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Die Ausstellung LINES/MOVING stellt ausgewählte Arbeiten von Takehito Koganezawa, Zilla Leutenegger, Rachel Lowe, Carl von Weiler und Florian Zeyfang vor, die die Schnittstellen zwischen den Medien Video und Zeichnung sehr unterschiedlich aufzeigen. Dass diese enge Verbindung vermehrt in zeitgenössischen Arbeiten zu finden ist, hängt mit der verstärkten künstlerischen Nutzung digitaler Medien zusammen. Auffällig dabei ist, dass die Zeichnung häufig vom Medium Video absorbiert wird. Die Merkmale der Zeichnung wie Reduktion auf Linie, Punkt und Fleck sowie Materialität der Werkstoffe ebenso wie ihre Verwendungsmöglichkeiten als Grundlage von Animationsvideos sind Ausgangspunkte der Reflexion oder Mittel zum Zweck.

Inhaltlich setzen die Künstler sich mit unterschiedlichsten Themen auseinander: mit Politik, mit Fiktion, mit Bewegung (z.B. in der Performance) und Geschwindigkeit. Die Ausstellung LINES/MOVING will eine weiterführende Diskussion um die gattungsüberschreitenden Arbeitsweisen im Spannungsfeld von Video und Zeichnung anstoßen.

Der japanische Künstler Takehito Koganezawa zeigt die Installation „Superficial Black Hole“ (2002), die aus einer Videoarbeit mit Ton und 12 Insektenzeichnungen besteht. Die Arbeit ist eine Komposition aus einzelnen Segmenten und verschiedenen Materialien. Die aus grüner Knetmasse geformten, im Video animierten Figuren, nehmen zeichnerische Elemente auf, wie sie auch die aus Punkten zusammengesetzten Insektenzeichnungen aufweisen. Die minimalistische und abstrakte Sprache im Video fügt sich mit der realistischen Bildwelt der Zeichnungen zu einem kuriosen, selbständigen Ganzen.

Die Arbeit "Peak" (2001) der 1968 in Zürich geborenen Künstlerin Zilla Leutenegger fügt Zeichnungen urbaner Strukturen, die Märklin-Peitschenleuchte und die turnende Protagonisten Zilla zusammen. Die fiktive Stadt dient der Künstlerin als Bühne für ihre Interventionen. Scanner, digitale Bildbearbeitungs- und Animationsprogramme sind die Werkzeuge, um an der Schnittstelle von Video und Zeichnung eine Bühne zu erschaffen. Darüber hinaus stellt Leutenegger eine Verbindung zum realen Raum her, in dem sie mittels eines auf Hüfthöhe gezeichneten Bleistiftstrichs die Videoarbeit über die Grenzen des Flachbildschirms hinaus verlängert. (Weitere Arbeiten von Zilla Leutenegger sind bei Galerie Kamm, Almstadtstr. 5, 10119 Berlin noch bis 13. April 2002 zu sehen.)

Romantisch erscheint dagegen Rachel Lowes mit Super 8 gefilmte Arbeit "A Letter to a Unknown Person" (1998). Aus einem fahrenden Auto heraus blickt der Betrachter auf eine vorbeiziehende Landschaft: Grüne Bäume, Büsche und Häuser fliegen vorüber. Mit einem schwarzen Stift versucht die britische Künstlerin auf der Scheibe die vorüberziehende Landschaft abzubilden. Nur für einen Sekundenbruchteil fängt die Linie die Umrisse der Landschaft ein, dann verwischen die Übereinstimmungen von Wirklichkeit und Abbild wieder, und ein undurchdringliches Liniengeflecht bleibt auf dem Autofenster zurück.

"The Splitting Room" (1999) zeigt eine Performance, in der Carl von Weiler einen mit Kohle bestäubten Stock horizontal auf die Mitte einer Wand schlägt. Die so entstehende Linie teilt nicht nur den Raum in zwei gleiche Teile, sondern auch den Bildschirm und provoziert gleichzeitig eine Verflachung der räumlichen Perspektive. Damit knüpft Weiler nicht nur an Performancevideos an, sondern schafft eine komplexe Maßeinheit aus Ton, Raum, Zeit und Materialität.

In seinem 1 Minute 30 Sekunden langen Animationsvideo "Pathos of Distance" (1996) paraphrasiert Florian Zeyfang polemisch TV-Anzeigen eines bekannten Computerherstellers und exponiert damit die Versprechen, die mit der internationalen elektronischen Kommunikation gemacht werden. Ausgangspunkt seiner künstlerischen Arbeitsweise ist die Aneignung von Fremdmaterial, welches in Zeichnungen abstrahiert, im Video animiert wird und sich in einer dezidierten Kritik an unreflektierter Überbewertung von Technologie als Selbstzweck verdichtet.

Pressetext

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LINES / MOVING

mit Takehito Koganezawa, Zilla Leutenegger, Rachel Lowe, Carl von Weiler, Florian Zeyfang