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Den Tendenzen der Abstraktion und Reduktion in der Kunst stehen solche des Überflusses und der emotionalen Erhitzung gegenüber. Die Kunst als Reflektorin und Interpretin gesellschaftspolitischer Entwicklungsschritte entfaltet sich im dialektischen Spiel. Die Ausstellung Love/ Hate will den großen Gefühlen und Pathosformeln in der neuen Kunst nachspüren: Den Gesten der Leidenschaft, den Icons der Ekstase, den Szenarien der Selbstentäußerung und den Schaustellern der Emotion. Love/ Hate findet in dem Ideenraum statt, der durch den Film Night of the Hunter, der einzigen Regiearbeit des Schauspielers Charles Laughton, aufgeschlossen wurde. Die Polarität der Gefühle und der Extremismus der Leidenschaft in dieser dunklen, symbolistischen Arbeit haben sich zu einer, bis heute wirkenden visuellen Metapher verdichtet: Love und Hate als Tätowierung auf den Knöcheln des Hauptdarstellers Robert Mitchum. In einer Epoche, die mit Fernsehproduktionen wie Starmania, Popstars und Superstars das Starprinzip demokratisiert und potentiell die ganze Welt zur Bühne macht, ist die Frage nach dem Verhältnis des Theaters in einem exklusiven ästhetischen Raum zu den Selbstdarstellungsritualen im Weichbild der Städte neu zu stellen, und mit den Mitteln der Kunst zu vermessen. Wie viel an Authentizität und Unmittelbarkeit steckt in dem durch das Handwerk des Theaters gefilterten Bühnen-Bild und wie viel Künstlichkeit beherrscht die Auftrittsrituale auf den Catwalks eines urbanen Szenarios (Disco, In-Lokal, Kultur-Event), die einer vorbestimmten Dramaturgie folgen und längst einen performativen Kodex festgelegt haben? Love/ Hate wendet das dialektische Prinzip auch bei der Auswahl der Künstler an: Klassiker aus den sechziger Jahren werden mit aktuellen Positionen der Jahrtausendwende konfrontiert, um aus der Gegenüberstellung Veränderungen im Aggregatzustand der Gefühlsproduktion herauszulesen: Ausgehend von Samuel Becketts „Comédie“, Bruce Naumans „Violent Incident“, Übermalungen von Arnulf Rainer und Arbeiten des polnischen Theaterregisseurs Tadeusz Kantor bis hin zur jüngeren Generation wie Elke Krystufek, Chloe Piene und Isaac Julien entfaltet sich die Exzessivität, Theatralität und Inszenierbarkeit des großen Gefühls: „Love/Hate“. Pressetext

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Love / Hate
Versuche zum großen Gefühl zwischen Kunst und Theater
Kurator: Dr. Gerald Matt, Direktor der Kunsthalle Wien

mit Arbeiten von Samuel Beckett, Katia Bourdarel, Philip-Lorca diCorcia, John Hilliard, Runa Islam, Isaac Julien, Tadeusz Kantor, Elke Krystufek, Ursula Mayer, Bruce Nauman, Chloe Piene, Arnulf Rainer, Markus Schinwald, Tany