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Der in England und Frankreich lebende Künstler Marc Camille Chaimowicz (*1947 Paris) wird erstmals in Deutschland in einer Einzelausstellung gewürdigt. Chaimowicz‘ Installationen, die in den vergangenen Jahren für eine jüngere Künstlergeneration von großem Einfluss waren, verbinden verschiedene Medien, wie Malerei, Skulptur, Fotografie, Film und Performance. Ausgehend von einem höchst artifiziellen visuellen Repertoire, das sich aus Kunstgeschichte, Innenarchitektur, Film, Literatur, Mode und Musik speist, entwickelt der Künstler komplexe Werkzusammenhänge, die den Verlust vergangener Erfahrungen spiegeln.

Einem größeren Publikum wurde er mit der Installation „Celebration? Realife“ von 1972 bekannt, die er ab 2000 als „Celebration? Realife Revisited“ mehrfach neu inszenierte. Zu sehen waren verschiedene Gegenstände, wie Blumen, Wäschestücke, Spiegel, Masken und eine Miniatur von Rodins „Kuss“. Zwischen diesen schillernden Dingen, die am Boden zerstreut, gleichwohl sorgsam arrangiert auslagen, konnten Besucher umher gehen oder mit dem Künstler sprechen und Tee trinken. In „Celebration? Realife“ waren viele Erscheinungsformen der späteren Arbeiten bereits angelegt. Es zeigte sich sein Interesse an ritualisierten Handlungen, etwa in der Geste der Gastfreundschaft, sowie am Ephemeren und Transitorischen.

Seit Mitte der 70er Jahre konzentriert sich Chaimowicz auf die Gestaltung seiner Umgebung in der Approach Road im Londoner Stadtteil Bethnal Green. Er verwandelte seine Wohnung in eine Mischung aus Ausstellungs-, Atelier- und Wohnraum, in dem sich Privates und Öffentliches, Fiktion und Realität nicht mehr voneinander trennen lassen. Filme und Fotos zeigen den Künstler in diesem Setting bei alltäglichen Verrichtungen. Aus diesem Projekt generieren sich weitere Arbeiten, die wie Materialisierungen eines subjektiven Begehrens wirken, das gleichwohl auf allgemeinere Zusammenhänge schließen lässt. Oft weisen sie eine verstörende Ambiguität auf, weil sie sich in Zwischenbereichen ansiedeln und auf einem feinen Grad zwischen angewandter und freier Kunst, Privatem und Öffentlichem, männlich und weiblich, Materialität und Immaterialität bewegen.

Im Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen werden ältere und neue, eigens für den Kunstverein erschaffene Arbeiten mit der rauen, unheimeligen Atmosphäre des Ausstellungs-raums kontrastiert. Die Objekte, Zeichnungen, Gemälde und Wandarbeiten, verweisen auf ihre Herkunft aus den Bereichen Interieur und Design. Wandtische, Hocker, Tapete, Vasen u. a. werden, ihrer dekorativen oder häuslichen Funktion beraubt, in der Ausstellung zu autonomen Objekten auf Zeit.

kuratiert von Anette Freudenberger

Während Ausstellung erscheint ein Katalog mit Texten von Catherine Wood, Dan Fox und Anette Freudenberger.

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Marc Camille Chaimowicz
Kurator: Anette Freudenberger