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"Never change a running system" - so lautet der Titel von Luka Fineisens Installation aus einer in regelmäßigen Abständen vor sich hin schnurrenden Apparatur, die durch gleichmäßiges Absaugen und Zuführen einen absurden Kreislauf erzeugt. Die in sich ruhende Ausgewogenheit wird jedoch gestört durch die Erwartung des Betrachters, der jeden Moment mit einer Unterbrechung des Kreislaufs oder gar einer explosiven Gefahr rechnet.

Explodiert ist dagegen der Inhalt des Lederportemonnaies in der Vitrine. Hervorquellend und überlaufend mit Spritzern an der Vitrinenscheibe verteilt sich die Masse im kleinen Raum. Die bedrohlich wirkende, aus den Rudern laufende Situation wird hier noch in Schach gehalten, und kann mit Distanz wahrgenommen werden. Anders verhält es sich jedoch bei der ungebremsten, schwer von der Decke hängenden, tropfenartigen Masse - einer Metapher für Überfluss und Unersättlichkeit im Allgemeinen, an der wir ertrinken und ersticken könnten, ähnlich der kleinen "Milchmarie", die gefangen in ihrer Zelle von Buttermilch überflutet wird.

"Es geht immer um Balance und um den Moment kurz vor oder bei einer Grenzüberschreitung" sagt Luka Fineisen selbst über ihre künstlerischen Arbeiten. Sie konfrontiert Flüchtigkeit mit Dauerhaftigkeit, impliziert technisch Laborhaftem wie selbstverständlich das Poesievolle und lässt den Betrachter im Unklaren ob flüssig oder fest, weich oder hart.

Wie ein Strudel zieht Luka Fineisen alles in die Welt ihrer Sinnlichkeiten, so auch das Umfeld ihrer temporären Atelierräume auf dem Gelände des Stahlgießwerks der Hüttenwerke Krupp-Mannesmann (HKM). Inspiriert vom Material Stahl reflektierte sie bereits in Zeichnungen den Übergang eines in seiner ursprünglichen Form warmen, weichen und lebendig wirkenden Rohstoffs in einen erstarrten und kalten Zustand. Der in der Auseinandersetzung mit Architektur geborene, nicht realisierbare Wunsch, ein komplettes Gebäude einzuschmelzen, war die Grundlage für ihre aktuellen Objekte.

Goldene Modelle von Häusern, zart und doch schwer und stark anmutend, zerfließen, zerschmelzen und reduzieren sich auf den Kern ihrer Substanz. Und wie so oft bei Luka Fineisens Arbeiten die Schönheit an einem seidenen Faden hängt und zwischen den Polen Realität und Wahrnehmung wankt, steht auch hier die auf das aktuelle Zeitgeschehen übertragbare, tragikomische Ebene einer edlen Ästhetik gegenüber.

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Luka Fineisen
"Suprafluid"