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Lutz Bacher “FIREARMS”
06.09.2019 - 26.10.2019

Galerie Buchholz Köln präsentiert FIREARMS, eine Ausstellung des letzten fertiggestellten Werks der amerikanischen Künstlerin Lutz Bacher (1943-2019). FIREARMS ist eine Arbeit, bestehend aus 58 Pigmentdrucken, die je ein unterschiedliches Waffenmodell zeigen. Die Bilder stammen aus einem Handbuch zur Reparatur und Pflege von Feuerwaffen. Wie in einer Typen-Sammlung zeigen die Prints ein Profilbild jeder Waffe, dazu ihren Namen, das Herstellungsland, den Hersteller, die Patronengröße, das Fassungsvermögen des Magazins, Länge, Höhe, Lauflänge und Gewicht. Viele dieser Waffen wurden für Armeen und Polizeieinheiten entwickelt, die im 1. und 2. Weltkrieg und in den angrenzenden Perioden aktiv waren. Manche Modelle sind älter und historisch, andere wurden aus bereits bestehenden Modellen weiterentwickelt, und manche sind jüngere Entwicklungen auf dem neuesten Stand der Technik. Sie kommen aus allen Gegenden der Welt - Italien, Großbritannien, Österreich, Japan, Schweiz, verschiedene Teile der Vereinigten Staaten, etc. Sie hängen in alphabetischer Folge nach Modellnamen in einer Reihe, die durch die gesamten Galerieräume geht. Die 58 Tafeln machen die Beschaffenheit dieser Gewalt bringenden Objekte aus dem 20. Jahrhundert sichtbar. Sie erklären in direkter, unumwundener Sprache die Technologie, das Handwerk und die Verwendung dieser Waffen im Kontext von Kriegsführung, Polizeiarbeit, Sport, Selbstverteidigung. Die Waffen erscheinen als Waren für den internationalen Handel und persönliche Sammeltätigkeit. Lutz Bacher stellte die Arbeit und ihren Installationsplan, konzipiert im Hinblick auf diese Ausstellung, am 11. Mai 2019 fertig, einen Tag vor ihrem unerwarteten Tod durch einen Herzinfarkt. Ihr fünf Jahrzehnte umfassendes Schaffen war durch eine weitreichende, mutige Erforschung von Themen in einer großen Bandbreite von Medien und Strategien gekennzeichnet. FIREARMS stellt eine Rückkehr zu einer von Lutz Bachers grundlegendsten und dauerhaftesten Techniken dar: einmal mehr verwendet sie Verknüpfungen gefundener Bilder mit Texten, um tiefreichende psychologische und politische Subtexte an den Tag zu bringen. Einige ihrer bekanntesten Arbeiten verwenden diese Bild/Text-Strategie – die "Jokes"(1987-88), in denen Bilder von Politikern und Berühmtheiten mit befremdlichen und verblüffenden Witzen zusammengebracht werden; die "Playboys" (1991-93), die Antonio Vargas‘ illustrationen von Pinup-Girls aufgreifen und ihnen doppeldeutige Formulierungen unterschieben; und "Sex with Strangers" (1986), die explizit pornographische Bilder reproduziert und ihnen Bildlegenden hinzufügt, die sie als bemüht nüchterne, auf Distanz gehende Warnbeispiele lesbar machen. In FIREARMS präsentiert Bacher Waffen teils als wissenschaftliche Typen, die durch ihr mechanisches Design und durch die Fertigung definiert sind. Sie fungieren aber auch als Artefakte aus verschiedenen politischen Geschichten und als Phallussymbole und Fetischobjekte. Dass sich die Vereinigten Staaten schon seit längerer Zeit in einem Ausnahmezustand aufgrund von unkontrollierter Waffengewalt befinden, ohne dass die Regierung ihren Unwillen ablegen würde, etwas dagegen zu unternehmen, war der Künstlerin selbstverständlich bewusst. Lutz Bacher war eine leidenschaftliche Leserin von Spionageromanen. Besonders in den vergangenen Jahren der Präsidentschaft von Donald Trump widmete sie dem Genre besondere Aufmerksamkeit. Eine Auswahl von Büchern aus ihrer persönlichen Bibliothek wird im Fenster des Antiquariat Buchholz gezeigt. Dies ist die sechste Einzelausstellung von Lutz Bacher in der Galerie Buchholz. Anfang September wird das CCA Wattis Institute for Contemporary Art in San Francisco eine Ausstellung mit neuen Arbeiten von Vincent Fecteau eröffnen, die auch zentrale Werke von Lutz Bacher enthält. Sie war mit Fecteau befreundet und hat auch immer wieder mit ihm zusammengearbeitet. Arbeiten von ihr werden auch in der Ausstellung "Emissaries for Things Abandoned by Gods" enthalten sein, kuratiert von Elena Filipovic am Casa Luis Barragan in Mexico City. Die Eröffnung ist für Ende September geplant. Im Oktober wird die University of California Irvine eine Einzelausstellung von Lutz Bacher mit dem Titel "Blue Wave" in der University Art Gallery präsentieren. Die Künstlerin Monica Majoli und die Kuratorin Allyson Unzicker haben die Ausstellung gemeinsam mit der Künstlerin organisiert und entwickelt. 2018 präsentierte Lutz Bacher drei institutionelle Einzelausstellungen: "The Silence of the Sea" war die erste Ausstellung in den neu eröffnete Lafayette Anticipations in Paris, im 80WSE New York University, NY, präsentierte sie "The Long March". Und erst kürzlich zeigte das K21 in Düsseldorf ihre groß angelegte Ausstellung mit dem Titel "What’s Love Got to Do With It". Frühere Einzelausstellungen von Lutz Bacher fanden unter anderem statt in Yale Union, Portland; bei 356 Mission Road, Los Angeles; in der Secession, Wien; im Statens Museum for Kunst, Kopenhagen; Kunsthalle Zürich; im ICA London; im Portikus, Frankfurt am Main; im Kunstverein München; und im MOMA/P.S. 1, New York. In Gruppenausstellungen war sie zuletzt vertreten in "Time Kills - Time-Based Art from the Julia Stoschek Collection", Sesc Avenida Paulista, Sao Paolo; "Everything is Connected: Art and Conspiracy", Met Breuer, New York; "The Conditions of Being Art: Pat Hearn Gallery & American Fine Arts, co (1983-2004)" im Bard CCS und dem Hessel Museum of Art, Annandale- on-Hudson; "Other Mechanisms", Secession, Wien; "Stories of Almost Everyone", Hammer Museum, Los Angeles; "Mechanisms", CCA Wattis Institute for Contemporary Art, San Francisco; "A Slow Succession with Many Interruptions", San Francisco Museum of Modern Art, San Francisco; "America is Hard to See", Whitney Museum of American Art, New York; "Open Dress", Museum Abteiberg, Mönchengladbach; "NYC 1993: Experimental Jet Set, Trash and No Star", New Museum, New York; in der 2012 Whitney Biennale, Whitney Museum of American Art, New York; und "Spies in the House of Art", Metropolitan Museum of Arts, New York. Galerie Buchholz bedankt sich bei Tamara Freedman, Monica Majoli, Kristen Morse, Madeline Drejejian, Nicola Lees, Jason Hirata und Robert Snowden für ihre Arbeit an dieser Ausstellung und für ihre Unterstützung.