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La vie en général

Wie ist das Leben im Allgemeinen? In der Operette ist es immer lebenswert, sonst funktioniert das Genre nicht. Und die drei von der Hollywoodschaukel wissen auch, wie man wippt. Frenzy Höhne zeigt bei v_kunst frankfurt „Drei Generationen“, ihre Version des kunstgeschichtlich bedeutsamen Motivs der drei Lebensalter, heruntergebrochen auf Freundinnen im Freien. Drei Frauen verschiedener Geburtsjahrgänge pflegen den Dialog über die Generationen hinweg. Jugend, Reife und Greisenalter empfinden Sympathie füreinander und finden Halt in der Konstellation einer vermutlich familiären Bindung. Noch lachen sie in der Momentaufnahme. Doch allezeit wird nicht geschaukelt. Der Sprengsatz liegt in der Konzeption des Geschöpfs als unvollkommenen und der Begrenztheit der individuellen Lebenszeit als konstitutiver Form des Seins.

Die Kunst im Allgemeinen leuchtet unverblümt die Phänomene Zeit und Vanitas aus, indes das vie en général das Innehalten scheut, Fragen zum Lebenszyklus ausweicht. Vor 500 Jahren hat Hans Baldung, gen. Grien, im Wiener Bild „Die drei Lebensalter des Weibes und der Tod“ bemerkenswert unsentimental das blühende Leben mit dem Verfall konfrontiert. Lebensalter-Bilder aus seinem Atelier besitzen auch Madrid und Leipzig, wo sich ungewöhnliche sieben Altersstufen der Brust-Bauch-Erschlaffung stellen. Die Erotik der Frau war ein Lieblingsthema des Malers. Sie wird immer im Fokus sein. Im Allgemeinen kommt das Leben ohne Eros nicht vom Fleck. Eine Voraussetzung ist die erfolgreiche Selbstdarstellung. Thorsten Wagner thematisiert sie in der Videoarbeit „Profiling für Selbsttändige“. Darin der Künstler als Casting-Kandidat, sich selbst inszenierend mit Mikro und feuchtem Stirnhaar - verschwitzt, gegelt? - , die Finger expressiv gespreizt, rötliches Scheinwerferlicht die blasse Wange wärmend. Oder aber er spielt das Leben der Boheme, gibt sich als Hopperscher Nighthawk begleitet von Bierflasche und vollem Ascher, den Blick niedergeschlagen, den Kopf in Denkerpose in die Hand gestützt, im blauen Dunst den Nimbus suchend. So schlicht wie ergreifend kokettiert Wagner mit den Klischees.

Unterdessen plaudern in der Videoinstallation „push play (chase the rabbit)“ von Julia Charlotte Richter drei junge Männer über ihr Leben - so meint man. Tatsächlich verwendet die Künstlerin für ihre Befragung der Wirklichkeit found footage. Die Monologe stammen aus Interviews mit jungen Frauen. Eine Camouflage, die Geschlechterdifferenzen als Unisex-Salat serviert. Carsten Nicolai zeigt eine Begegnung mit einem beseelten Getränkeautomaten in Tokio.

Gestärkt geht die Videokunstschau v_kunst frankfurt in ihre dritte Runde. 300 Arbeiten von 120 internationalen Künstlern wurden gesichtet. An 22 Ausstellungsorten sind rund 40 Positionen aktueller Video- und Medienkunst zu sehen. Projektionen, interaktive Installationen und animierte Computerkunst zeigen: So oder so ist das Leben.

Dorothee Baer-Bogenschütz

Unter dem Titel „la vie en général“ fragen die Kuratoren der Ausstellung, Christoph von Löw und Andreas Greulich, die künstlerische Produktion zur Lebenswelt des 21. Jahrhunderts ab. Philosophie und Alltägliches bilden die assoziativen Eckpunkte. Auch in 2011 soll v_kunst frankfurt wieder im Zentrum Frankfurts zeigen, welches die aktuellen Tendenzen und Strömungen der Videokunst sind. Der Titel „la vie en général“ implementiert die großen Fragen des Lebens aber auch banale Kleinigkeiten. Bezogen auf das bewegte Bild soll diesmal tiefer in die Wirkwelt der Medien- und Videokunst eingestiegen werden. Fast alle Galerien und einige Läden der Fahrgasse in Frankfurt werden wieder Gastgeber und Rahmen der Ausstellungshalle ohne Dach in Frankfurt sein.

Veranstaltungsstätten:

Galerie Greulich, Fahrgasse 22, 60311 Frankfurt am Main 510 m

1. Galerie Braubachfive 2. Galerie Mühlfeld + Stohrer 3. Kunsthandel Leichter 4. Niederlintner Fine Antitiques 5. Affentor 6. Schöne Räume 7. Galerie Rothamel 8. Galerie Selected 9. Immo Team Rhein-Main 10. Galerie Mühlfeld * Stohrer Show Room 11. 1822-Forum 12. Galerie Leuenroth 13. Rahmen + Rahmen 14.Galerie Maurer 15. Moloko 16. Galerie Schwind 17. Waagen Jordan 18. Galerie Greulich 19. Galerie Wagner + Marks 20. Galerie am Dom 21. Schuh Ludwig 22. A.J. Keller und B. Berresheim, Architekten

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La vie en général
Kuratoren: Andreas Greulich, Christoph von Loew

Künstler: Jos Diegel, Chan Sook Choi, Mirek Macke, Carsten Nikolai / Anna Hepp, Dina Bowank, Aline Helmcke, Thorsten Wagner, Frenzy Höhne, Jule Köperich, Ivo Burokvik, Fabian Drienhorst, Björn Drenkwitz, Julia Richter, Sandip Shah, Michael Disque / Raul Gschrey, Constantin Scholz / Fabian Bechtle, Matthias Knapp, Anna Baranowski, Markus Walenzik