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Lucy McKenzies Arbeiten überschreiten häufig die Grenzen der Kunst in andere Bereiche hinein, wobei sich gerade in ihren jüngsten Malerei-Installationen konzeptuelle Aspekte mit Themen wie Kunsthandwerk, Tradition und Gebrauchs-Kunst verbinden. Diese Arbeiten sind geprägt von Lucy McKenzies Studien an der Brüsseler Ecole Van Der Kelen-Logelain, einer Schule für Illusions- und Dekorationsmalerei, die sich auf die Erhaltung und Vermittlung aus dem 19. Jahrhundert überlieferter kunsthandwerklicher Traditionen spezialisiert hat. Die unter dem Titel “Slender Means” in der Galerie Daniel Buchholz präsentierten neuen Arbeiten  Lucy McKenzies verkörpern diesen doppelten Anspruch; alle erfüllen potenziell mehrere Aufgaben.

In ihrer 1963 entstandenen Novelle “The Girls of Slender Means” (deutsch: “Mädchen mit begrenzten Möglichkeiten”) schildert die schottische Schriftstellerin Muriel Sparks das Leben im May of Teck Club, einem Wohnheim für mittellose junge Frauen im Kensington der Nachkriegszeit. Der Club befindet sich in den Räumen eines traditionellen, in Schlafsäle und kleine Privatzimmer für die alleinstehenden Frauen unterteilten Stadthauses. Unter Bezugnahme auf dieses dünne und präzise Buch schafft Lucy McKenzie für ihre dritte Einzelausstellung in der Galerie Daniel Buchholz vier Gemälde, die exakt den Maßen des Hauptraumes der Galerie in der Neven-DuMont-Straße entsprechen. Das so entstandene Environment vermittelt den Wandel eines bürgerlichen Hauses, dessen ursprüngliche Bewohner, wohlhabende Großfamilien, durch Mieter ersetzt werden, um schließlich leerzustehen. Während der Entstehung der Bilder in Lucy McKenzies Brüsseler Atelier dienten diese teilweise als Kulisse für den neuen Film “Le Coin du Diable” der belgischen Künstlerin und Filmemacherin Lucile Desamory.

Das Quodlibet-Gemälde, das im ersten Raum der Ausstellung als Tischplatte in einem Tischgestell hinter Glas gezeigt wird,  stellt verschiedene Objekte aus dem Archiv der 1903 gegründeten und noch immer im Familienbesitz befindlichen Wiener Hutmanufaktur Mühlbauer dar. Dieses Trompe-l’œil-Bild soll auch als Werbemotiv für die Herbst/Winter-Kollektion 2011 der Firma Mühlbauer zum Einsatz kommen. Lucy McKenzie gehört ebenso wie die Modedesignerin Beca Lipscombe dem Design-Kollektiv Atelier an, das zurzeit gemeinsam mit der Firma Mühlbauer an einer Reihe von Hutentwürfen arbeitet, die im kommenden Jahr anlässlich der ersten Atelier-Modekollektion präsentiert werden. Neben dem Tisch zeigt Lucy McKenzie eine vierteilige Serie von Papierarbeiten, die Turbane aus dieser Hut-Kollektion in comicartigen Szenen darstellen und die ebenfalls als Reklame verwendet werden sollen. Seit vielen Jahren gestaltet die Künstlerin Plakate für Konzerte und verschiedene Kunstveranstaltungen. In ihrer Arbeit mit dem Kollektiv Atelier erweitert  Lucy McKenzie diese Praxis nun auf die Bereiche Mode und Design und setzt dabei ihre Zusammenarbeit mit unabhängigen Gruppen und Individuen fort, mit denen sie ein gewisses Ethos der Autarkie verbindet.

Eine umfassende Auswahl ihrer Druckgrafischen Arbeiten befindet sich in der Sammlung des Kölner Museums Ludwig und wird dort vom 10. Dezember 2010 bis 26. Juni 2011 in einer von der Künstlerin konzipierten Installation präsentiert werden.

Den Schranktisch im dritten Ausstellungsraum schließlich entwarf und produzierte Lucy McKenzie zusammen mit dem Architekten Hubert Debiesme und dem Kunsttischler David Boussier. Dieses Möbelstück wurde für die Aufbewahrung und Präsentation eines Archivs von Druckgrafik-Editionen des 2006 verstorbenen schottischen Künstlers Ian Hamilton Finlay entwickelt und wurde speziell zu diesem Zweck von einem Privatsammler in Auftrag gegeben.

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Lucy McKenzie
Slender Means