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LORRAINE O´GRADY. CUTTING OUT CONYT
15.12.2018 – 28.04.2019

AUSSTELLUNGSERÖFFNUNG: 15.12.2018 18:00 UHR

Lorraine O’Grady (*1934 USA) gilt als eine der interessantesten Vertreterinnen der konzeptuellen Kunst Amerikas. Ihr eigenwilliges künstlerisches Werk zeichnet sich durch große Vielfalt und die Nutzung verschiedenster Medien aus. Einem breiten Publikum ist sie durch die Performancereihe „Mlle. Bourgeoise Noire“ bekannt geworden, mit der O’Grady in der Rolle einer wütenden Schönheitskönigin gegen die Rassendiskriminierung in der Kunstwelt der 1980er Jahre und die fehlende Aufmerksamkeit der feministischen Bewegung für Fragen der Klassenungerechtigkeit protestierte. Diskriminierung, Feminismus, Selbstbehauptung, die Probleme von Minderheiten sind Themen, die Lorraine O‘Grady im Laufe ihres langen künstlerischen Werdegangs immer wieder neu bearbeitet und hinterfragt. Die Städtische Galerie Wolfsburg präsentiert mit der Edition „Cutting Out CONYT“ (1977/2017) die Wiederaufnahme einer Serie von Collagen, in der O’Grady Ausschnitte aus aufeinanderfolgenden Sonntagsausgaben der New York Times vom 5. Juni bis 20. November 1977 zu Gedichten zusammenstellte. In der neuen Zueinanderordnung der 26 Blätter als „Haiku-Diptychen“ entsteht eine Brücke zwischen dem Früh- und Spätwerk. Es ist die erste Einzelausstellung der Künstlerin in einem Museum außerhalb der USA.

Lorraine O’Grady wurde in Boston als Tochter karibischer Einwanderer geboren und kam erst spät zur bildenden Kunst. Nachdem sie 1956 ihr Studium der Wirtschaftswissenschaften und der spanischen Literatur am Wellesley College abgeschlossen hatte, arbeitete sie als Geheimdienstanalystin für die Regierung der Vereinigten Staaten. Im Rahmen dieser Tätigkeit musste sie täglich zehn nationale und internationale Zeitungen lesen und während der Kuba-Krise zusätzlich drei Tagesmitschriften kubanischer Radiosender sowie die Nachrichten verschiedener Agenten. O‘Grady berichtet, dass in dieser Zeit, die Sprache für sie „kollabierte“ und zu einem großen Brei zusammenfloss. Sie gab die Tätigkeit auf. Bevor sie sich dann allerdings Ende der 1970er Jahre ganz der bildenden Kunst widmete, war sie Übersetzerin für Literatur und Wirtschaft und schrieb Rockkritiken für „The Village Voice“ und „Rolling Stone“. Der breite Erfahrungshorizont ermöglichte der Künstlerin eine distanzierte und kritische Sicht auf die Kunstwelt. Lorraine O’Grady wurde zu einer aktiven Stimme in der damaligen alternativen New Yorker Kunstwelt.