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Im Anschluss an die modellhaften und latent bedrückenden, räumlichen Situationen, die die Skulpturen des „Bureau of Implicit Activities“ Tatiana Trouvés evozieren und stilisierend reproduzieren, wird eine Einzelausstellung von Marcel Tyroller den unteren Ausstellungsraum in seiner eigenen räumlichen Präsenz in den Vordergrund treten lassen. Nichtsdestotrotz verbindet die beiden Ausstellungen eine minimalistisch reduzierende Zurückhaltung. Der Münchener Künstler hat kleine Maschinen entwickelt, durch die im Loop ein roter Faden läuft. Die jeweilige Ausrichtung der Maschinen und der Antrieb des Fadens lassen ihn auf die Wände des Ausstellungsraums prallen, an ihnen hinunterlaufen und in die Maschine zurückkehren, bevor sie erneut ihren immerwährenden, unregelmäßigen und von den räumlichen Bedingungen bestimmten Kreis beschreiben, begleitet vom sonoren Surren der Maschinen. Die Wahl des Materials, der farbige Faden, und die Reduziertheit der Form erinnern an den amerikanischen Künstler Fred Sandback (1943 – 2003), der zu den wichtigen Protagonisten der Minimal Art zu zählen ist. Sandback benutzte vornehmlich Fäden in verschiedenen Farben, ein Material, das ihm nicht zuletzt aufgrund des leicht flirrenden, visuell schwer als klar umrissene Linie zu erfassenden Charakters der Fasern gefiel, um auf die jeweilige örtliche Situation bezogene Skulpturen ohne Körper und klare Definition zu entwerfen. Die ruhende Leere der abstrakten Werke Sandbacks übersetzt Marcel Tyroller in ein zeitgenössisches, mechanistisch bewegtes Konzept von minimalistischer Skulptur und überschreitet dessen Grenzen zugleich, hin zu einer malerischen Geste, die in den 1970er Jahren gerade im Zuge von Minimal Art ausgeschlossen wurde. Die Linie des Fadens, die jede Unebenheit der Wand, jede Eigenheit des Raumes aufnimmt und sich ihren Weg sucht, zeichnet ein sich stetig veränderndes Wandbild, das sich der Geradlinigkeit der von Wand zu Wand oder zwischen Decke und Boden gespannten Fäden vov Sandbacks Arbeit „ Untitled (Seven part Vertical Construction) aus dem Jahr 1987 entgegenstellt. Die Gleichförmigkeit wird in der Bewegung herausgefordert. Die Wahrnehmung des Werks wie des Raumes durch den Betrachter wird in eine erkennende, instabile Erfahrung übersetzt, die sich einer festschreibenden Form von Erkenntnis widersetzt. Es entsteht ein nicht zuletzt im Geräusch der Motoren rhythmisiertes Raumbild, das sehendes Erfassen, körperliche Erfahrung von Raum und Hören in einem fortwährenden Kreislauf kurz schließt.

Marcel Tyroller (* 1971 in Regensburg, lebt und arbeitet in München)

1995 – 1998: Studium der Wirtschaftswissenschaften seit 1999: Studium der Physik seit 2005: Studium der Bildhauerei an der Akademie der bildenden Künste München bei Professor Olaf Metzel 2008 Jahresausstellung Akademie der bildenden Künste München Neuland, München „Gedanken zur Revolution“ Spinnereigelände Leipzig 2007 Jahresausstellung Akademie der bildenden Künste München Pasinger Fabrik „Paff 64628“, München

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Marcel Tyroller / Fred Sandback
Kurator: Florian Waldvogel