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Die Galerie Thomas Zander präsentiert The Valley, eine fotografische Serie des kalifornischen Künstlers Larry Sultan, die zeigt, wie Wohnhäuser in Vororten der US-amerikanischen Mittelschicht in Kulissen für Erwachsenenfilme umgewandelt werden.

Mit den Fotografien der Serie The Valley begibt sich Larry Sultan auf die Suche nach der Bedeutung von Zuhause und Familie. Seit 1999 untersucht Sultan, warum sich das Ideal des Mittelklasse-Heims für eine ausgesprochen kuriose Form der Aneignung anbietet - nämlich für die Nutzung als Set für pornografische Filme. Außerdem hinterfragt die Serie das Konzept fotografischer Wahrheit, ein populäres Thema zeitgenössischer Künstler.

Auf Ausflügen ins Tal von San Fernando bemerkte Larry Sultan, dass gewöhnliche Wohnhäuser in der Nachbarschaft für den Zeitraum von ein paar Tagen angemietet werden. In diesen paar Tagen werden in den Häusern dann pornografische Filme gedreht. Fasziniert von dieser Praxis legte Sultan sein Projekt nicht etwa als Meditation über Moral oder Soziologie der Pornografie an, sondern wollte untersuchen, was das Heim, die Arbeit und das häusliche Leben in der amerikanischen Vorstadt bedeuten, wenn sie als solch symbolisch aufgeladener Hintergrund benutzt werden. Sultans komplexe Fotografien verhandeln die Grenzen von Fiktion und Wahrheit - sie machen sich die verführerische kinematografische Beleuchtung zunutze, aber sie geben auch die Ränder des Sets preis und die Langeweile hinter den filmischen Figuren. Sultans kontemplative Porträts enthüllen die arbeitenden Schauspieler hinter ihren Rollen in ehrlichen Momenten von Erschöpfung, Hunger und Langeweile während der Drehpausen.

Von Mai bis August diesen Jahres war die Ausstellung The Valley im San Francisco MoMA zu sehen. Die Direktorin des Museums, Sandra Phillips, sagt über die Fotografien: "Larry Sultans neue Arbeiten sind visuell überwältigend. Dem Namen nach mögen sie die Industrie sexueller Fantasien Erwachsener beschreiben, doch ihr wahres Thema ist die Frage, wie Fotografie benutzt wird, um diese Fantasie zu konstruieren - und wie die Fotografie gleichzeitig ein Mittel sein kann, diese Illusionen zu brechen. Sultan ist eine führende Figur in der kalifornischen Kunstszene um die Bucht San Franciscos, sowohl als Künstler als auch als Lehrer, und wir sind stolz, seine geistvolle Arbeit wieder im SFMoMA präsentieren zu können."

Larry Sultan ist im San Fernando Valley aufgewachsen, studierte am San Francisco Art Institute und obwohl er den Norden Kaliforniens zu seinem Zuhause gemacht hat, beschäftigt sich seine Arbeit durchgehend mit der Kultur Südkaliforniens. Seine erste bedeutende Arbeit war ein gemeinsames Projekt mit dem Künstler Mike Mandel, das Fotobuch, Evidence, und die gleichnamige Ausstellung, die 1977 vom SFMoMA organisiert wurde. Die Bilder, derer sich Sultan und Mandel dafür bedient haben, kamen aus Akten von Regierungsstellen, örtlichen Firmen und Forschungsinstituten. Arrangiert im narrativen Format des Buches, ergaben sie einen geistreichen, provokativen und erhellenden Einblick in zeitgenössische US-amerikanische Kultur. 1992 produzierte Sultan das Buch und die begleitende Ausstellung Pictures from Home, die sich der Frage nach der Bedeutung von Familie und Zuhause mithilfe seiner eigenen Fotografien, seines umfangreichen tagebuchähnlichen Schreibens, Gegenständen aus der Familie und Standbilder aus Amateurvideos seiner Eltern nähern. Wie The Valley so setzt sich auch Pictures from Home mit Konzepten von Wahrheit, Fantasie und Artefakt auseinander.

Der Katalog zur Serie The Valley ist 2004 im Scalo Verlag, Zürich erschienen.

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