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1985 vergab die Peter Mertes Weinkellerei (Bernkastel-Kues) erstmalig das Stipendium, welches seitdem zu einer anerkannten Förderung im Rheinland geworden ist. Die Jury wählte 2011 LIN MAY (1973 in Würzburg, lebt in Berlin) und MIRIAM SCHWEDT (1985 in Marktredwitz, lebt in Düsseldorf), deren jeweiliges Werk so unterschiedlich wie eigenständig ist. Während sich SCHWEDTS Fotografien in der Auseinandersetzung mit dem Medium, MAYS Arbeiten aus einer engagierten Haltung heraus entwickeln, finden beide Künstlerinnen zu einer analytischen und zugleich poetischen Bildsprache. Es erscheint ein Katalog zur Ausstellung.

LIN MAY hinterfragt in ihren Werken – Texte, Zeichnungen, Skulpturen und Scherenschnitte – den menschlichen Umgang miteinander und insbesondere den Tieren gegenüber. In Bonn zeigt die Meisterschülerin Tony Craggs neben einem Relief aus Styropor beleuchtete Scherenschnitte, die aus großformatigen schwarzen Papierbögen und farbigen Transparentpapieren bestehen. Auf spielerische Art verweben sich ihre Motive zu gleichnishaften Geschichten, die von einer zivilisationskritischen Sicht geprägt sind. Konkret, doch zugleich poetisch, hinterleuchten MAYS engagierte Arbeiten die bestehenden Machtstrukturen und fordern den Betrachter zum Neudenken und Handeln auf. In ihrem Ausstellungskatalog Recipes from Iraq verzichtet die Künstlerin auf Abbildungen ihrer Werke und lässt stellvertretend vegane Rezepte abdrucken.

MIRIAM SCHWEDT reflektiert die Parameter der frühen Fotografie in analogen Schwarzweißaufnahmen, deren Abzüge sie im Lithprint-Verfahren fertigt. Die dabei entstehenden Unikate lassen neben ihrer poetischen Weite auch das konzeptionelles Interesse der Fotografin erkennen, die 2011 ihr Studium an der Kunstakademie Düsseldorf bei Christopher Williams abschloss. Indem sie beispielsweise Baumgruppen in extremer Kontrastierung oder Nahsicht ablichtet, werden die Zweige zum abstrakten Ornament, zu feinen Linien einer ‚all-over‘-Struktur. Die Eigenheiten, die im Prozess der Entwicklung hinzutreten, verleiten den Betrachter, beim ‚Schweifen über die Bildoberfläche’ noch tiefer in die vielschichtigen Arbeiten einzusteigen.