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Der Begriff „Landschaft“ hat innerhalb wie außerhalb des Kunstdiskurses mannigfaltige Bedeutungen. Er kann zum Beispiel das ganz reale Lebensumfeld des Menschen genauso meinen wie touristisch besuchte bzw. verwertete Landstriche. Er kann das Land bezeichnen, das verschiedene Wissenschaften erforschen, genauso wie jenes, das für unterschiedlichste Zwecke verändert oder genutzt wird.

Auch kann „Landschaft“ – etwa im Sinn von „Heimat“ – einen stark emotional wie politisch besetzten Ort definieren etc. Alle diese Funktionszusammenhänge haben entsprechende Bilder und Darstellungsformen hervorgebracht, von denen die künstlerische Landschaftsmalerei und -zeichnung nur eine ist.

Diese Ausstellung verfolgt daher auch nicht das Ziel, einen stilgeschichtlichen Überblick über die Geschichte der Landschaftsmalerei im Sammlungszeitraum der Neuen Galerie Graz von 1800 bis zur Gegenwart zu geben. Sie unternimmt den darüber hinausgehenden und weiter gefassten Versuch, mit Exponaten aus der Sammlung die komplexen Wechselwirkungen zwischen der Darstellung von Landschaft einerseits und der Wahrnehmung bzw. dem Verständnis von Natur und Realität andererseits sichtbar zu machen.

Zu diesem Zweck werden zwei Zeiträume, die rund hundert Jahre auseinanderliegen und scheinbar nicht kommunizieren, zueinander in Beziehung gesetzt: die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts und die Zeit von ca. 1960 bis heute, während die Jahre zwischen etwa 1850 und 1950 ausgespart bleiben. Auf diese Weise können verblüffende Parallelen wie auch Gegensätze dieser beiden Epochen deutlich gemacht werden. Das wissenschaftliche Bild der Natur und das künstlerische Bild treten im 19. Jahrhundert in eine vielfältigere Wechselwirkung als zuvor – ein Prozess, der sich bis heute weiter verdichtet und spezialisiert hat. Beispielsweise lässt sich am Eisenbahnbau im frühen 19. Jahrhundert und an der Satellitenvermessung der Erde (GPS) sowie an den daraus generierten Bildern (Eisenbahnsuite bzw. Google Earth) zeigen, wie neue Technologien sowohl den Funktionsrahmen der Landschaft als auch deren Bilder verändern. Landschaft ist immer die sinnbildliche Einheit von Natur und kulturellen Aneignungsmustern und ihr Bild ergibt sich aus dem vielfältigen Netzwerk des Wissens der jeweiligen Epoche. Die technischen Medien – Fotografie, Film, Video und Computer – haben die dokumentarischen bzw. wissenschaftlichen Aspekte des Natur-Bildes unterstützt und so zum Wandel der Realität selbst beigetragen. Folglich wird klar, dass Natur wie Landschaft Konstruktionen von Wirklichkeit sind: Die Landkarte stellt das Land nicht dar, sie konstruiert es vielmehr. Die Kunst wiederum erweist sich in dem Zeitraum, den diese Ausstellung umfasst, als analytische Struktur der konstruierten Wirklichkeit. Landschaft: Transformation einer Idee Video: kanal3

Themen und Künstler/innen der Ausstellung

Die Ausstellung spannt mit Exponaten, die zum überwiegenden Teil aus der Sammlung der Neuen Galerie stammen, einen multimedialen Bogen über zwei Jahrhunderte.

Im Erdgeschoss (19. Jh.) werden folgende Themen behandelt: Erschließung der Landschaft – Ideologisierung der Landschaft – Idealisierung der Landschaft – Die selbsttätige Natur – Das Bild der Ferne zwischen Ideal und Wirklichkeit – Erdgeschichtsforschung und visuelle Darstellung.

Zu sehen sind Werke von Thomas Ender, Friedrich und Jakob Gauermann, Anton Hansch, Joseph Heicke, Blasius Höfel nach Johann Peter Krafft, Johann Huber nach Johann Peter Krafft, Josef Franz Kaiser, Johann Kniep, Vinzenz Kreuzer, Joseph Kuwasseg, Christian Friedrich Mali, Johann Nepomuk Passini nach Thomas Ender, Markus Pernhart, Ignaz Raffalt, Carl Reichert, Anton Schiffer, Alois Schönn, Joseph Selleny, Franz Steinfeld, Melanie Stürgkh nach Matthäus Loder, Georg Matthäus Vischer und Michael Wutky (zugeschrieben).

Im Obergeschoss (20. u. 21. Jh.) widmet sich die Ausstellung den Themen Reisen als Konzept – Im Eindruck der Land Art – Landschaft als Text – Landschaft als soziale Konstruktion – Das Landschaftsthema im Dreidimensionalen – Malerei: Naturerfahrung und Abstraktion – Malerei: Naturerfahrung und Gegenständlichkeit.

Hier präsentieren wir Arbeiten von Imre Bak, Rosa Barba, Josef Bauer, Gottfried Bechtold, Erwin Bohatsch, Herbert Brandl, George Brecht, Wolfgang Buchner, Ernst Caramelle, Christo, Mario Decleva, Ger Dekkers, Braco Dimitrijevic, Peter Fend, Hamish Fulton, Heinz Gappmayr, Jochen Gerz, Franz Grabmayr, Haus-Rucker-Co, Peter Gerwin Hoffmann, Wolfgang Hollegha, Seppo Gründler, Alois Kiendlhofer, Josef Klammer, Hildegard Könighofer, Richard Kriesche, Branko Lenart, Frantisek Lesak, Petra Maitz, Elga Maly, Lukas Marxt, Alois Mosbacher, Walter Niedermayr, Franz Novinc, Fritz Panzer, Max Peintner, Rudolf Pointner, Hans Werner Poschauko, Drago J. Prelog, Alfons Pressnitz, Peter Pongratz, Hannes Priesch, Ed Ruscha, Luis Sammer, Liddy Scheffknecht, Hubert Schmalix, Michael Schuster, Sempas-Familie, Karl Stranzinger, Miroslav Sutej, Josef Taucher, Mario Terzic, Gustav Troger, Luciano Trojanis, Franco Vaccari, Paul Virilio, Günter Waldorf, Peter Weibel, Max Weiler, Wolfgang Wiedner, Manfred Willmann und Erwin Wurm.