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Nachdem Heinz-Günter Herpel 1994 in Darmstadt seinen ersten Projektraum ins Leben gerufen hatte, wollte er 2001 in Berlin einen Ort für jüngere deutsche Künstler und für einen Stamm internationaler Kollegen schaffen. Es ging ihm darum, in der neuen deutschen Hauptstadt eine Arbeitsweise zu präsentieren und auch mit zu gestalten, bei der Kunst nicht schon im Moment ihrer Entstehung zur Ware wird. Dass Herpel den Schwerpunkt auf Installationen und Objekten setzt und sich vor allem für die verschiedensten interdisziplinäre Arbeitsweisen in der Kunst interessiert, hat dem Kunstpunkt innerhalb der Berliner Szene eine einzigartige Stellung verschafft. Das gilt auch für die enge kollegiale Zusammenarbeit, die Herpel mit den Künstlern bei der Entwicklung ihrer Ausstellungen pflegt. Im Rückblick kann man feststellen, dass bei den Arbeiten, die während der letzten fünf Jahre hier zu sehen waren, bestimmte gemeinsame Charakteristika hervortreten, und dass die Ausdrucksmittel der vertretenen Künstler in drei großen Teilbereichen der Kunst operieren: Installationen, die sich mit der Ästhetik des Raumes auseinandersetzen; Installationen, die eher einem eigenständigen konzeptuellen Impuls folgen; und Arbeiten, in denen die Künstler Objekte als Installationen definieren und entsprechend mit ihnen umgehen. Über deren Prinzipien lässt sich immerhin sagen, dass sie sich an Konzepten, Phänomenologien und Materialitäten orientieren, wogegen direktes Geschichtenerzählen, Illustration oder Illusionismus hier weniger interessiert. Neben dem offenkundigen Schwerpunkt auf Räumlichkeit, konzeptueller Praxis und Objektinstallation waren in den letzten fünf Jahren im Kunstpunkt auch immer wieder Fotografieausstellungen zu sehen. Es ist Heinz Günter Herpels anhaltendes Verdienst, hier eine Plattform für Konzepte und für gedanklich strukturierte künstlerische Ansätze mit dem Schwerpunkt auf Installationen etabliert zu haben. Sein Raum im Galerienviertel Mitte Nord fungiert eben nicht nur als Verkaufsraum, sondern mindestens so sehr als ein Labor für Ideen, und er hat sich auf Künstler mit einer kohärenten und intelligenten, prozessorientierten Arbeitsweise festgelegt. Herpel fördert die fortgeschrittene Kunst und die aktuellen künstlerischen Arbeitsweisen, weil sie ihn am meisten interessieren. Und obwohl die meisten seiner Künstler der jüngeren Generation angehören, hat er immer auch Platz für die Ahnen der Konzept- und Installationskunst gefunden. Im Jahr 2003 waren in seiner Ausstellung "Hop, Skip & Jump" Arbeiten von Emmett Williams, Ann Noël und Ira Schneider zu sehen - also von amerikanischen Emigranten in Europa, die während des Zweiten Weltkriegs oder noch früher geboren wurden. Vor kurzem präsentierte er Willoughby Sharp (1936) und David Medalla (1942) gemeinsam mit Arbeiten seines Freundes Reinhart Buettner (1945) - Künstler mit Fluxus-Stammbäumen, deren aktuelle Auseinandersetzung mit den neuesten Entwicklungen im Bereich Video, Digitaltechnik, Performance, Text oder Konzeptkunst zeigen, dass das Alter sie noch lange nicht mürbe gemacht hat. Wer die Räume und Ausstellungen im Kunstpunkt besucht, ist immer umgeben von einer Atmosphäre der intellektuellen Herausforderung und Neugier. Schon das ist Grund genug, die ersten fünf Jahre des Kunstpunkts zu feiern

Mark Gisbourne

Pressetext

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Kunstpunkt Berlin - die ersten fünf Jahre
Objekte Installationen Videos

mit Stefan Beuchel, Reinhart Buettner, Barbara Eitel, Karen Koltermann, Karsten Korn, Bastienne Kramer, Leo, Pia Linz, Susanne Lorenz, Joel Verwimp