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Kunst zu sammeln hat Konjunktur! Berlin erlebt zurzeit einen Boom privater Museumsgründungen und neuer öffentlich zugänglicher Sammlungen. Nicht selten unterliegt das Sammeln repräsentativen Anforderungen und wird vom Mainstream diktiert. Immer wieder sind es aber auch Menschen, die aufgrund ihres Berufes oder spezifischer Interessen beachtliche Kunstsammlungen für ausschließlich private Zwecke zusammentragen. Allein schon aufgrund ihrer beruflichen Praxis sind KunsthistorikerInnen und KunstwissenschaftlerInnen auf besondere Weise mit der bildenden Kunst verbunden. Tagtäglich haben sie mit Kunst zu tun, kuratieren Ausstellungen in Museen und öffentlichen Einrichtungen, publizieren Kunstliteratur, lehren an Hochschulen oder initiieren Projekte gemeinsam mit Künstlerinnen und Künstlern. Sie erstellen Expertisen, sind Sachverständige für Versicherungen und bringen ihre Kenntnisse als ExpertInnen in die Arbeit von Auktionshäusern und Galerien ein.

Bereits seit Beginn des 19. Jahrhunderts haben sich Kunsthistorikerinnen und Kunsthistoriker intensiv als Sammelnde von bildender Kunst betätigt, zunächst häufig im Auftrag von Privatpersonen und öffentlichen Institutionen, später selbst als kulturpolitisch Aktive. Wilhelm von Bode in Berlin und Richard Hamann in Marburg – um nur zwei prominente Beispiele um die Wende zum 20. Jahrhundert zu nennen – berieten staatliche Institutionen und initiierten öffentliche Sammlungen, kauften aber auch für sich selbst Werke der älteren wie der zeitgenössischen Kunst an. Nicht selten unterlagen diese Zugänge in die eigenen Sammlungen anderen Kriterien als bei ihren öffentlichen Auftraggebern. Freundschaften mit KünstlerInnen, gemeinsame Ausstellungsprojekte und Publikationen führen bis heute dazu, dass Kunsthistorikerinnen und Kunsthistoriker eigene Sammlungen zusammentragen, die weniger von repräsentativen Kriterien als vielmehr von persönlichen Interessen, von Arbeitsalltag und beruflicher Orientierung geprägt werden. Insofern unterscheiden sich solche privaten Sammlungen häufig grundlegend von öffentlichen bzw. solchen, die die Öffentlichkeit dezidiert suchen. Sie gehören dem privaten Lebensumfeld an und erzählen persönliche Geschichten, sie bilden nicht selten alternative Interessen zum Berufsbild ab und geben faszinierende Einblicke in sehr subjektive Auswahlkriterien.

Die Ausstellung „lieb & teuer“ lädt Berliner KunsthistorikerInnen und -wissenschaftlerInnen aus den unterschiedlichsten Berufsfeldern ein, aus ihren Sammlungen Exponate auszuwählen, mit denen sie spezifische Geschichten, Erinnerungen und persönliche Vorlieben verbinden. Die Auswahl unterliegt weder thematischen Vorgaben noch Einschränkungen in Hinblick auf Zeit, Gattung oder Genre, sondern verdankt sich allein dem persönlichen Verhältnis der Sammelnden zu ihren Werken, zu Künstlerinnen und Künstlern, ihrer Vorliebe für Themen, ästhetische Artikulationsformen und Formate. Neben Malerei, Grafik, Kunstgewerbe und Skulptur vom 11. Jahrhundert bis zur Gegenwart versammelt die Ausstellung ebenso Künstlerbücher und Fotografie. Parallel zu den ausgewählten Arbeiten dokumentieren persönliche Notizen, Dokumente und Statements, wie die Auswählenden zu ihren Sammlungsgegenständen gekommen sind und geben Einblick in oft verborgene Zusammenhänge, Interessen und Kriterien für das Sammeln von Kunst.

konzipiert von Ralf F. Hartmann

Aus den Sammlungen von Renate Berger, Universität der Künste, Berlin Andreas Bienert, Staatliche Museen zu Berlin Beatrice von Bismarck, Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig Birgit Effinger, Goldrausch Künstlerinnenprojekt, Berlin Linda Hentschel, Universität der Künste, Berlin Ulrike Kremeier, Centre d’art passerelle, Brest Bernd Noack, Artscout, Berlin Wita Noack, Mies van der Rohe Haus, Berlin Martin Schmidt, Villa Grisebach, Berlin Rosa von der Schulenburg, Akademie der Künste, Berlin Anette Schwarz, Gothaer Allgemeine Versicherungen, Köln Heinz Stahlhut, Berlinische Galerie, Berlin Marion Thielebein, Journalistin und freie Kuratorin, Berlin Claudia Beelitz, Kunstverein Tiergarten, Berlin

Mit Arbeiten von Holger Bär, Julien Berthier, Gregor Cürten, Dominique Vivant Baron Denon, Abidin Dino, Kerstin Drechsel, Friederike Feldmann, Ludwig Glaeser, Bruno Goldschmitt, Renee Green, Joachim John, Henry Kleine, Juliane Laitzsch, Brigitte Matschinsky-Denninghoff, Dorit Margreiter, Bruce McLean, Nanne Meyer, Christian Philipp Müller, Dany Paal, Gabriele Quasebarth, Carlo Tarani, Ruth Tesmar, Frauke Wilken u. a.

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lieb & teuer
Kunst aus den Sammlungen Berliner KunsthistorikerInnen

Künstler: Holger Bär, Julien Berthier, Gregor Cürten, Dominique Vivant, Baron Denon, Abidin Dino, Kerstin Drechsel, Friederike Feldmann, Ludwig Glaeser, Bruno Goldschmitt, Renée Green, Joachim John, Henry Kleine, Juliane Laitzsch, Brigitte Matschinsky-Denninghoff (Brigitte & Martin Matschinsky-Denninghoff), Dorit Margreiter, Bruce McLean, Nanne Meyer, Christian Philipp Müller, Dany Paal, Gabriele Quasebarth, Carlo Tarani, Ruth Tesmar, Frauke Wilken u. a.