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Lothar Quinte / Die Würde der Farbe
06.06.2019 - 29.06.2019

Die Ausstellung wird am 6. Juni um 19.30 Uhr eröffnet Es spricht Dr. Günter Baumann.

Lothar Quinte gehört zu den konsequentesten Malern in der zweiten Hälfe des 20. Jahrhunderts. Der 1923 geborene Künstler wuchs in die Generation der informellen Kunst hinein, die ihn zur gestischen Handschrift inspirierte. Doch stand er nicht nur in Konkurrenz zu den älteren Protagonisten des Informel, sondern musste sich wie die anderen Nachkriegskünstler auch von Baumeister, Nay oder Winter emanzipieren. Das gelang schon dem Studenten unter dem souveränen Lehrer HAP Grieshaber, dessen Figuration ihn aber in keiner Weise prägte. Vielmehr verfeinerte Quinte die gestische Spur zu dunklen, aber hintergründig schimmernden Schleierbildern, indem er den Pinselstrich vielschichtig auf die Senkrechte ausrichtete. Gleichzeitig entstanden die sogenannten Fensterbilder, die jene Ausrichtung auch zur Waagrechten hin differenzierten und durch schwarze Balken akzentuierten. Die Benennung zollte dem Anspruch des Malers Tribut, der befand, dass er »sehr realistisch male«. Das war aber keineswegs so gegenständlich-konkret gemeint, sondern zielte darauf ab, dass Farbe allein schon konkret genug wäre. Ganz in der Nachbarschaft der Schleierbilder ging es beim Begriff des ›Fensters‹ um Aspekte der Transparenz und Begrenzung. Als die jüngere Generation der Informellen im Laufe der 1960er Jahre unter dem Eindruck der Pop- und Op-Art einen radikalen Stilwandel hin zur entschiedenen Farbigkeit und zur harten Kante vornahm, war es wiederum Lothar Quinte, der parallel dazu seinen eigenen Weg suchte: In seinen Schlitzbildern jagten die Farbstrahlen blitzartig und grell über die Leinwand, als hätte die damals entstehende Lasertechnik ihre Spuren in der Kunst hinterlassen. Auf der Suche nach der vollkommenen Farbform zwang Quinte die Strahlenbündel ins absolute Rund seiner »Corona«-Bilder, das ihn Mitte der 1970er Jahre innehalten ließ. Erst wenige Jahre später nahm er mit seinen »Stelen«, »Farbräumen« und »Feldern«, die auf lyrische Weise auf die früheren Werkphasen Bezug nahmen, die Arbeit wieder auf. Lag es nahe, in diesem philosophisch fundierten Werk eine metaphysische Hintergründigkeit zu vermuten, blieb Lothar Quinte stets bodenständig genug, um seine Bilder bei aller meditativen Kraft als »absolut realistisch« einzustufen.