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Loan Nguyen (*1977) war mit ihren Fotografien in den letzten Jahren an zahlreichen internationalen Ausstellungen beteiligt, doch zeigt die Kunsthalle Erfurt erstmals in Deutschland eine museale Soloschau der Schweizer Künstlerin. Deren Schaffen besteht im Grunde aus einer einzigen offenen Serie – „Mobile“ (seit 2003). Auch verfolgt Loan im Wesentlichen eine künstlerische Strategie: In nahezu allen Aufnahmen erscheint sie selbst – dem nicht eingeweihten Betrachter zunächst als anonyme Figur – vor landschaftlichem oder architektonischem Hintergrund. Mit eher verhaltenen, stillen Gesten deutet sie auf etwas hin, weist sich über ihre bloße Anwesenheit im Bild eine Stelle in der Welt zu und macht den Betrachter auf diese aufmerksam. Dieser Zeigegestus hat in der Malerei eine lange Tradition. Auch Anlage und Komposition der einzelnen Fotografien sind ganz entschieden malerische. Loan Nguyens Arbeiten lassen sich aber auch im Kontext virulenter Themen wie „Heimat“ und „Migration“ interpretierten: zum einen über den asiatisch anmutenden Phänotypus der Künstlerin im Kontrast zur europäischen Landschaft in etlichen Fotografien, und zum anderen konkret über das Projekt „De-Retour“, das während und nach der gemeinsamen Reise mit ihrem Vater nach Vietnam, dem Land dessen Kindheit und Jugend, entstand. Für die Erfurter Ausstellung wird die Künstlerin eine Werkgruppe mit dem Arbeitstitel „Weather“ produzieren. Sie dokumentiert darin ihre eigenen, bewusst-naiven Bemühungen, auf das Wetter (und den Klimawandel) Einfluss zu nehmen. Natürlich müssen derartige Versuche absurd wirken, doch vermitteln die Bilder kein kindisch-trotziges „dennoch“, sondern vielmehr den kindlich-vorsichtigen, ungläubigen Glauben an Wunder.

Silke Opitz, Kuratorin

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Loan Nguyen
STELLENWEISE – IN PLACES
Kuratorin: Silke Opitz