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Das Projekt One Step Beyond - Wiederbegegnung mit der Mine von Lukas Einsele (Jg. 1963, lebt in Berlin und Mannheim) basiert auf einer langwierigen und ausführlichen Recherche, die den Künstler in die Regionen führte, welche am stärksten durch Landminen betroffen sind: Angola, Afghanistan, Bosnien-Herzegowina und Kambodscha. Einsele befragte Menschen, deren Leben von Landminen beschädigt wurde: Opfer, die sich noch einmal schmerzhaft jenes Schrittes erinnerten, der das Augenlicht, Beine oder Arme, die Existenz kostete. Sie gaben Auskunft und verfertigten Skizzen über jenes fatale Ereignis in ihrem Leben. Im Gegenzug erstellte der Künstler Porträts, die er den Beteiligten als Polaroidabzug zur Verfügung stellte. Darüber hinaus beschäftigte Einsele sich fotografisch mit Themen, die das Kriegstrauma umkreisen: Minenräumungen, Minenaufklärung und Rehabilitationsprojekte. Es entstand ein Komplex von Arbeiten, welche sich gegenseitig erhellen: Neben der Fotografie und Skizzen vor allem Tonbandprotokolle und Videoarbeiten.

Lukas Einsele versteht seine Arbeit als eine Form von Konzeptkunst; er appelliert nicht an Mitleid oder humanitäre Hilfe, sondern macht die Eigenverantwortlichkeit menschlichen Handelns bewusst. Im Spannungsfeld zwischen Dokumentation und Kunst angesiedelt, artikuliert One Step Beyond einmal mehr die Problematik einer Ästhetik des Häßlichen, die spätestens seit Goyas Desastres de la Guerra (1810) und Karl Rosenkranz' gleichnamigem Buch (1853) in Kunst und Philosophie reflektiert werden. Dabei enthält sich Einsele jeder spektakulären Darstellung von Opfern; was sich an Schrecken an den Betrachter vermittelt, entsteht face to face über die Porträts; insbesondere seine großformatigen Landschaftsfotografien, in denen sich Minenopfer und Minenräumer aufhalten, arbeiten mit dem Bewußtsein, daß Schönheit und Grauen geradezu hautnah beieinander liegen.

Einsele gelang es, für sein Projekt zahlreiche Kooperationspartner zu finden, wie medico international (Friedensnobelpreis 1997 für die Kampagne zum Verbot der Landminen) oder die Uno. Er arbeitete mit Minenräumern, Ärzten, Journalisten und Philosophen zusammen. Eine öffentliche Plattform seiner Arbeit findet sich unter: www.one-step-beyond.de. Im Frühherbst 2005 erscheint eine zweibändige Publikation im HatjeCantz Verlag, in welchem die unterschiedlichen politischen, sozialen, medizinischen und philosophischen Aspekte sowie die Präsentationen an verschiedenen Ausstellungsorten zusammengeführt werden.

One Step Beyond wurde realisiert in Zusammenarbeit mit Witte de With, center for contemporary art, Rotterdam (Produktion), Jessica Beebone (Projektkoordination), David Promies (Internetgestaltung), Carolyn Steinbeck (Designkonzept) und Andreas Zierhut (Fotografie) und gefördert von: Kulturstiftung des Bundes, Goethe-Institute, Kunststiftung NRW, Hessische Kulturstiftung, Institut für Auslandsbeziehungen, medico international, Mondriaan Foundation, Akademie Schloß Solitude, Grieger GmbH Professionelle Bildtechnik Düsseldorf, OCE Deutschland, Linhof Präzisions- und Systemtechnik GmbH.

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Lukas Einsele
One Step Beyond - Wiederbegegnung mit der Mine
Museum Haus Esters
Kurator: Martin Hentschel
Produktion: Witte de With, Rotterdam