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In der aktuellen Gruppenausstellung präsentiert die Produzentengalerie Hamburg unterschiedliche Positionen zum Thema abstrakte Malerei:

Tobias Lehner (geb. 1974) vereint auf seinen Tableaux verschiedenste Techniken und Stilrichtungen. Ausgehend von einem Strich, einer Farbspur, einem Klecks, der Zufälligkeit einer mit Blechen über die Leinwand gezogenen Farbschicht erarbeitet Lehner dichte Bildräume. Schicht auf Schicht verwebt er Rasterflächen, Punktmuster, Striche, geometrische Figuren, organisch anmutende Elemente, architektonische Details mit Ruhe schaffenden Farbflächen. Postmoderne Gesten, Brüche und Stilrichtungen der Malerei sind dabei ebenso ablesbar wie eine „Seismographie der Reizüberflutung“ (Lehner). Anklänge an Arbeiten zeitgenössischer Maler-Kollegen verarbeitet Lehner genauso wie Stilmittel aus Comic-, Werbegrafik- und Techno-Ästhetik oder der Farbfeldmalerei und des Abstrakten Expressionismus. Die dynamischen Raumgeflechte von Lehner, der aus einer Regensburger Musiker-Familie stammt, erinnern an musikalische Kompositionen oder an Kristallwachstum.

Von Heinrich Modersohn (geb. 1948) werden drei Arbeiten in Tusche und Öl auf Leinwand gezeigt. Wie die Holzschnitte, Wasserfarben-Bilder und Fotos des Künstlers sind diese Bilder durch eine frische Farbgebung bestimmt. Modersohns Arbeiten sind niemals figurativ, sie lassen jedoch Anklänge an die Herkunft der Motive erahnen: Es sind die Bauformen der Natur, die sich in den Rosetten, Kaskaden, Wellen und Strahlenkränzen auf seinen Bildern zeigen. Modersohns Aufmerksamkeit gilt dabei weniger den Oberflächen als vielmehr den Formen, Strukturen und Kräften der organischen Prinzipien, die er nicht nachempfindet, sondern bildlich imaginiert und komponiert. Zellen-, Kern- und Keiminformationen werden monumentalisiert und abstrahiert. Modersohn geht es um Malerei als Entdeckung von Farbe und Raum parallel zur Natur: Nicht die Abbildung von Natur interessiert ihn, sondern das Aufspüren von Gesetzmäßigkeiten natürlicher Formbildungen durch das Herausarbeiten von Details und Strukturen.

Peter Zimmermann (geb. 1956) ist vor allem durch seine intermedialen Arbeiten und Verfremdungen bekannt geworden, bei denen er beispielsweise installativ Markenzeichen und Verkaufsarchitekturen thematisierte. Die in der Produzentengalerie gezeigte Arbeit stammt aus der Serie der Epoxitbilder: Zimmermann verwendet hierfür gescannte Ausschnitte aus eigenen älteren Arbeiten und gefundenes Bildmaterial aus Internet, Fernsehen und Printmedien. Mithilfe von Photoshop und den darin programmierten Filtern verfremdet er das Material. Das Ergebnis wird auf Folie ausgedruckt, die dann auf Leinwand projiziert wird, um die Umrisse abzeichnen zu können oder es werden mithilfe des Plotters Masken hergestellt. Die Umrisse werden dann schichtweise mit Epoxitharz ausgegossen. Zimmermann vollzieht mit diesen Arbeiten eine Wiederaneignung des Computerbildes durch die Malerei. Statt glatter Oberflächen treten Plastizität und Materialität des Bildes in den Vordergrund. Im Arbeitsprozesse wird dabei durch De-Referentialisierung die Spuren der Herkunft der Bilder verwischt.

Das „Creating from Scratch“, die Erschaffung aus dem Nichts der informellen Malerei und des Abstrakten Expressionismus und der von Clement Greenberg artikulierte ästhetische Formalismus einer modernistischen, sich auf ihre medialen Grundbedingungen zurückziehenden Malerei (Farbe und Strukturierung der Fläche) werden bei den präsentierten Positionen auf unterschiedliche Weise kommentiert. Die Produzentengalerie knüpft damit an die Ausstellung „Zwei oder drei Dinge, die ich von ihr weiß“ (Martin Boyce, Olaf Holzapfel, Gareth Jones, Karsten Konrad, Katja Strunz, Nicole Wermers – kuratiert von Anna-Catharina Gebbers) aus dem letzten Jahr an, die das Verhältnis fokussierte, das eine jüngere, in den 1960er und 1970er Jahren geborene Künstlergeneration zu dezidiert formalen Fragestellungen entwickelt hat. Mit dekonstruktivistischen, neo-barocken Skulpturen des diesjährigen HfbK-Diplomanden Moritz Altman (geb. 1975) präsentiert die Produzentengalerie im Bürobereicht eine Position, die eine Fortführung dieser Diskussion in zukünftigen Ausstellungen ankündigt.

Anna-Catharina Gebbers

TOBIAS LEHNER (geb. 1974) HEINRICH MODERSOHN (geb. 1948) DIRK SKREBER (geb. 1961) PETER ZIMMERMANN (geb. 1956) Moritz Altmann (geb. 1975) (Skulptur)

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Tobias Lehner, Heinrich Modersohn, Dirk Skreber, Peter Zimmermann, Moritz Altmann
Malerei