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"WALKING IN PLACE" ist Larissa Fasslers erste Einzelausstellung bei SEPTEMBER. Als Kartographien von alltäglichen Orten in modernen Städten fokussieren sich die Werke der kanadischen Künstlerin auf die scheinbar unspektakulären Aspekte der Stadt – so wie sie Tag für Tag von ihren Bewohnern erfahren werden. Fasslers Arbeiten beruhen auf unzähligen Begehungen, Fotodokumentationen, historischen und architektonischen Recherchen, die dann in Skulptur und Zeichnung umgesetzt werden. Ihre Aufmerksamkeit gilt U-Bahnstationen, Straßen, Verkehrswegen und Plätzen, die aus bürokratischem oder ökonomischem Pragmatismus entstanden sind – und nicht aus gestalterischen Gründen oder im Hinblick auf die Verbesserung von gesellschaftlichen Verhältnissen. Während Fassler konventionelle Mittel architektonischer Darstellung, wie Modelle, Pläne, Auf- und Grundrisse nutzt, um diese Orte wiederzugeben, unterscheidet sich ihre Arbeit grundlegend von der üblichen Vorgehensweise von Stadtplanern oder Architekten. So nutzt sie eigene, subjektive Systeme zur Vermessung des öffentlichen Raums. Wie auch in ihren großformatigen, merkwürdig unproportionalen Pappmodellen verbindet Fassler in ihren vernetzten, häufig überbordenden Zeichnungen und Digitaldrucken die kritische Untersuchung urbaner Situationen mit formalen und konzeptionellen Fragestellungen. Während etwa die eigene Schrittlänge oder die unterschiedliche Dichte von Graffitis, Plakaten und Passanten zum architektonischen Maßstab für Fasslers "Mindmaps" oder Skulpturen werden können, bestimmen sie auch Dichte, Komposition und Duktus der jeweiligen Arbeit.

"WALKING IN PLACE" vereint neueste zeichnerische Werke von Larissa Fassler mit zwei zentralen Arbeiten der letzten Jahre: Hallesches Tor (2005) ist die modellartige Replik eines Fußgängertunnels, der verschiedene Ebenen und Bahnsteige der gleichnamigen Berliner U-Bahnstation miteinander verbindet. Mit dem 2009 entstandenen "Regent Street/Regent's Park (Dickens thought it looked like a racetrack)" untersucht Fassler anhand eines historischen Beispiels die Folgen der großen städtebaulichen Veränderungen im 19. Jahrhundert, die erstmals die Bewegungsfreiheit des Individuums begünstigten, mit ihrer Architektur aber kollektive Bewegungen und Zusammenkünfte einschränkten. Das Phänomen der beschleunigten individuellen Wahrnehmung überträgt Fassler auf das kartographische Prinzip ihrer Zeichnungen: Für die Arbeit wanderte sie die Strecke der Regent Street und rund um den Park über mehrere Tage ab und fotografierte dabei möglichst alle Laden- und Verbotsschilder, Zäune und Absperrungen, die sie wahrnahm. Diese wurden dann nachgezeichnet, gescannt und in den maßstabsgetreuen Lageplan der Straßenzüge montiert. Das Ergebnis ist ein Overload aus Bildern, Logos, Signalen und Zeichen, die die Bewegungen und Wahrnehmungen der Passanten bestimmen und reglementieren. Zusätzlich zur zentralen Arbeit werden Originalzeichnungen gezeigt, auf denen "Regent Street/Regent's Park" basiert.

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Larissa Fassler: WALKING IN PLACE