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Das Jahr 1937 brachte für Lyonel Feininger (1871-1956) einen tiefen Einschnitt: Unter dem Druck der nationalsozialistischen Kulturpolitik verließ er Deutschland, seine über alles geliebte Wahlheimat, die ihn künstlerisch geprägt und ihm Anerkennung gebracht hatte, und kehrte in die Vereinigten Staaten, das Land seiner Geburt, zurück. Sein Spätwerk, für das ihm noch fast zwanzig Jahre blieben, galt lange Zeit als ein weniger bedeutender Epilog seiner künstlerischen Arbeit. Es ist in Deutschland nahezu unbekannt – auch wenn einige Gemälde vor zehn Jahren in der großen Berliner Retrospektive gezeigt wurden. Noch immer harrt dieses Spätwerk seiner Entdeckung und verlangt eine eingehende Würdigung. Es ist ein Werk von ungebrochener künstlerischer Kraft, ein Finale (Peter Selz), wie es nur wenigen Künstlern im Alter gegeben ist. Feiningers Neuanfang in Amerika begann mit einer schweren Krise: einer zweijährigen Schaffenspause. Die sich rapide verschlechternden Verhältnisse im nationalsozialistischen Deutschland hatten seine Arbeit schon vor seinem Weggang stark beeinträchtigt. Trotz großer Hoffnungen, die Feininger in das Land setzte, wo „Freiheit und Phantasie“ noch immer etwas galten, konnte er zunächst aus seiner neuen Umgebung keine künstlerischen Impulse gewinnen – die Motive, so seine Worte, genügten seiner inneren Vorstellung nicht. Sein erstes Gemälde, das 1939 entstand, war ein Erinnerungsbild an Deep und die Ostsee – ein Bild von „Nimmermehr-Land“ (Coast of Nevermore), wie er eine ähnliche Küstenlandschaft später einmal nannte. Seinen damaligen Zustand umriss Feininger 1939 in einem Brief an seinen Sohn Lux mit den folgendenWorten: “Am Anfang litt ich sehr unter dem Gefühl des Fremdseins. Aber jetzt fühle ich nur noch einen gewaltigen Vorteil, der darin liegt, dass ich so lange in Europa war. Von daher bezieht meine Arbeit ihre Stoßkraft.“ Bald darauf, 1940, gelang Feininger mit den Manhattan-Bildern von den New Yorker Hochhäusern und Straßenschluchten, in denen er das Erlebnis „Wolkenkratzer“ festhielt, abermals eine bedeutende, lang anhaltende Bildserie. In diesen Werken suchte und fand er die Auflösung des atmosphärischen Raumes zugunsten einer – seiner – Vision. Mit ihnen bildete sich sein Altersstil heraus, der räumliche Wirkungen und präzise Formen zunehmend aufhob und die einzelne Linie zu Strukturen der Linearität entwickelte. Viele der nachfolgenden Bilder sind „Grenzbilder“ zwischen Wirklichkeit, Traum, Märchen und Vision, in denen ihn die reine Intuition zu immer stärkeren Abstraktionsgraden führte. Die Ausstellung konzentriert sich ganz auf das amerikanische Spätwerk und wird etwa 100 Gemälde, Aquarelle und Lithographien aus den Jahren 1939 bis 1956 umfassen. Darüber hinaus werden exemplarisch einige frühe, in Deutschland entstandene Werke gezeigt, um Herkunft und Entwicklung einzelner Motive beispielhaft zu belegen.

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Lyonel Feininger
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