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Eröffnung Freitag, 25. Januar 2008, 18:30 Uhr

Die Kunst Halle Sankt Gallen freut sich, mit «Land of Crystal» erstmals in der Deutschschweiz eine umfangreiche institutionelle Schau der Genfer Künstlerin Mai-Thu Perret (*1976) zu präsentieren. Damit pflegt die Kunst Halle ihre Rolle als wichtige Plattform für junge und viel versprechende Positionen der Schweizer Kunst weiter.

In ihren Arbeiten bezieht sich Mai-Thu Perret auf die Formensprache und die Praktiken der Moderne. Sie nähert sich ihr jedoch nicht nur über direkte oder indirekte Zitate und Anspielungen an, sondern auch über die Strategie der Fiktionalisierung. In einer unverkrampften, teilweise ironischen Art bedient sie sich zudem der Theorien des Feminismus und des Post-Feminismus.

Ob Malerei, Keramikobjekte, Textilware, Skulpuren , Texte oder Videoinstallationen, die Künstlerin kennt keinerlei Berührungsängste im Umgang mit unterschiedlichsten Materialien und Medien. Diese Vielfalt führt jedoch keineswegs zum Verlust der konzeptuellen oder formalen Stringenz.Bewusst parodiert sie erhabene Kunstideale, sucht mit ihrem Aneignungsverfahren eine Kunsthandwerk-Ästhetik, die auch von einem Hauch Esoterik begleitet wird. Alltagskultur durchdringt die klassischen Parameter der Hochkultur, ihre klare Trennungslinie wird verwässert.

Drei Hauptwerke treten in «Land of Crystal» als exemplarische Eckpunkte auf, um das breite Spektrum von Perrets Schaffen zu illustrieren. Im ersten Raum der Kunst Halle wird die grossformatige Spiral-Skulptur «We» (2007) zu sehen sein, ein Objekt, das sich in seiner Erscheinung zwischen Minimal und Op-Art bewegt. Die Neon-Zeichnung «Harmonium» (2007) und die dreiteilige Videoinstallation «An Evening of the Book» (2007) werden die anderen zwei Räume bestimmen. Unterschiedliche Medien verstärken hier die konträren Atmosphären an den jeweiligen Schauplätzen. Kleinformatige Malereien, Teppiche, eine Frauenfigur und Text-Arbeiten runden schliesslich die Ausstellung ab.

In dieser dichten, aber präzisen räumlichen Inszenierung wird auf einer weiteren Ebene auf eine fiktionale Welt referiert, an der Mai-Thu Perret seit 1999 arbeitet. Mit der Erzählung «The Crystal Frontier» liess die Künstlerin eine Frauenkommune entstehen, die sich desillusioniert von der westlichen kapitalistischen Gesellschaft in die Wüste von New Mexico zurückgezogen hat, um dort künstlerisch tätig zu sein und um eigenen entworfenen Idealen zu folgen. Diese utopische Kommune konstituiert einen Kernreferenzpunkt für viele Werke der Künstlerin. Einzelne Ausstellungsobjekte bilden in ihrer Verknüpfung narrative Elemente, die sich in eine kontinuierlich entfaltende Geschichte einbetten lassen.

Mit «Land of Crystal» eröffnet die Kunst Halle das Jahresprogramm 2008, welches künstlerische Fiktionen in der Gegenwartskunst und ihre besonderen eigenenwilligen Narrationsstrategien als Themenschwerpunkt setzt. Teilweise in Zusammenarbeit mit dem Bonnefanten Museum in Maastricht entstanden, bezieht sich «Land of Crystal» einerseits eindeutig auf Erzähltheorien und bahnt die Diskussion um die programmatische Thematik bereits an. Andererseits besticht sie als eigenständige Einzelausstellung und erlaubt dem Publikum einen genaueren Einblick in die fiktionalen Gegenwelten der Kunst von Mai-Thu Perret.

Zur Ausstellung erscheint beim Verlag Christoph Keller Editions/JRP-Ringier eine 256-seitige Monographie über Mai-Thu Perret, die in Zusammenarbeit mit dem Bonnefanten Museum Maastricht, dem Centre d’Art Contemporain Genf und der Renaissance Society Chicago realisiert worden ist «Mai-Thu Perret, Land of Crystal» (ISBN: 978-3-905701-55-5).

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Mai-Thu Perret
Land of Crystal