press release only in german

Laurent Ajina
Palermo Paintings
19. März – 23. April 2022

Wir freuen uns sehr, die Einzelausstellung ,,Palermo Paintings’’ des französischen Künstlers Laurent Ajina in unserer Berliner Galerie zu präsentieren. Zu sehen sind über 30 neue Ölgemälde, deren spezielle Anordnung die Ausstellungsräume in ein kompositorisches Gesamtensemble verwandelt.

Lauren Ajina ist bekannt für seine filigranen, abstrakten Wand- und Deckenzeichnungen. Mit dünnen, ineinander verflochtenen Linien verbindet er Türen, Fenster, Säulen und Mauervorsprünge, nutzt sie als dreidimensionalen Zeichen- und Malunteruntergrund und gibt den vorgefunden Räumen eine neue, eigenwillige Bedeutung. Für seine Ausstellung „Palermo Paintings“ geht er nun genau gegenteilig vor: Er empfindet die Flure, Fluchten und Salons eines italienischen Palazzos als abstrakte Liniengeflechte nach, bannt sie auf groß-, mittel- und kleinformatige Leinwände und ordnet sie in den Galerieräumen entsprechend den tatsächlichen baulichen Gegebenheiten des Originalgebäudes an.

Ausgangs- und Kristallisationspunkt des Projekts war ein Aufenthalt Ajinas in Palermo Ende letzten Jahres: Aufgrund eines landesweiten Lockdowns und einer mehrwöchigen Quarantäne war er dort als einziger Bewohner in dem riesigen, historischen Palazzo Viola festgehalten. Nur auf sich alleine gestellt und ohne jede Möglichkeit, das Gebäude zu verlassen, begann er die weitläufigen Räumlichkeiten zu ergründen und in abstrakten, linearen Skizzen festzuhalten. Wieder zurück in seiner Wahlheimat Wien übertrug er sie mit Ölfarbe und Permanent Marker auf Leinwände unterschiedlicher Formate. In den Ausstellungsflächen der Galerie gruppiert er sie nun exakt nach dem Grundriss des Palazzos: Im ersten Raum das monumentale Atrium und die ausschweifenden Gemächer, im zweiten Raum den lichten, farbenfrohen Hofgarten, im dritten Raum die kleinteiligen, pittoresken Zweck- und Nutzflächen.

Indem Ajina die Architektur des “Palazzo Viola” mitsamt ihrer emotionalen, ästhetischen Wirkung zuerst in abstrakt-codierte Gemälde  und dann in den White Cube einer Galerie transformiert, stellt er die Frage nach der Auflösung von Ortsgebundenheit und Verankerung baulicher Strukturen in unserer mobilen, digitalen, von Handyfotos und Social Media geprägten Welt. Ein Aspekt, den auch die italienische Kunsthistorikerin Valentina Bruschi in einem Essay aufgreift, den sie anläßlich der Ausstellung „Palermo Paintings“ verfasst hat: „Es ist, als hätte Ajina in seinen abstrakten Liniengeflechten die jahrhundertealten kulturellen und architektonischen Schichten von Palermo verinnerlicht, die hier aufeinander folgten: Phönizier, Römer, Byzantiner, Araber, Normmanen, Schwaben, Franzosen, Spanier - alles in einer stadtgewordenen Überlagerung und Gleichzeitigkeit, vergleichbar mit dem, was uns heute beim Blick auf das Display unserer Smartphones im virtuellen Raum begegnet."