich ein Raum verdichtet. Die in Stahlseilen eingespannten Aluminiumstäbe setzen lineare Akzente, die in Korrespondenz mit der Kirchenarchitektur stehen und damit die Umgebung von Baukörpern und Bepflanzung des Kirchplatzes miteinander verbinden. Der Klever Künstler Günther Zins arbeitet an der Durchdringung und Visualisierung von Raum im allgemeinen. Ein Luftraum ist an sich leer, unfaßbar, nicht zu orten. Mit Kantenformationen, die sich aus vorgefundenen Raumbezügen ergeben, wie hier aus den Standorten der Bäume des Vorplatzes des Bartholomäus Kirchplatzes, visualiert Günther Zins mögliche Räume. Dieses sind aber Räume, die unserer Vorstellung von einem Raum nicht gerecht werden. Sie sind weder erfahrbar noch erfaßbar. Trotzdem Günther Zins einen Luftraum mit Kanten umgibt und damit mögliche geometrische Formen einschreibt, entzieht er diesen entstandenen Raum der unmittelbaren Erfahrung und Nutzung. Nur durch die distanzierte Betrachtung erfährt man die Arbeit von Günther Zins zwischen den Bäumen des Kirchplatzes. Die schwerelos wirkende Plastik von Günther Zins erinnert an eine Zeichnung. Mit in der Luft eingeschriebenen Linien visualisiert er eine imaginäre, virtuelle, mögliche Struktur des leeren Raumes. Lineare Grundelemente binden sich in einen Raum ein, ähnlich wie Norbert Kricke seine Raumzeichnungen formulierte. Anders aber als dieser, der mit informellen Lineaturen arbeitete, bezieht sich Günther Zins ganz auf die Tradition einer geometrisch, minimalistisch sprechenden Kunst. Durch die Verbindung zeichnerischer Formsprache mit bildhauerischer Intention überbrückt der Künstler die Trennung von Zweidimensionalität und Dreidimensionalität. Der Eindruck einer flüchtigen Linie bleibt ebenso gewahrt wie der der räumlichen Präsenz. Ein Zwitterwesen, das nicht wie in der Malerei nur einen virtuellen Raum darstellt, sondern realiter Linie und Raum in sich vereint, erscheint in der Arbeit von Günther Zins. An der Stelle, an der Günther Zins seinen Raumkörper einfügt, verdichtet er eine virtuelle Struktur des Raumes. Er verdichtet den Raum an dieser Stelle durch leichte Konturen und füllt damit den Raum nicht aus, sondern läßt ihn in seiner Offenheit bestehen. Günther Zins okkupiert den Raum nicht, er akzentuiert ihn vielmehr. Die Arbeit erweiternd betrachtet, erkennt man, daß Günther Zins die geometrische Struktur des Raumkörpers als Gegenpol zu der natürlichen Gewachsenheit der Bäume des Vorplatzes setzt. Der Kontrast zwischen kühlen, kargen Material und der lebendigen Struktur der Bäume verstärkt die Wirkung der linearen Skulptur, die einen Einblick in die virtuelle Vernetzung des Raumes bietet. zurück Die Texte zu den einzelnen Projekten sind Auszüge aus dem Katalog zur Ausstellung.

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Kunst-Spur - Installationen im Stadtraum

mit Kirsten Kaiser, Diethelm Koch, Erich Krian, Maik & Dirk Löbbert, Shiro Matsui, Ulrich Möckel, Olivia Seiling, Günther Zins