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Ort: Rupertinum

Das Museum der Moderne Salzburg freut sich, Leo Kandl (geb. 1944 in Mistelbach, lebt in Wien) mit dem diesjährigen Otto Breicha-Preis für Fotokunst zu würdigen. Kandl ist ein stiller und feinsinniger Beobachter, der die unterschiedlichsten Orte der Welt aufsucht, um von dort Bilder mitzubringen, die von seinen Begegnungen künden. Die Fotografien der Serie Weinhaus aus den 1980er-Jahren erzählen von Menschen am Rande der Gesellschaft und formulieren ein berührendes Zeugnis eines Lebens im Halbdunkel der Weinstuben, Bahnhofbuffets und Kaschemmen am Wiener Gürtel. In den 1990er-Jahren befasste sich Kandl mit der Kultur individueller Kleidung als Residuum menschlicher Existenz. Seine „Sakko-Fotos“ belegen gleichzeitig die Anwesenheit und die Abwesenheit des Trägers.

Passanten und Zufallsbegegnungen sind ein wiederkehrendes Moment im Werk von Leo Kandl. Waren es zunächst anonyme Porträts, die er auf der Straße einfing, so führte er in späteren Jahren mittels Annoncen und Kontaktanzeigen bewusst Treffen herbei. Um 2000 startete er die Serie Free Portraits, die auf umfassenden Vorbereitungen und Verabredungen mit ihm zuvor unbekannten freiwilligen „Modellen“ basiert.

Seit seinem Studienaufenthalt 2003 im Iran interessiert sich Kandl für Stadtlandschaften und Peripherien. Es sind die Anonymität der Orte und die „Atmosphäre des Übersehenen“, welche ihn auch zu seinen Bildrecherchen in Moldawien und der Ukraine anregten. Darüber hinaus widmet er sich auch seiner Heimatstadt Wien: Unspektakuläre Straßenzüge, Wohnungsbauten aus den 1970er-Jahren, ein Kiosk, eine Trafik – Kandl sieht in ihnen geometrische Bildkompositionen, unwillkürliche Architekturen des Zufalls.

In der Ausstellung wird anhand von etwa hundert Exponaten ein Überblick über Kandls Schaffen seit den 1980er-Jahren gezeigt. Die Werke stammen aus Sammlungsbeständen des Museums, ergänzt durch neue Arbeiten, die rund um seine Free Portraits entstanden sind.

Kuratorin: Margit Zuckriegl, Museum der Moderne Salzburg

Zum Anlass der Preisverleihung erscheint eine Broschüre mit Texten von Sabine Breitwieser und Margit Zuckriegl.