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Handlungen drücken stets eine Form des Posierens aus, einen Akt des Performativen. Täglich begeben wir uns in eine Rolle, die zu verkörpern wir uns bemühen, sei es durch die bestimmte Kleidung, die wir tragen, durch kleine Gesten, die uns verwandeln oder durch Details, die wir an unserem Umfeld verändern. Die Ausstellung Little Theatre of Gestures handelt von Veränderungen, die wir an uns selber vornehmen oder die wir in unsere Umgebung einbringen. Die Ausstellung geht diesen Veränderungen nach und stellt die Frage nach ihrer Darstellung, nach der Theatralik der Objekte und der Körper in Inszenierung und Alltag. Wir nehmen unentwegt Posen und Gesten ein, die abhängig sind von der jeweiligen Situation. Eher unbewusst spielen wir kleine Szenarien durch und testen Bewegungen der Stärke oder Schwäche – auch wenn wir vielleicht nicht wissen, wie diese Gesten eingesetzt werden können oder in welchen Situationen sie angemessen wären. Bisweilen übertreiben wir unsere gestischen Ausdruckweisen, so dass unsere Umgebung zur Bühne für einen Teil unseres täglichen Theaters wird.

Der jamaikanische Maler Isaac Mendes Belisario ist einer der Ausgangspunkte der Ausstellung. Sein Interesse richtet sich an die Darstellung und Beschreibung der sozialen Realitäten der Sklaverei zu einer Zeit, die entscheidend war innerhalb der Geschichte Jamaikas. Geprägt von Veränderung und Aufruhr, stellten seine Bilder die kulturelle Antwort dar zur Sklaverei, Emanzipation und zu den ökonomischen, materialistischen und kulturellen Interessen der Land- und Sklavenbesitzenden Elite. In seiner bekanntesten Arbeit Sketches of Character, In Illustration of the Habits, Occupation, and Costume of the Negro Population in the Island of Jamaica, zusammen mit dem Lithographen Adolphe Duperly in den Jahren 1837/38 publiziert, zeichnet Belisario anhand von zwölf handkolorierten Lithographien das Bild einer heterogenen, urbanen Bevölkerung Jamaikas nach mit ihren volkstümlichen Traditionen und Festen.

Inspiriert von den Darstellungen Belisarios, wendet sich die Ausstellung eher modernen Gesten zu, so dass drei Begriffe bestimmend geworden sind: Theater, Repräsentation und Gesten. Das 21. Jahrhundert führte einige neue Mittel zur Selbst-Repräsentation ein. Verschiedene soziale www-Plattformen (so wie Facebook, MySpace usw.) dienen dazu, Meinungen und Darstellungen unserer selbst auszutauschen, uns in Szene zu setzen und unser ganz eigenes Bilder-Theater unseres täglichen Lebens zu präsentieren. Schneller als je zuvor, können wir in die Rolle eines anderen schlüpfen und unterschiedliche Charaktere in unterschiedlichen Medien kreieren.

Little Theatre of Gestures versucht nicht einen Überblick über die formalen und informellen Gesten, die unser Leben bestimmen, zu geben, sondern künstlerische Positionen zu einem wechselseitigen Spiel kleinerer und grösserer Inszenierungen miteinander zu verbinden. Der Fokus konzentriert sich auf einige KünstlerInnen, die das Thema der Gesten auf einer eher konzeptuellen Ebene behandeln und sich in den unterschiedlichen Herangehensweisen - von dokumentarischen Inszenierungen zu selbst-inszenierten Charakteren, von inszenierten Objekten zu alltäglichen Abstraktionen - gegenseitig widerspiegeln.

Kutlug Ataman (geb. 1961 in Istanbul), Isaac Mendes Belisario (geb. 1795 in Kingston – gest. 1849 in London), Inaki Bonillas (geb. 1981 in Mexico City), Gerard Byrne (geb. 1969 in Dublin), Jay Chung & Q Takeki Maeda (geb. 1976 in Madison und 1977 in Nagoya), Rodney Graham (geb. 1949 in British Columbia), Hilary Lloyd (geb. 1964 in Halifax), Kirsten Pieroth (geb. 1970 in Offenbach) und Susanne M. Winterling (geb. 1970 in Rehau)

In Zusammenarbeit mit der Malmö Konsthall