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Erwin Wurm, einer der international erfolgreichsten zeitgenössischen Künstler, entwickelt mit „Schöner Wohnen“ eine Intervention in der MAKSchausammlung Gegenwartskunst, die ab Dienstag, 22. März 2011, zu sehen ist. Im Mittelpunkt stehen Objekte mit Gebrauchswert, die speziell für das MAK konzipiert wurden. Möbel als Instrumente des Kollektivs sind Gegenstände, an denen sich modellhaft Lebenshaltungen manifestieren. Der Künstler kommentiert diese durch subtile Anweisungen, Eingriffe und Verschiebungen. Mit dieser Ausstellung wird die Reihe „Künstler im Fokus“ fortgesetzt, die bedeutende Positionen aus der MAK-Sammlung an der Schnittstelle von angewandter Kunst, bildender Kunst und Architektur vorstellt. Sie versteht sich als Appell an die Öffentlichkeit, mit dem das Museum eine Strategie zur Positionierung der MAK-Schausammlung Gegenwartskunst verfolgt. Ein zentraler Aspekt ist dabei die Unterstützung durch Sponsoren, Mäzene und Förderer, um notwendige Ankäufe für die MAK-Sammlung durchführen zu können.

Ausgehend von „Fundstücken“ werden bei Wurm Möbelobjekte – die Dingwelt kippend – zu angewandten Skulpturen. Dabei zielt der Künstler auf den Paradigmenwechsel zwischen Kunst und Design, wie er sich durch die Kulturgeschichte zieht und in der MAK-Sammlung gegenwärtig ist. Während Donald Judd eine klare Trennung propagierte, zeigen sich in Franz Wests MoÅNbelstücken visuelle Codes des Skulpturalen; Heimo Zobernig wiederum übt sich in Indifferenz und erklärt Objekte der Massenproduktion zum Kunstwerk. In der MAK-Ausstellung skizziert Wurm ein Zerrbild eines Interieurs, die Funktionalität und Symbolhaftigkeit von Objekten überzeichnend. Sein Umgang mit dem Raum erschließt sich in losen Gruppierungen transformierter Möbelskulpturen vor der Folie einer überdimensionalen, psychedelisch anmutenden Wandgestaltung. Dabei legt der Künstler unterschiedliche Fährten. Es verdichten sich autobiografische Referenz, Kunst- und Designgeschichte, Museums- und Sammlungsdiskurs sowie künstlerische Produktionsbedingungen.

In seiner künstlerischen Praxis bewegt sich Wurm zwischen den Polen Skulptur (statisches Objekt) und Performance (bewegte Darstellung), szenischem Bild und Geschehen, Konzept und Pointe. Dabei gibt der Künstler Instruktionen, wie seine Arbeiten zu ergänzen und zu benutzen sind, wie aus Gegenständen in performativen Sequenzen Skulpturen entstehen können. Als Produzent und Akteur entwirft er Szenarien des Alltäglichen. Seine populärästhetischen Arbeiten verzerren soziale Utopien im Spiegel der Gesellschaftskritik. In der MAK-Sammlung ist Wurm mit Arbeiten aus verschieden Schaffensperioden vertreten, wie dem Staubobjekt „Ohne Titel“ (1990), der Videoinstallation „Gesicht (1000 Portraits)“ (1992) oder den mobilen Skulpturen „Fat Car“ (2000/01) und „Geste Mobil“ (2010). Erwin Wurm, geboren 1954 in Bruck an der Mur, lebt und arbeitet in Wien. Seine Arbeiten sind in zahlreichen Ausstellungen, Museen und Galerien im Inund Ausland präsent.

Einzelausstellungen (Auswahl): „Narrow Mist, Ullens Center for Contemporary Art, Peking (2010), „Liquid Reality“, Kunstmuseum Bonn, Bonn (2010), „Selbstportrait als Essiggurkerl“, Museum der Moderne Salzburg, Salzburg (2010), „Erwin Wurm“, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau, München (2009), „Keep a Cool Head“, Central House of Artists, Moskau. Gruppenausstellungen (Auswahl): „The Original Copy: Photography of Sculpture, 1839 to Today”, MoMA, Museum of Modern Art, New York, (2010), 3rd Moscow Biennial, Moskau (2009), „Art of Participation: 1950 to Now”, San Francisco Museum of Modern Art, San Francisco, (2008). Wurm arbeitet hauptsächlich skulptural, sein Werk umfasst Objekte, Installationen, Zeichnungen, Videos und Fotografien. Er lehrte als Professor für Bildhauerei und Multimedia am Institut für Bildende und Mediale Kunst der Universität für angewandte Kunst Wien. Labilitäten und Brüchigkeiten in scheinbar sicheren Alltagsabläufen sind die Themen, die ihn seit den 1990er Jahren interessieren und die er in einem erweiterten Skulpturenbegriff artikuliert.

Seit 2007 konnten im Rahmen der Ausstellungsreihe „Künstler im Fokus“ wesentliche Objekte und Werkgruppen in die MAK-Sammlung Gegenwartskunst integriert werden. Nach „Rainer, sonst keiner! Überschriftungen“, „Alfons Schilling. Sehmaschinen 007“, „Padhi Frieberger. Ohne Künstler keine Kunst!“, „Franz West. Sit on my Chair, Lay on my Bed. Angewandte Kunst“, „Heimo Zobernig. Total Design“, „Franz Graf. Final Song First“, „Liam Gillick. Two Litre GXL“, „Hans Weigand. Vortex“, „Plamen Dejanoff. Heads & Tails“ und der aktuellen Ausstellung „Erwin Wurm. Schöner Wohnen“ wird die Reihe mit „Walter Pichler. Skulpturen Zeichnungen“ (27.9.2011–26.2.2012) fortgesetzt.

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Künstler im Fokus #10
Erwin Wurm
Schöner Wohnen
Kurator: Bärbel Vischer