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Lehmbruck Lecture „Der Tod hält mich wach. Die Symbolik des Joseph Beuys als Ideengeber für eine veränderte Medizin”
Vortrag von Prof. Dr. Dr. Christian Schubert (Mittwoch, 29. September, 18 Uhr)

Am Mittwoch, den 29. September, 18 Uhr, findet die erste von insgesamt drei Lehmbruck Lectures zur Ausstellung „Lehmbruck – Beuys. Alles ist Skulptur” statt. Das Lehmbruck Museum freut sich, an diesem Abend Prof. Dr. Dr. Christian Schubert, Leiter des Labors für Psychoneuroimmunologie an der Universitätsklinik für Medizinische Psychologie in Innsbruck, begrüßen zu können, der sich in seinem Vortrag mit der Symbolik Joseph Beuys‘ als Ideengeber für eine veränderte Medizin auseinandersetzt.
Die Medizin konzentriert sich rein auf den Körper – dass das jedoch zu kurz gedacht ist, davon ist der Psychoneuroimmunologe Christian Schubert überzeugt: „So wie Muskeln, Sehnen und Wirbel miteinander verbunden sind, so sind auch Körper und Seele als eine Einheit zu betrachten. Mich interessiert der Mensch als Ganzes.” In einem Buchbeitrag zur Kunsttherapie („Bewusstwerdung als Heilung – die Wirkung künstlerischen Tuns auf das Immunsystem”) hat sich Schubert eingehend mit dem Werk und der Biographie von Joseph Beuys befasst und seine psycho-neuro-immunologische Bedeutung für den Menschen und seine Heilung erkannt. Der Umgang des Künstlers mit Symbolen und sein komplexes Denken kann, so Schubert, neue Wege in der Diagnostik und Behandlung aufzeigen.
Ergänzt werden Schuberts Thesen durch einen Impulsvortrag von Prof. Dr. Jens Kuhn, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am Johanniter Krankenhaus in Oberhausen. Kuhn beschäftigt sich darin mit der Corona-Pandemie als „Stressor und biographischer Einschnitt”.
Die Lehmbruck Lecture findet in Kooperation mit dem Klinikverbund aus Evangelischem Klinikum Niederrhein und BETHESDA Krankenhaus statt.

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26.06.2021 - 01.11.2021
Eröffnung: Freitag, 25. Juni, 18 Uhr

Lehmbruck - Beuys. Alles ist Skulptur

Ist Joseph Beuys ein Romantiker, ist er ein Schamane, ein Heiler, ein Weltverbesserer und politischer Aktivist, der nicht nur die Kunst, sondern die Gesellschaft als Ganzes verändert hat? Eine Skulptur von Wilhelm Lehmbruck, die er als junger Mann sieht, wird zu einem Schlüsselerlebnis. Beide Künstler, Lehmbruck und Beuys, sind überzeugt, dass Kunst die Kraft hat, nicht nur die Welt zu erklären, sondern sie zum Besseren zu verändern. Unter dem Leitspruch »Alles ist Skulptur« widmet sich die Ausstellung der besonderen Beziehung zweier der bedeutendsten deutschen Künstler des 20. Jahrhunderts.

Für Lehmbruck wie für Beuys gilt: „Alles ist Skulptur.“ Und: Skulptur ist das Mittel der Transformation, des Übergangs von einem Zustand in den anderen. Dem Werk beider Künstler, die am Niederrhein geboren sind und an der Kunstakademie in Düsseldorf Bildhauerei studiert haben, ist eine tragische Komponente eigen. Die Kriegserfahrung hat deutliche Spuren im Werk beider Künstler hinterlassen. Vielleicht sind es die Spuren dieser existentiellen Erfahrung, die Joseph Beuys spürte, als er zum ersten Mal die Abbildung einer Skulptur von Lehmbruck sah, die einen so tiefen Eindruck hinterließ, dass er daraufhin beschloss, Bildhauer zu werden.

Am Beginn seiner heute legendären Rede im Lehmbruck Museum im Januar 1986 zur Verleihung des Wilhelm-Lehmbruck-Preises sagte Joseph Beuys zur Überraschung Vieler: „Ich möchte meinem Lehrer Wilhelm Lehmbruck danken“. Obwohl es bekanntlich nie ein akademisches Lehrer-Schüler-Verhältnis gegeben hat (Lehmbruck starb bereits 1919, Beuys wurde am 12. Mai 1921 geboren), spricht Beuys von einer tiefen Beziehung, von einem „Grunderlebnis“, das er hatte, als er die Abbildung des Werkes Wilhelm Lehmbrucks sah. Für Beuys, der sich ansonsten nur sehr selten zu den Arbeiten anderer Künstler äußerte, besitzt das Werk Lehmbrucks in seiner Wirkkraft eine Alleinstellung; „Wäre denn irgendein anderer Bildhauer, irgendein Hans Arp oder Picasso oder Giacometti oder irgendein Rodin, wäre eine Photographie von Rodin, wenn sie mir seinerzeit in die Hände gefallen wäre, fähig gewesen, diese Entscheidung (Bildhauer zu werden, Anm. d. Verf.) in mir herbeizuführen?” Am 23. Januar 1986, nur wenige Tage nach dieser Rede, starb Joseph Beuys.

„Skulptur ist das Wesen der Dinge, das Wesen der Natur, das, was ewig menschlich ist”, diese Einsicht Lehmbrucks nahm Beuys zum Ausgangspunkt seiner Sozialen Plastik – einer Idee, mit der er die Kunst des 20. Jahrhunderts revolutionierte. Das plastische Gestalten – das Kunst Machen – bezieht sich von nun an nicht mehr vor allem auf das Formen von Material, sondern auf das Formen von Ideen, auf das Formen des sozialen Gefüges in seiner Gesamtheit. Diesem in die Zukunft ausgerichteten Impuls folgt die Duisburger Ausstellung.

Parallel zeigt die Bundeskunsthalle Bonn vom 25. Juni bis 1. November das komplementäre Thema „Beuys – Lehmbruck. Denken ist Plastik”.

Eine Ausstellung des Lehmbruck Museums in Kooperation mit der Bundeskunsthalle in Bonn. Die Ausstellung ist Teil des Programms zum Jubiläumsjahr „beuys 2021. 100 jahre joseph beuys“, einem Projekt des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen in Zusammenarbeit mit der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf unter der künstlerischen Leitung von Prof. Dr. Eugen Blume und Dr. Catherine Nichols. Schirmherr ist Ministerpräsident Armin Laschet.

Die Ausstellung wird unterstützt vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, der Sparkassen-Kulturstiftung Rheinland und der Sparkasse Duisburg.