Städel Museum, Frankfurt

Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie | Dürerstr. 2
60596 Frankfurt

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Marc Brandenburg
Hirnsturm II
vom 28. Oktober 2021 bis zum 30. Januar 2022

Das Städel Museum präsentiert eine Einzelausstellung des Künstlers Marc Brandenburg. Rund 130 Zeichnungen und eine Videoarbeit werden in einer einzigartigen Rauminstallation in der Sammlung Gegenwartskunst gezeigt: In Schwarzlicht gehüllt wirken Brandenburgs ins Negativ verkehrte Zeichnungen wie ein visuelles Tagebuch aus Gedanken, Erinnerungen und Sinneseindrücken der letzten 30 Jahre.

Im Zentrum des Schaffens von Marc Brandenburg (*1965) steht die Zeichnung. Sie bildet die Grundlage für alle seine künstlerischen Überlegungen. Seit Anfang der 1990er-Jahre entwickelt der gebürtige Berliner sein zeichnerisches Werk, das auch als eine endlose Serie aufgefasst werden kann. Dafür greift er auf einfachste Mittel zurück: die Kamera, einen Kopierer, später Computer sowie Papier und Bleistift. Als Ausgangspunkt dienen ihm zum Großteil selbst gemachte Fotografien, aber auch Fremdmaterial. Mithilfe des Kopierers oder eines Bildbearbeitungsprogramms invertiert er diese Fotografien und überträgt die so ins Negativ verkehrten Bildmotive in die Zeichnung – aus Schwarz wird Weiß, aus Weiß wird Schwarz. Mal führt er dabei den Hintergrund genauestens aus, mal ist das Motiv freigestellt; mitunter ist es auf den leeren Bildgrund montiert, sodass es im Raum zu schweben scheint. Die Präsentation seiner Werke in Schwarzlicht erweitert die Bleistiftzeichnungen um eine zusätzliche Ebene und vereinheitlicht die unterschiedlichen Inhalte zu einer einzigen Bilderflut. Dabei widmet sich Marc Brandenburg Themen und Akteuren, denen er in seinem Umfeld begegnet: von banalen Gegenständen wie Plastikspielzeug über Idole aus der Popkultur und kostümierte Menschen, die zu Fantasiewesen mutieren zu scheinen, bis hin zu Schlafplätzen von Obdachlosen. Immer schwingt eine gewisse Doppeldeutigkeit mit: Heitere Themen können abgründig wirken, während beklemmende Lebenswelten eine eigentümliche Schönheit ausstrahlen. Marc Brandenburg bewertet nicht, sondern hält fest, was er sieht.

Auch in seiner Videoinstallation Camouflage Pullover von 2018 geht es unverstellt um Lebensrealitäten. Marc Brandenburg blickt aus der Perspektive einer deutschen, schwulen Person of Color auf eine von Rassismus und Vorurteilen geprägte Welt: Durch die Verhüllung mittels einfacher Pullover mit angestrickten, rassistisch-stereotypen Gesichtern und Händen legt er diese Missstände schonungslos offen. Wer wirklich hinter der Maske steckt, bleibt den Passanten verborgen – ein nur scheinbar spielerisches Hinterfragen von Identitäten, wie es vielen Menschen im realen Leben nicht möglich ist.

Eine Ausstellung in Kooperation mit dem PalaisPopulaire, Berlin.