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Die zeitgenössische Fotokunst aus den Niederlanden hat in den letzten Jahren in der internationalen Kunstszene eine beachtenswerte Stellung eingenommen. Zu den bemerkenswertesten Fotografen der jungen Generation gehört Lidwien van de Ven, die von 1981-1985 an den Akademien voor Beeldende Kunsten in Breda und Enschede studierte und seit einigen Jahren in Rotterdam lebt und arbeitet. In van de Vens künstlerischer Arbeit haben sich allmählich zwei Schwerpunkte herauskristallisiert: einerseits Rauminstallationen, in denen Fotografien und Filme wichtige Bestandteile sind und andererseits mehrteilige Fotoarbeiten - Diptycha oder Triptycha. Diese großformatigen, nebeneinandergehängten Bilder sind meist eine Kombination von Selbstporträts der Künstlerin mit Motiven verschiedenster Art. In den Selbstdarstellungen versucht die Niederländerin durch sorgsam gewählte, künstliche und komplizierte Posen verschiedene Stimmungslagen und Gefühle auszudrücken. Die ungewöhnlichen Arrangements der Schwarz-Weiß-Fotografien, die zusätzlich auf Leinen oder Papier gespannt und mit schweren, breiten Rahmen aus Merantiholz ummantelt werden, erzählen Geschichten über Sexualität, Wahnsinn und Tod. Begleitet werden die großen Barytpapier-Abzüge seit 1990 fast immer von gedruckten Texttafeln, die jedoch nicht zwingend in einen bestimmten Bildzusammenhang gehören. Die mehrdeutige Haltung der Künstlerin zum Prozeß des Bilderlesens und Dechiffrierens wird in diesem Index deutlich. Er bietet verbale Zugänge in die (Bilder-)Geschichte: Substantive, Verben, Adjektive stehen in Druckschrift auf Holztafeln, so daß der Betrachter in die Lage versetzt wird, die Bildfolgen und Worte aufgrund seiner eigenen biographischen Situation, seines Erfahrungshorizontes sowie seines Wahrnehmungsvermögens individuell zu interpretieren.

Eine Welt zwischen Vorstellung und Realität inszeniert Lidwien van de Ven gleichfalls in ihren Rauminstallationen. Auch hier wird der Rezipient aufgefordert, Beziehungen und Zusammenhänge zwischen den einzelnen Gegenständen und Bildern herzustellen, um die geheimnisvolle Geschichte des rätselhaften Nebeneinanders im Raum zu ergründen. Mal setzen Stühle, Tische, Betten in Kombination mit großen Fotografien, auf denen Frauenkörper - liegend, schlafend, tot - abgebildet sind, die Phantasie in Gang, mal sind es Filmprojektionen von schlafenden Frauen, die zu einer Interpretation provozieren, die aber nie eine Eindeutigkeit zulassen. In der geplanten Ausstellung wird Lidwien van de Ven im Erdgeschoß des Museums neue, großformatige Fotoarbeiten erstmals der Öffentlichkeit vorstellen und im Untergeschoß werden mehrere gleichzeitig laufende Filmprojektionen den Besucher mit den vielschichtigen und komplexen Beziehungen zwischen Wahrnehmung und Realität sowie Fiktion und Wahrheit konfrontieren.

Das Projekt wird durch die Botschaft des Königreiches der Niederlande unterstützt.

Pressetext

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Lidwien van de Ven
STILL - Fotografie und Film