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Das Gustav-Lübcke-Museum Hamm zeigt bis Juni 2008 eine umfangreiche Präsentation zu einem vertrauten Thema: die Paarbeziehung in ihrer unterschiedlichsten Art und die künstlerische Adaption dieses Sujets.

Ein Streifzug durch das frühe 19. Jahrhundert über die Klassische Moderne bis in die Gegenwart Mit Blick auf die Schwerpunkte des "Wie", "Warum" und "Mit wem" Paare gebildet werden, stellt die Präsentation die Art der künstlerischen Darstellung vor. In einem an der Chronologie orientierten Streifzug durch mehrere Zeit- und Themenkomplexe werden Facetten und Aspekte von Ideal und Realität, tradierten Rollenbildern in Paarbeziehungen und ihre kontinuierliche Veränderung, Trennung und Neubeginn sowie das Geheimnis und Wesen der Liebe beleuchtet. Die Klassische Moderne ist u. a. vertreten durch August Macke, Otto Müller, Emil Nolde und Max Pechstein. Herausgelöst aus traditionellen Bindungen tritt uns hier vielfach das Paar als Liebespaar entgegen, allein in der Welt wandelnd oder in intimen Momenten gezeigt; eng umschlungen, miteinander verschmolzen und aufeinander bezogen. Doch auch psychische Konflikte, Abschied und Trennung werden thematisiert; in märchenhafter Form wie bei Walter Gramatté oder als dramatisches Szenario wie bei Edvard Munch.

In unterschiedlichen Farben und Formen wird zwischen und um zwei Menschen ein Stimmungsraum entfaltet und ein besonderes Augenmerk auf die Gestik der Umarmung, des Umfassens gelegt. Doch wurde in den Jahren unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg das Paar auch zum Symbol für die erhoffte Erneuerung des Menschen und der Gesellschaft. Dafür stehen in der Ausstellung die Arbeiten von Rudolf Belling, Fritz Stuckenberg und William Wauer.

Als weiterer Bereich schließt sich die Kunst der 1960er bis 1980er Jahre an. Zu Beginn der 1960er Jahren hinterfragen und demontieren Künstler wie der Wiener Aktionist Rudolf Schwarzkogler oder Niki de Saint Phalle das Ritual der Hochzeit und die damit verbundenen Zwänge und Rollenbilder. Der Einfluss der Medien auf unser Bild von Paaren, die Entfremdung von Mann und Frau, die nicht mehr als Paar zusammen finden können, reflektieren in dieser Ausstellung Arbeiten von Roy Lichtenstein, Andy Warhol, Richard Lindner, William C. Copley und C.O. Paeffgen. Zu einer ganz eigenen Form einer reflektierenden Auseinandersetzung hat die verstorbene Künstlerin Anna Oppermann in ihrer Ensemblekunst gefunden. Ihre als Reduktion präsentierte Fassung des Ensembles Portrait Herr S. Liebe. Sex. Erotik entfaltet sie Anspielungen, Assoziationen und Vorstellungen zu diesem Thema.

Der abschließende Bereich der Ausstellung versammelt künstlerische Positionen, die sich mit neuer Aufmerksamkeit dieser Thematik widmen. Zu nennen ist hier die mehrteilige Paare bezeichnete Arbeit der Kölner Gegenwartskünstlerin Rosemarie Trockel aus dem Jahr 1998, die Paare unbekleidet beim Liebesspiel abgelichtet hat. Nicht der voyeuristische, sondern ein kühler und sachlicher Blick dominiert hier, der sich auf Liebende gleichen und anderen Geschlechts richtet und ihre spezifische Art der Kommunikation.

Sind zwei Menschen ein Paar, wenn sie als Paar auftreten? Diese Überschrift könnte über den Arbeiten gerade jüngere Künstlerinnen wie Sophie Calle, Daniela Comani und Rabea Eipperle stehen. In unterschiedlicher Weise spielen sie mit vorgeprägten Geschlechterrollen.

Die Ausstellung ist ein Kooperationsprojekt des Gustav-Lübcke-Museums Hamm mit dem Museum im Kulturspeicher Würzburg und dem Ulmer Museum in Ulm.