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6. Januar - 12. Februar 2022
Eröffnung: Donnerstag, 6. Januar 2022

Marc Desgrandchamps MOMENT

Auszüge aus einem Interview mit Marc Desgrandchamps im Dezember 2021

"In den vergangenen zweieinhalb Jahren hat sich unsere Welt sehr verändert; wir haben eine Art Bedrohung verspürt, wir sind mit unseren Angehörigen und engen Freunden noch näher zusammengerückt, es war beinahe unmöglich zu reisen, und die Leute, die man kannte, waren noch schlechter erreichbar geworden. [...] Zunächst glaubten wir, sie würde nur ein paar Monate dauern, in Frankreich sprachen die Medien oft von der „Welt von morgen“, aber heute müssen wir feststellen, dass die Situation fortbesteht und es noch lange so weitergehen kann.

Dieser Ausnahmezustand, der sich langfristig bei uns einrichtet, ist zutiefst beunruhigend. Diese Periode hat mein Herangehen an die Werke nicht verändert, denn meine Bilder – selbst die, die am sorglosesten wirken – sind seit jeher von einem tiefsitzenden Gefühl der Beunruhigung motiviert. In den neuen Gemälden manifestiert sich diese Unruhe in dem Eindruck, dass etwas fehlt, dem Gefühl von Abwesenheit, fast von Trauer.

Es ist, als hätte sich eine Katastrophe ereignet, und nun stehen die Überlebenden wie benommen da. Gleichzeitig gibt es eine Art von Rekonstruktion, von Wiederaufnahme, manchmal von Freude, die auch das Leben in seiner Kontinuität und Kraft trotz aller Schicksalsprüfungen widerspiegelt." [...]

"Es ist ein zerbrechlicher, ungewisser, vergänglicher Stand der Dinge. Der Autor Paul Valéry hat am Ende des Ersten Weltkriegs gesagt: „Wir Kulturvölker wissen jetzt, dass wir sterblich sind.“

Heute wissen wir, dass die Menschheit insgesamt sterblich ist, und dieses Wissen muss uns dabei helfen, zu leben, zu handeln und nicht zu verzweifeln."