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Unter dem Titel „Landschafts-Paraphrasen“ organisieren die Städtische Galerie Gladbeck, die Galerie Münsterland in Emsdetten und das Museum Baden in Solingen eine Ausstellungsreihe mit den Künstlern Rowena Dring, Sven Drühl, Eberhard Havekost, Birgit Jensen. Diese Trilogie war von November 2004 bis Januar 2005 in Gladbeck zu sehen, ist nun von September bis Oktober 2005 in Emsdetten zu Gast und wird von März bis April 2006 in Solingen ihren Abschluss finden.

Bei den im Rahmen der „Landschafts-Paraphrasen“ vorgestellten Werken handelt es sich um keine Landschaftsdarstellungen im klassischen, engeren Sinne, sondern vielmehr um deren Konstruktionen und zeitgemäße Reflexionen. Es sind imaginäre, aber dennoch identifizierbare Räume und Zonen, in denen keine direkten Referenzen zu realen Landschaften mehr aufscheinen. Mit den Werken von Dring, Drühl, Havekost und Jensen werden hier Künstler vorgestellt, bei denen die Belebung dieses traditionellen Genres und seiner zeitgemäßen Repräsentation im Tafelbild eine entscheidende Rolle spielt, jedoch keine Unterscheidung in Natur und urbane Landschaft getroffen wird. Alle vier schöpfen aus dem Fundus der Fotografie und der Kunstgeschichte, wie aus der täglichen medialen Bilderwelt. Sowohl Comics, Film- und Fernsehen, als auch Internet und Werbung werden als gleichwertige Vorgaben akzeptiert. Zudem verdanken sich die gezeigten Arbeiten dem gleichzeitigen Bezug auf das große Repertoire der Malereigeschichte. Deren Tradition wird hinterfragt und der Gegenwart gemäß erweitert.

Der Ausstellungstitel „Landschafts-Paraphrasen“ geht auf die Annahme zurück, dass das Medium Malerei – und damit auch die Landschaftsmalerei – weit über die Kategorien Motiv, Farbe, Struktur, Material, Oberfläche etc. hinausgehend vermutet werden muss. Bei den vier ausgestellten Positionen handelt es sich um Zitate von Landschaften, die sich als Reflex der Malerei auf die Formensprache von Landschaft zusammenfassen lassen. So verbindet diese verschiedenartigen Standpunkte der Umstand, dass ihnen keine Referenzen zu realen Landschaften mehr aufscheinen und stattdessen die subjektive Erinnerung an Landschaft eingefordert wird.

Rowena Dring

Arbeiten der in Amsterdam lebenden Engländerin Rowena Dring waren in Deutschland bislang äußerst selten zu sehen. Sie zählt zu jenen Künstlern, die sich um einen neuen und zeitgemäßen Zugang zu der „klassischen“ Landschaftsmalerei bemühen. Die Fallen und Konventionen dieses traditionellen Genres umgeht sie, indem sie sich eher außerkünstlerischer Vorgehensweisen bedient, die durch konsequent „unmalerische“ Techniken gekennzeichnet sind. Anstelle von Vorzeichnungen liegen den Arbeiten Skizzen zugrunde, die mittels eines Computergraphikprogramms entstanden sind. Zudem handelt es sich nicht um gemalte Motive, sondern um auf den Bildträger genähte und gestickte monochrome Baumwollstoffe, die schließlich patchworkartig zusammengesetzt werden. Irritierend erscheint hierbei der fast völlige Verzicht auf Binnenstrukturen oder Details zugunsten der Betonung von Fläche und ihrer Umrisslinien. So wirken diese „schönen“ Motive, in denen „alles stimmt“ und alles an seinem Platz zu sein scheint, in ihrer Präzision und Klarheit bisweilen übertrieben, leer und unglaubwürdig.

Sven Drühl

In seinen Transformationen von Gemälden der Kunstgeschichte thematisiert Sven Drühl seine persönliche Überwindung des regelmäßig beschworenen Endes der Malerei. Er gehört zu jenen Künstlern, die von sich sagen, dass sie diesem Medium eigentlich misstrauen. Und dennoch steht Drühl mitunter völlig überwältigt vor einem gemalten Bild und lässt sich von dessen Wirkung in den Bann ziehen. Aus diesem scheinbaren Widerspruch heraus hat er eine Maltechnik entwickelt, die dann doch weitgehend ohne traditionelle Malerei auskommt. Durch eine Vorzeichnung aus Silikon entstehen Flächen, die größtenteils in Lack gegossen sind. Dabei tritt der eigentliche Malakt in den Hintergrund, die Lackfarben laufen ineinander und formen so Teile des Motivs wie etwa Himmel, Seen oder Berge. Drühls Bilder operieren als Kunst über Kunst. Sie funktionieren sowohl als ernst gemeintes, schönes Bild und distanzierter Kommentar.

Birgit Jensen

Birgit Jensens großformatige Leinwände, zeigen Additionen farbiger Rasterpunkte, die mal dichter, mal offener auf stets monochrom gehaltenen Untergründen platziert sind. Von nahem nimmt man kaum mehr als eine mehr oder minder abstrakte, pixelige Bildstruktur wahr. Erst bei längerer Betrachtung vermag man erkennen, dass es sich hierbei um großzügig angelegte Panoramen nächtlicher erleuchteter Stadtlandschaften handelt, die sich aus den losen Lichtpunkten zusammenfügen lassen. Jensen adressiert hier zunächst die visuelle Wahrnehmungsfähigkeit des unvorbereiteten Betrachters, der das unmittelbar Geschaute mit dem Vertrauten und Bekannten zu verknüpfen sucht. Konsequenterweise diskutiert Jensen mit ihren Arbeiten die Kraft der Malerei, nicht nur illusionistische Räume aufzuschließen, sondern auch, wie sich „sehendes Sehen“ als kognitiver visueller Prozess in der Malerei reflektieren lässt.

Eberhard Havekost

Havekost geht stets von Fotografien, Video, Film oder Computer aus, also Bildmaterial, das bereits zuvor einem medialen Bearbeitungs- bzw. Veränderungsprozess unterzogen wurde. Dessen Tendenz zum Vorbeigleiten, zur Flüchtig- und Belanglosigkeit bleibt in seinen Bildern stets präsent. Havekosts Malweise ist lässig, pastose, satte Ölmalerei kontrastiert mit weichen und glatten, „lecker gemalten“ Oberflächen. Obschon viele seiner Motive ihr Vorhandensein den technischen Bildmedien verdanken, steht auch er eindeutig in der langen Tradition der Malerei, wie es die hier gezeigten Motive unmissverständlich vorführen. Im Rahmen der Ausstellung sind daher ausschließlich Arbeiten mit Landschaftsmotiven zu sehen, frei von Architekturen oder Personen, die daher noch glatter als frühere daherkommen. Stets wirken die Bilder seltsam unterkühlt, ganz so, als konnte der Künstler sein Motiv nie in der Wirklichkeit in Augenschein nehmen, was bei Havekost in der Tat häufig der Fall ist.

Pressetext

only in german

Landschafts-Paraphrasen
Rowena Dring, Sven Drühl, Eberhard Havekost, Birgit Jensen

Stationen:
Städtische Galerie Gladbeck
Galerie Münsterland, Emsdetten
Museum Baden, Solingen