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Maina-Miriam Munsky (1943-1999) hatte sich als Malerin einem besonders kaltblütigen Handwerk, dem des Chirurgen zugewandt, einer Realitätssphäre, der wir, weil sie einen friedhofsnahen klinischen Geruch hat, sonst lieber aus dem Wege gehen. In den 70-er und 80-er Jahren verschaffte sich Maina-Miriam Munsky Zugang zu den Kreiß- und Operationssälen Berliner Kliniken. Diese Umgebung, die Munsky vor Ort intensiv studierte und in Skizzen und Fotos festhielt, symbolisierte für sie sowohl die moderne Zeit als auch die damit einhergehende Kälte und Distanz. Diesen Konflikt drückte die Malerin in ihren vielfältigen Darstellungen von Untersuchungen, Geburten und Operationen aus. Von dieser sterilen Welt malte Munsky fast 200 Ölgemälde im Stil des Kritischen Realismus. Die Malerin selbst benutzte den Ausdruck "wahrhaftig“. In knappen Sätzen beschrieb sie ihre Vorgehensweise: „Ich male meine Bilder nach eigenen Fotos und mit dem Pinsel. Ich male Eingriffe in das Leben der Frau, des Kindes. Ich male Operationen, die Geburt und den Tod, Grenzsituationen des Menschen, seiner Hilflosigkeit, seines Ausgeliefertseins. Ich male meine Bilder so objektiv, so wahrheitsgemäß, wie es mir möglich ist.“

Maina-Miriam Munsky war der weibliche Flügel des Berliner Kritischen Realismus, wie Heinz Ohff einmal schrieb. Soviel sie mit diesem gemeinsam hatte, zum Beispiel scharfe Beobachtung, ebenso scharfe Fixierung dieser Beobachtung und sorgfältige Bildgestaltung, so fehlt doch eines bei ihr, der eigentliche kritische Aspekt. Munsky wagte es damals ebenso inmitten bisweilen äußerst krasser und scharfer, im übrigen durchaus berechtigter und notwendiger Kritik auf etwas Positives hinzuweisen oder auch auf Überzeitliches: nämlich auf das Kind. Nach der Geburt ihres eigenen Kindes wechselte die mit dem Zeichner und Grafiker Peter Sorge verheiratete Malerin 1972 das schockierende Sujet. Als Höhepunkte ihres eigenwilligen Oeuvres entstanden nun in hyperrealistischer Technik der neuen Sachlichkeit Einblicke in magisch beleuchtete Operationssäle, in denen die subtile Farbigkeit breit ausgemalter Stoffbahnen von den Körperfragmenten ablenkt. Wenn Eberhard Roters einmal ihr Thema beschrieb, nämlich die Vereinzelung des Menschen, dann war damit letztendlich auch ihr eigenes Leben gemeint. Munsky lebte, seit wir sie kennen, auf zwei Bühnen, ja, in zwei Welten, die immer wieder und immer öfter aufeinanderstießen.

Acht Jahre nach dem Tod der Künstlerin erinnert die Galerie Eva Poll mit ihrer Ausstellung an das Werk dieser bedeutenden Vertreterin des Realismus.

Es erscheint ein Katalog mit einem Text von Birgit Heimbach.

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Maina-Miriam Munsky